Wirtschaft | Aus dem Netz

Foodsharing: Teilen, um Müll zu vermeiden

Können wir genügsamer werden, können wir noch sparen, zurückschrauben? Umdenken? Foodsharing oder Mülltauchen: zwei Formen, die dem Zeitgeist entgegenwirken. Und aufrütteln wollen.

82 Kilogramm Lebensmittel wirft jeder Deutsche im Jahr in den Müll, 90 Millionen Tonnen sind es jährlich in der EU. Reduzierung ist möglich, wenn bewusst eingekauft wird, oder wenn Produkte an andere weitergegeben werden. Foodsharing.de wurde ins Leben gerufen, möchte zu mehr Bewusstheit sensibilisieren.

Lena Jakat testet für die Süddeutsche Zeitung die Online-Plattform.

Aber was soll ich nun in meinen virtuellen Essenskorb legen, den ich dem Rest der Welt anbiete? Diese Banane will ich keinem Fremden mehr zumuten. Und das angebrochene Glas Pesto eigentlich auch nicht. Außerdem sind täglich in München etwa zehn Essenskörbe bei Foodsharing online, verteilt über das ganze Stadtgebiet. Wer sollte wegen meiner braunen Banane durch die halbe Stadt fahren? Im Sinne der Ökologie wäre das auch nicht. Am Ende landen Dinge in meinem Korb, die ich vermutlich gar nicht so bald weggeworfen hätte: Eine Packung Mousse au Chocolat in Pulverform, ein Multivitaminsaft, ein Packung getrocknete Datteln, Back-Oblaten, die ich im Advent zu viel gekauft hatte.

Hinter Foodsharing.de steckt das Team des Dokumentarfilms "Taste the Waste". Die Aktivisten aus Köln bieten auf der Partnerseite lebensmittelretter.de außerdem praktische Tipps und Hintergründe an. Haben wir alles verlernt? Lena, die sich mit einer Food-Tauscherin in München getroffen hat, erfährt, dass es reale Orte gibt, an denen Lebensmittel getauscht werden können, "Fairteiler" genannt.

Einmal pro Woche hat er für eine Stunde in den Räumen eines Nachbarschafts-Vereins im Münchner Stadtteil Haidhausen geöffnet. Als ich gegen Ende des ersten Fairteiler-Termins dort ankomme, stapeln sich in der Teeküche leere Pappkartons. In einem liegen noch ein paar Stücke angewelktes Gemüse. "Dieses Projekt war mein guter Vorsatz für 2014", sagt Initiatorin Brigitte Krabichler. Am ersten Tag war der Ansturm groß, die meisten haben über Mundpropaganda oder Facebook von der Aktion erfahren. Aus ökologischer Überzeugung, oder weil das Geld knapp ist, oder beides. "

Proteste gegen die Wegwerfgesellschaft können auch radikaler aussehen. Wenn Mülltaucher beispielsweise in Tonnen eintauchen und beweisen wollen: Ein einfacheres Leben ist möglich, für alle.