Wirtschaft | Meran
„In zwei Minuten ins Stadtzentrum“
Foto: Gemeinde Meran
Laut der Meran Centrum Parking AG steht der Baubeginn der Kavernengarage in Meran unmittelbar bevor. Zu diesem Anlass betont die Investorengruppe des PPP-Projekts in einer Presseaussendung die Vorteile der Parkgarage für die Stadt und reagiert damit auf die zuletzt laut gewordene Kritik einiger Anrainer:innen, die sich zu der „SOS Kavernengarage“ zusammengeschlossen haben. Heute, dem 8. August, hat sich die Meraner Stadtregierung außerdem mit Vertreter:innen des Komitees SOS-Kavernengarage und Anwohner:innen getroffen, die in unmittelbarer Nähe der drei Fußgängerausgänge des Parkhauses wohnen.
Das Projekt hat auch in der breiten Bevölkerung großen Zuspruch gefunden.
Die Anrainer:innen machten vor kurzem im Rahmen einer Pressekonferenz auf die Lärmbelastung durch den Bau des Küchelbergtunnels aufmerksam. Sie fürchten, dass sich diese beim Bau der Kavernengarage wiederholt und forderten unter anderem ihr Recht auf Nachtruhe ein sowie die Rücksichtnahme auf die Saison der dort ansässigen Gastbetriebe. Zudem stellen sie das Projekt im Hinblick auf Nachhaltigkeit insgesamt in Frage.
Verkehrsberuhigung
Der Präsident der Meran Centrum Parking AG, Georg Oberrauch, findet das schwer nachvollziehbar: „Es ist äußerst befremdlich, dass erst jetzt – unmittelbar vor Baubeginn – von einigen Mitbürger:innen plötzlich grundsätzliche Bedenken geäußert werden.“ Das Jahrhundertprojekt Küchelbergtunnel und Kavernengarage wäre für Meran eine große Erleichterung.
Meran wird mit der Kavernengarage die einzige Stadt in Europa sein, in der man von der Schnellstraße und dem Umland in zwei Minuten ohne Ampel ins Stadtzentrum kommt und dort einen komfortablen Parkplatz vorfindet.
„Das Projekt Kavernengarage wurde von der vergangenen Gemeindeverwaltung vorangetrieben. Der damalige Bürgermeister Paul Rösch hatte den Wettbewerb ausgeschrieben und die Verträge mit dem Wettbewerbssieger unterzeichnet. Die Kavernengarage mit Auto- und Fahrradparkplätzen samt E-Ladestationen für Räder und Pkw wurde als eine grüne Investition für Meran angepriesen. Das Projekt hat auch in der breiten Bevölkerung großen Zuspruch gefunden“, teilt Oberrauch mit.
Neben der Verkehrsentlastung durch den Küchelbergtunnel verschwinde mit der Kavernengarage der „umwelt- und klimaschädliche Parkplatzsuchverkehr von der Oberfläche“, so Oberrauch. „Meran wird mit der Kavernengarage die einzige Stadt in Europa sein, in der man von der Schnellstraße und dem Umland in zwei Minuten ohne Ampel ins Stadtzentrum kommt und dort einen komfortablen Parkplatz vorfindet.“ Von der daraus resultierenden Verkehrsberuhigung in der Stadt würden auch die Bewohner:innen profitieren.
SOS Kavernengarage nimmt an, dass durch die neue Parkgarage im Zentrum noch mehr Tourist:innen in die Stadt kommen. „Dieses Projekt verstärkt den ungewollten Massentourismus“, erklärte die Initiative in ihrer Aussendung. Mit Fertigstellung der Kavernengarage werden laut PPP-Vertrag 300 Parkplätze im Stadtzentrum gestrichen, weil durch das neue Parkhaus im Küchelberg knapp 600 neue Parkplätze dazukommen.
Belastung für Nachbarschaft
Es sei auch für die Meran Centrum Parking AG klar, dass eine Großbaustelle zeitweise Unannehmlichkeiten für unmittelbare Anrainer:innen bedeute. Der Bau des Tunnels habe aber gezeigt, dass sich die Vibrationen immer im gesetzlichen Rahmen bewegten und es zu keinen Schäden gekommen ist. Die Risse bei den Häusern am Küchelberg und am Tappeinerweg erwähnt Oberrauch nicht. Sie sind augenscheinlich zu geringfügig, um als Schäden genannt zu werden.
Wie gesetzlich vorgeschrieben soll beim Bau der Kavernengarage ein Monitoring durchgeführt werden, in dem die Vibrationen wie beim Bau des Küchelbergtunnels aufgezeichnet werden. Beim Tunnel hat inzwischen ein Großteil der Sprengungen stattgefunden und die schwierigste Zeit sei abgeschlossen.
Lärmfrage
Auch die Lärmbelastung spricht Oberrauch an, für die es bei Baustellen keine gesetzlichen Grenzwerte gibt. Allerdings braucht es für lärmerzeugende Tätigkeiten in der Nacht eine Genehmigung des Meraner Bürgermeisters Dario Dal Medico, der sich bereits für die Nachtschichten ausgesprochen hat. „Wir sind uns bewusst, dass die Lärmbelästigung ein erhebliches Problem für die Anlieger:innen bedeutet. Es gibt aber keine Möglichkeit, diese zu vermeiden. Wir können nur danach trachten, die Bauzeit möglichst kurz zu halten – und damit die Störungen. Um das Programm einzuhalten, sind wir gezwungen, auch in der Nacht zu arbeiten“, so Oberrauch.
Es sei mit den Baufirmen vereinbart worden, die lärmintensiven Arbeiten möglichst bei Tag durchzuführen. Mit PAC und CarronBau hätte die Meran Centrum Parking AG zwei erfahrene Unternehmen gewählt, die sich wegen ihrer Korrektheit und Kompetenz in Südtirol „einen sehr guten Namen“ gemacht haben.
Gesprächstermine
Sowohl die Meran Centrum Parking AG als auch die Gemeinde Meran seien bereit, im Dialog mit der Bevölkerung nach sinnvollen und realistischen Lösungen zu suchen – eine Grundsatzdiskussion über die Notwendigkeit des genehmigten Bauprojekts ist also nicht geplant.
Die Termine mit dem Bürgermeister Dario Dal Medico, einer Vertretung der Betreibergesellschaft und der Planungsgruppe sind die Folgenden: Heute, am 8. August haben sie sich mit der Vertretung des Ausgangskondominiums Lauben und der SOS Kavernengarage getroffen. Am 9. August mit der Vertretung beim Ausgang Galileistraße und Pfarrplatz und am 30. August ist eine Informationsveranstaltung im Gemeinderat von Meran geplant.
Zudem soll am 2. September ein Tag der offenen Tür stattfinden, wo Interessierte die Tunnel-Baustelle besichtigen können. In diesem Rahmen sei auch ein Zusammentreffen mit den Bürger:innen geplant, bei dem die Betreiber Rede und Antwort stehen werden.
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Man könnte ja eine
Man könnte ja eine Entschädigung vereinbaren. Z.B. um wie viel sinkt der Wert einer Wohnung, wenn sie dauerhaft dem vermuteten Lärmpegel ausgesetzt ist? Sagen wir um 30%. Dann dividiert man diesen Verlust auf die Bauzeit und die Kavernenbauer müssen jeder betroffenen Wohnung diese Summe auszahlen. Wäre ein Ansatz.
Immerhin. Die
Immerhin. Die Kavernengaragenbetreiber sehen nun die Notwendigkeit zu werben. Wohl auch dank der SOS- Protestbewegung, dem langsam beginnenden Bewusstsein um Klimaschutz, externe Ewigkeitskosten, den multiplen Gefahren und massiven Beeinträchtigungen, von Gesundheitsschäden durch zwangsauferlegten 24-Stunden-Schlafenzug bis 2026 bis zu den Folgen für die ganze Altstadt Meran, wofür, trotz Verursacherprinzip, dennoch aber weder die zukünftige Eigentümerin, die Gemeinde Meran noch die AG der Garagenparkbetreiber Verantwortung übernehmen will. Nicht mal Ersatzleistung für die Betroffenen.
Mit den Anwohnerinnen kann man es machen. Aber schön, dass man (erstmal) geredet hat. Auch wenn die Gemeinde Meran es offenbar nicht mal für notwendig erachtet hat, die Betroffenen auch form- und fristgerecht zu laden und im Vorfeld Akteneinsicht zu gewährleisten. Aber so tickt hier (bürgerorientierte) Verwaltung und das Rechtsverständnis.
Wie auch sonst in der Politik, die neuerdings ansonsten so gerne Nachhaltigkeit im Zeitalter von Klimakatastrophen im Munde führt und dazu gar teure Millionenevents aufführt. Gleichzeitig aber keinen Widerspruch darin sieht, wie hier eine Altstadt zu einer Auto- und Abgasstadt im Interesse einiger weniger Profiteure und Lobbyisten umgebaut wird. Ganz ohne transparente, reale Bürgerinnenteilhabe bzw. Bürgerentscheid. Aber man kennt es: Bürger-innen und insbesondere deren kritisches Nachfragen werden anscheinend immer noch als störend empfunden.