Politik | Koalitionssuche

Bozen ist nicht Leifers

Entscheidende Woche für die Koalitionsverhandlungen in den Stichwahl-Städten. Warum die Uhren dabei in Bozen gänzlich anders ticken als in Leifers.

Gerade einmal zwölf Kilometer trennen das Rathaus der Landeshauptstadt von jenem in Leifers.  Mit einem Anteil der italienischsprachigen Bevölkerung von knapp 72% liegt die Unterlandler Stadt nur geringfügig unter den knapp 74% von Bozen. Doch zumindest politisch ist spätestens mit der Abwahl von PD-Bürgermeisterin Liliana di Fede Schluss mit den Parallelen zwischen den beiden Nachbarstädten. Wie anders die Uhren zwischen Bozen und Leifers nun ticken, zeigt sich zum Beispiel an diesem Montag Morgen im Leiferer Rathaus: Um 9.30 Uhr wird der neue Mitte-Rechts-Bürgermeister Christian Bianchi dort eine Delegation der Fünf-Sterne-Bewegung treffen, um ihnen eine Antwort auf jene 14 Punkte zu geben, die Paolo Castelli und seine Leute als Bedingung für die Unterstützung seiner Regierung gestellt haben.

Eine Zusammenarbeit, die in Bozen trotz Rudi Rieders ausdrücklicher Willensbekundung undenkbar ist. Noch dazu findet das  Feilschen zwischen Bianchi und den 5-Stelle-Vertretern aber keineswegs hinter verschlossenen Türen statt. „L'incontro sarà pubblico; i colleghi giornalisti sono invitati a partecipare“, heißt es ausdrücklich in der Ankündigung des Treffens. Ein Satz, von dem die Bozner 5-Stelle-Fraktion nur träumen kann: Bekanntlich warteten sie Ende vergangener Woche bereits das zweite Mal vergeblich auf Luigi Spagnolli, der gar nicht daran dachte, auf ihre Forderung eines öffentlich Treffens einzugehen.

Doch nicht nur die „Grillini“, auch die Lega Nord wird in den beiden Städten unterschiedlich behandelt. Darauf lassen zumindest die jüngsten Richtungsvorgaben von SVP-Stadtobmann Dieter Steger schließen. „Das Modell Leifers ist nicht auf Bozen übertragbar“, sprach er sich am Tag vor dem heutigen ersten Treffen mit den Ökosozialen via RAI Südtirol gegen eine Zusammenarbeit mit der Lega Nord aus.

Ein deutlich freundlicheres Signal in Richtung Cecilia Stefanelli und ihr Mitte-Links Lager als am Freitag, als die Bozner SVP-Granden noch recht deutlich zu verstehen gaben, dass ihnen die Lega oder Neuwahlen lieber wären als einen zu hohen Preis für eine weitere Zusammenarbeit mit den Ökosozialen zu zahlen. Taktik ist eben alles in diesen Tagen – und dazu könne auch zählen, Cecilia Stefanellis Moral ein wenig anzuheben. „Rimango pessimista“, hatte die Bozner Grüne noch am Sonntag im Corriere dell’Alto Adige verlautbart, „ma almeno vedremo se c’è davvero la volontà di arrivare a un programma condiviso“.

Teilen kann man zumindest einzelne Programmpunkte trotz der Beteuerungen Dieter Stegers aber auch mit einem der großen Wahlgewinner dieser Wahl, demonstrierte Luigi Spagnolli an diesem Wochenende auf Twitter: Für Stadtpolizisten im Lido braucht es nicht einmal aufreibende Koalitionsverhandlungen.