Gesellschaft | Familie

Wenn ein Kind zurückstecken muss

Der Dachverband für Soziales hat in einem Fragebogen erhoben, wie es Geschwistern von Kindern mit einer Krankheit oder Behinderung geht. Nun sei Netzwerkarbeit gefragt.
kind_herbst.jpg
Foto: Annie Spratt / Unsplash
Wie es den Geschwistern von einem Kind mit einer chronischen Krankheit, seltener Krankheit und / oder Behinderung geht, das hat die Dienststelle für Patientenorganisationen vom Südtiroler Dachverband für Soziales und Gesundheit in einer Umfrage erhoben. Der Fragebogen war zwischen April und Juni 2023 an alle Mitgliedsorganisationen in Südtirol verschickt worden, 51mal wurde er ausgefüllt.
Geschwister müssen schnell wachsen und sind emotional oft sehr sensibel.
„Die Geschwisterkinder haben es oft im familiären Alltag nicht leicht, da sie sich meistens an die Bedürfnisse des Geschwisters anpassen müssen und manchmal übersehen werden“, erklärt die Dienststelle des Dachverbandes für Soziales in einer Aussendung an die Mitgliedsorganisationen. Ein erstes Arbeitstreffen zu diesem Thema hat mit interessierten Mitgliedsvereinen bereits vergangenen Jänner stattgefunden. Ein weiteres Treffen ist für Oktober geplant, um die Ergebnisse des Fragebogens vorzustellen und zu diskutieren.
„Unser Geschwisterkind hat uns einmal gesagt: ‚Meine Schwester hat es fein, sie darf sein, wie sie ist‘. Das hat uns sehr zum Nachdenken gebracht und uns bewusst gemacht, dass jeder von uns dieselben Wünsche / Bedürfnisse hat, so sein zu dürfen, wie jeder geschaffen ist, ohne Erwartungen! Dies war hilfreich im Umgang mit unserem Geschwisterkind. Wir haben gelernt es in seiner Entwicklung intensiv so zu begleiten, wie es für dieses nötig war“, berichten Betroffene im Rahmen der Erhebung. „Geschwister müssen schnell wachsen und sind emotional oft sehr sensibel“, lautet eine weitere Beobachtung.  
 
rollstuhl.jpg
Behinderung oder Krankheit: Auch Angehörige der Betroffenen brauchen Unterstützung und Freiräume. (Foto: Henry & Co. / Unsplash)
 
Insgesamt betrachtet zeigen die Ergebnisse des Fragebogens, dass besonders bei drei Themenfeldern noch Netzwerkarbeit erforderlich ist: Erstens betrifft das den hohen Bedarf an psychologischer Unterstützung für die ganze Familie, insbesondere für die Geschwisterkinder.
Zweitens haben diese ein starkes Bedürfnis, Zeit allein mit ihren Eltern zu verbringen und benötigen daher weitere Dienste, die das ermöglichen. Gleichzeitig zeige sich ihr Wunsch nach Erfahrungen, bei denen sie einfach nur Kinder sein dürfen. „Dienste und Vereine können Aktivitäten für Geschwisterkinder organisieren, um ihnen diese Möglichkeit zu geben und sie im Mittelpunkt zu stellen, damit sie den Alltag für eine gewisse Zeit vergessen“, so die Dienstelle des Dachverbandes für Soziales. Auch durch eine erweiterte Unterstützung der Familie könne dafür gesorgt werden, dass Eltern mehr Zeit für das Geschwisterkind haben. Drittens belaste die Geschwisterkinder die Ungewissheit in Hinblick auf die Zukunft und ihre fürsorgliche Rolle, wenn die elterliche Unterstützung fehlt, nach dem Motto „Einmal Geschwisterkind, immer Geschwisterkind?“.