Wirtschaft | Landwirtschaft

Bauern am Brenner

Heute beginnt die Protestaktion der Bauern am Brenner. In Absprache mit der Polizei sollen auch ausländische Lebensmitteltransporte kontrolliert werden.
Coldiretti Brenner 2024
Foto: Privat
  • Nach den groß angelegten Demonstrattionen in den Jahren 2013 und 2015 finden rund zwei Monate vor der EU-Wahl erneut Bauernproteste am Brenner statt. Organisiert wird die über drei Tage dauernde Kundgebung vom italienischen Bauernverband Coldiretti, der sowohl den nationalen wie auch den europäischen Institutionen mit Nachdruck seine Forderungen am wichtigsten Grenzübergang der Alpen präsentieren will. Bereits am vergangenen Samstag wurde mit den Aufbauarbeiten begonnen, heute (8. April) werden gegen Mittag die ersten Demonstranten erwartet. 

  • Coldiretti-Bauern am Brenner: Die Protestaktion richtet sich unter anderem gegen Lebensmittelimporte. In Absprache mit der Polizei werden deshalb LKW-Kontrollen durchgeführt. Foto: Privat

    Neben Verbandsvertretern wie Präsident Ettore Prandini werden auch hochrangige Politiker anwesend sein. So hat Landwirtschaftsminister Francesco Lollobrigida bereits sein Kommen zugesagt,  und auch lokale Politiker wie der Trentiner Landehauptmann Maurizio Fugatti und Landwirtschaftslandesrat Luis Walcher werden sich mit den Demonstranten treffen. Zentrales Anliegen des nationalen Bauernverbandes ist der Schutz der italienischen Landwirtschaft bzw. der Schutz der Marke „Made in Italy“. In Absprache mit der Polizei sollen in diesem Zusammenhang ausländische Lebensmitteltransporte kontrolliert werden, deren Ladung für die Weiterverarbeitung und Veredelung in Italien bestimmt ist bzw. auf diese Art und Weise Produkte auf den Markt kommen, die nicht von italienischen Bauern produziert wurden. Insbesondere diese Forderung hat auch lokale Bauernvertreter auf den Plan gerufen, die sich vor allem gegen die Milchtransporte nach Südtirol aussprechen und mit eigenen Aktionen darauf aufmerksam machen wollen. Ein weiteres zentrales Anliegen betrifft die Einkommen, die im Landwirtschaftssektor erzielt werden. Die Kluft, die sich zwischen Erzeuger- und Händlerpreisen aufgetan hat, sei laut Coldiretti nicht länger akzeptabel. 

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Günther Stocker Mo., 08.04.2024 - 10:36

Wo sie denn schon am Brenner sind sollten sie noch Bären und Wölfe jagen.
Nein im Ernst, die traditionellen Bauernverbände sind ja selber schluld am Schlamassel!!

Und die Bauern sollten besser aufpassen wem sie als Interessensvertreter wählen! !

Mo., 08.04.2024 - 10:36 Permalink
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Hartmuth Staffler Mo., 08.04.2024 - 13:17

Der Schuss der italienischen Bauern kann natürlich auch in die Hose gehen. So könnten Bauern anderer Länder gegen den Import italienischer Nudeln protestieren, die nach dem teilweisen Ausfall der Importe aus der Ukraine und den Missernten in Kanada jetzt hauptsächlich aus Hartweizen aus der Türkei hergestellt werden, oder gegen angeblich italienisches Olivenöl, das - wenn überhaupt Oliven verwendet werden - vor allem aus tunesischen Oliven besteht. Es gibt viele gute Gründe, auf italienische Landwirtschaftsprodukte zu verzichten.

Mo., 08.04.2024 - 13:17 Permalink
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Hartmuth Staffler Mo., 08.04.2024 - 13:50

Lustig wird es, wenn italienische Bauern gegen den Import von Schweinefleisch aus Deutschland protestieren und deutsche Bauern gegen den Import von Speck aus Italien.

Mo., 08.04.2024 - 13:50 Permalink
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Salto User
Cicero Mo., 08.04.2024 - 14:10

Es ist weltfremd in einer durch und durch globalisierten Welt die in allen Sektoren arbeitsteilig aufgestellt ist zu glauben, dass Protektionismus auch nur ein Problem lösen könnte. Wie schon von anderen hier geschrieben sind Südtiroler Bauern, italienische Bauern, deutsche Bauern usw. mindestens so stark auf den Export angewiesen, wie sie selbst den Import von landwirtschaftlichen Erzeugnissen verbieten wollen.

Mo., 08.04.2024 - 14:10 Permalink
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Sigmund Kripp Mo., 08.04.2024 - 15:12

Ich denke auch, die Italienischen Bauern mögen ganz still sein, denn auch sie exportieren enorm viel billige Agragrprodukte. Italien ist der größte Weinlieferant nach Deutschland, zu ca. 2 €/Liter....
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/73950/umfrage/wein-deuts…
Das Problem ist - wie heute fast überall - die zu niedrige Besteuerung von Energie! So aber kostet der Transport nichts und alle Waren werden wie blöde herumgekarrt. Zudem sind Massenprodukte billig, weil auch der extrem energieaufwändige Stickstoffdünger nichts kostet. Also gilt: Düngen bis zum Anschlag, ernten bis zum Anschlag.
Eine bedeutend höhere Energiebesteuerung würde dies abstellen und zugleich die biologische und regionale landw. Produktion begünstigen.

Mo., 08.04.2024 - 15:12 Permalink
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Herta Abram Mo., 08.04.2024 - 15:48

@ Sigmund Kripp: Wie in den meisten Wirtschafts- und Gesellschaftsbereichen wird es wohl beides brauchen: kurzfristige Anpassungsschritte mit dem längerfristigen Ziel einer sozial und ökologisch eingebetteten Wirtschafts- und Lebensweise.

Mo., 08.04.2024 - 15:48 Permalink
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Salto User
nobody Mo., 08.04.2024 - 22:06

Das Marktsystem ist faul. Für landwirtschaftliche Produkte (und für viele andere wohl auch) gilt, dass der Handel zu viel abschöpft. Nicht von ungefähr gehören die LIDL/Schwarz zu den reichsten Deutschen.

Mo., 08.04.2024 - 22:06 Permalink