Politik | Legalisierung Drogen

Uruguay: Anbau, Vertrieb und Konsum von Marihuana legal

Weltweit ein Novum: Der Staat Uruguay wird den Drogenhandel selbst in die Hand nehmen, das Gesundheitsministerium wird sich um Anbau und Vertrieb kümmern, zu kaufen gibt es das Marihuana in den Apotheken.

Uruguays Präsident José Mujica hat am Dienstag, 7. Mai eine Verordnung zur Freigabe des Cannabis-Verkaufs unterzeichnet. Uruguayer ab 18 Jahren können künftig bis zu zehn Gramm Marihuana pro Woche in der Apotheke kaufen. Der Preis pro Gramm liegt bei weniger als 70 Cent. Das lateinamerikanische Land war Ende 2013 der erste Staat der Welt, der den Anbau und Verkauf von Cannabis legalisiert hat.

"Einer muss ja den Anfang machen" - zitiert das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" den unkonventionellen Präsidenten, der den Staat selbst zum "Monopol-Produzenten und Großdealer" macht. Der gesetzliche Rahmen dazu umfasst ein Gesetz mit 104 Paragraphen, die jedes Detail zu Anbau, Konsum und Vertrieb des begehrten Krautes festlegen.

Überwachen soll den Drogenhandel das "Institut zur Regulierung und Kontrolle von Cannabis" (IRCCA), das zum Gesundheitsministerium gehört. Das IRCCA stellt die Lizenzen aus und kontrolliert Produktion und Verkauf. 120.000 Menschen in Uruguay konsumieren Regierungsangaben zufolge Marihuana, das 80 Prozent des örtlichen Drogenmarkts ausmacht.

Präsident Mujica hatte den umstrittenen Schritt mit dem erfolglosen Kampf gegen den illegalen Drogenhandel begründet. "Das Problem hinter dem Marihuana ist der Drogenhandel, den fürchte ich mehr als die Drogen". Der in seinem Land sehr beliebte Politiker hat einen äußerst pragmatischen Zugang zu politischen und gesellschaftlichen Themen. Nicht nur bei der Legalisierung von Cannabis, sondern auch bei der Gleichstellung und Gleichberechtigung. In seiner Amtsperiode segnete "Pepe" Mujica eines der liberalsten Abtreibungsgesetze Südamerikas ab. Und dank ihm ist seit 2013 die gleichgeschlechtliche Ehe in dem Land endgültig rechtskräftig. Damit ist Uruguay eines von nur drei südamerikanischen Ländern, das die Homo-Ehe anerkennt.  Für diesen Einsatz und seine eigene, bescheidene Art, zu leben und zu wirken, wurde José Mujica im Februar für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen.