Kunst | Clown

O du närrische...

Im zweiten Teil von Siggi Hofers Ausstellung „ti odio“ spielt ein Clown eine Rolle, ebenso wie effizientes Arbeiten. Von Sinn und Unsinn einer Ausstellungsaktivierung.
Siggi Hofer "Ti odio, Part II With A Clown"
Foto: SALTO
  • „Als wäre es nicht schlimm genug gewesen zu Weihnachten Weihnachtsmänner zu zeigen, kommt der Künstler jetzt auch noch mit einem Clown zur Faschingszeit um die Ecke”, kommentiert Siggi Hofer die künstlerische Tätigkeit Siggi Hofers in der E-Mail zur Ausstellung, die darüber informierte, dass für die bis 29. Februar geöffnete Ausstellung „ti odio“ im Bozner Spazio Cut gestern Abend mit „Part II With A Clown“ die zweite Hälfte beginnen sollte. Der Künstler spielt dabei auf die Zumutung an, die eine kritische Auseinandersetzung mit kulturellen Symbolen für einige zu sein scheint. Die performative Grantigkeit - denn wirklichen Hass liefert der Künstler keinen ab - erzeugt eine gewisse ironische Distanz zu den Weihnachtsmännern (nicht: Nikoläuse) und zum neu hinzugekommenen Clown.

    In den beweglichen Aufbau der bewusst einfach gehaltenen Ausstellung mit Rastermalereien ist Bewegung gekommen. Einige der Werke, Satzbausteine aus einem verfremdeten Schlagertext auf Wägelchen mit Kordel haben Platz getauscht, etwas ist hinzugekommen. Neben dem Clown sind ein Geschenkpaket „verspätet von Weihnachten“ und ein mit vier Zeilen in kleiner Schriftgröße kurzer Ausstellungstext auf einer Platte in Bodennähe hinzugekommen. Der Künstler interagiert mit seinem Publikum etwa auch dadurch, dass er bei der Eröffnung zugegen war, aber doch auch nicht.

  • Ti odio: Ob die Ausstellung allen Besuchern als Geschenk erscheint bleibt abzuwarten. Die Werke auf MDF-Platten haben jedenfalls eine gewisse „Das kann ich auch“-Qualität, die den einen oder anderen ärgern dürfte. Foto: SALTO

    Am alkoholfreien Bier nippend beobachtet Siggi Hofer, hält sich bedeckt, folgt den Assoziationen der Besucher, ohne eigene anzubieten, die über Kryptisches hinausgehen, wie: „Es verändert sich schon was, auch wenn man den Eindruck hat, dass sich nichts verändert.“ Hofer spielt mit dem Publikum, das sich der Reihe nach zu den wenigen Worten hinabbückt, die er in Schriftform abgibt. Wie auch mit den Spruchbändern (ein Hinweis auf den Bozner Dom) und den Weihnachtsmännern im Dezember, nun ist das kleine Update ein Spiel mit der Umgebung, den Faschingsumzügen vor der Galerie. Die Regeln dieses Spiels mit dem Kontext? „Die Grundlage allen Tuns müssen die unterschiedlichsten Funktionen sein, die störungsfrei, zweckentsprechend und zeitsparend ausgeübt werden können. Jeder Handgriff muss sitzen und dem richtigen Anlass zugeordnet sein.“, so ein Teil von Hofers Bodensätzen.

    Gerade mit der inhärenten Reproduzierbarkeit dieser Arbeiten entsteht bei mir der Eindruck des wohl effizientesten Ausstellungs-Updates, das ich bislang in Südtirol erleben durfte. Siggi Hofers Kommentar zu anlässlichen Ausstellungen ist, trotz aller Schnelligkeit, mit der er realisiert wurde, ironisch zu lesen. Eigentlich ließe sich aus „ti odio“ auch eine Ganzjahres-Ausstellung machen, die immer wieder ergänzt wird, sinniert Hofer. Bei so viel ambitionierter Effizienz stellt sich daher eine nicht ganz ernst gemeinte Frage zum Abschluss: „Hasst“ Ziggi Hofer am Ende nicht nur Weihnachtsmänner und Clowns, sondern auch seine Arbeit?