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Busunternehmen ohne Fahrer:innen

Und weil der lokale Arbeitsmarkt leergefegt ist, wird mittlerweile sogar Personal aus Spanien rekrutiert. Über Chancen und Herausforderungen des öffentlichen Personennahverkehrs und der SASA.
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
Der Job des Fahrpersonals ist mit vielen Herausforderungen verbunden.
Foto: Pixabay
  • Welche Hebel in Bewegung gesetzt werden müssen, um die Arbeitsbedingungen des Fahrpersonals zu verbessern, hat das AFI | Arbeitsförderungsinstitut schon vor 10 Jahren im Rahmen einer Studie aufgezeigt.

    Die Qualität der Arbeitsbedingungen von Busfahrer:innen ist ein entscheidender Faktor, um im öffentlichen Personennahverkehr erfolgreich zu sein. Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels in diesem Sektor sind Unternehmen gefordert, attraktive Beschäftigungsverhältnisse zu schaffen und die Herausforderungen des Berufsalltags aktiv anzugehen.

    Eine Studie des AFI | Arbeitsförderungsinstituts aus dem Jahr 2014 hat sich intensiv mit diesen Themen auseinandergesetzt und dabei sowohl die Arbeitsqualität als auch die Chancen und Herausforderungen im öffentlichen Nahverkehr untersucht. Fast zehn Jahre später sind viele der damals identifizierten Probleme immer noch aktuell (oder haben sich sogar noch verstärkt), während andere Handlungsvorschläge hingegen umgesetzt wurden.

    Arbeitsplatzsicherheit und Vielfalt

    Ein wesentlicher Aspekt für eine hohe Arbeitsqualität ist die Sicherheit des Arbeitsplatzes. Viele Unternehmen bieten ihren Mitarbeitenden daher unbefristete Verträge an und berücksichtigen individuelle Anforderungen bei der Einteilung der Arbeitszeiten. Diese Maßnahmen tragen dazu bei, die Arbeitsbedingungen zu verbessern und dem Personalmangel entgegenzuwirken. Gerade beim Blick auf das Fahrpersonal kommen mittlerweile viele Personen aus dem Ausland. Insofern spielt die Integration von Personen aus Osteuropa und dem Maghreb eine wichtige Rolle. Durch eine gezielte Förderung der Vielfalt und des sozialen Zusammenhalts im Unternehmen wird nicht nur das Betriebsklima verbessert, sondern auch ein direkter Beitrag zur Förderung einer inklusiveren Gesellschaft geleistet.

    Die Bedeutung der Technik an Bord

    Die technische Ergonomie im Fuhrpark ist ein weiterer entscheidender Faktor. Investitionen in neue Fahrzeuge, die dem Fahrpersonal mehr Komfort bieten, sind daher von großer Bedeutung. Dies schließt die Berücksichtigung von ergonomischen Gesichtspunkten wie Vibrationen und Lärm mit ein. Eine besondere Herausforderung liegt hierbei in den Interaktionen zwischen Mensch und Fahrzeug hinsichtlich der Support- und Kontrollsysteme an Bord. Hervorzuheben sind Computer, Flottensteuerung und verschiedene Schnittstellen, die dank stetiger technologischer Entwicklungen einen großen Entlastungsfaktor für das Personal darstellen können.

    Widersprüchliche Faktoren

    Die Arbeit im öffentlichen Nahverkehr ist äußerst anspruchsvoll und von einer Vielzahl potenziell widersprüchlicher Anforderungen geprägt. Die Einhaltung enger Fahrpläne, das sichere Fahren, die Betreuung der Fahrgäste sowie die Steuerung der Informations- und Kommunikationssysteme an Bord sind nur einige Beispiele. Diese Tätigkeiten sind oft von kognitiven Fluktuationen und sich wiederholenden, eintönigen Aufgaben begleitet. All das geschieht vor dem Hintergrund eines stetig wachsenden Verkehrsaufkommens, insbesondere im urbanen Bereich. Summiert man all diese Faktoren, führt das dazu, dass das Fahrpersonal insgesamt eine hohe Arbeitsintensität empfindet. Die Arbeitszeiten, einschließlich Urlaubs- und Erholungszeiten, sind im Allgemeinen gut planbar und sehen längere Ruhezeiten vor, allerdings gibt es auch hier Herausforderungen, wie beispielsweise die Turnus- und Nachtarbeit sowie unregelmäßige Pausen und Ruhezeiten.

    Zunehmende Gewalt

    Gewalt am Arbeitsplatz ist mit Blick auf den Transportsektor ein relativ neues Phänomen. Obwohl gewalttätige Handlungen auch heute noch statistisch gesehen relativ selten vorkommen, treten verbale und nicht-verbale Angriffe regelmäßiger auf als noch zum Zeitpunkt der AFI-Studie im Jahr 2014. Dies steht in starkem Kontrast zu einem Arbeitsumfeld, in dem Respekt und Sicherheit an erster Stelle stehen sollten.

    Der Sicherheitsaspekt: präventive wie auch reaktive Elemente müssen her.

    • Schulung und Sensibilisierung der Mitarbeitenden, um potenziell gewalttätige Situationen zu erkennen und angemessen zu reagieren.
    • Einrichtung von Notfallkommunikationssystemen: Mitarbeitende benötigen Zugang zu Notrufsystemen, um im Falle eines Vorfalls sofort Hilfe anzufordern.
    • Präsenz von Sicherheitspersonal an gefährdeten Standorten steigern – das wirkt abschreckend.
    • Unausweichliche Konsequenzen für Täter:nnen: Klare Richtlinien zur Bestrafung von Gewalttäter:innen sollten vorhanden sein.
    • Bereitstellen psychologischer Unterstützung: Mitarbeitenden sollte Zugang zu psychologischer Hilfe geboten werden, um die emotionalen Folgen von Gewalt erfolgreich bewältigen zu können.
    • Neue technologische Lösungen: Moderne Technologie wie Notruf-Apps und GPS-Tracking kann die Sicherheit erhöhen.

     

    Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Qualität der Arbeitsbedingungen von Busfahrer:innen entscheidend für den Erfolg im öffentlichen Personennahverkehr ist. Unternehmen sind gefordert, ihre Mitarbeitenden zu unterstützen und gleichzeitig aktiv an der Verbesserung der Arbeitsbedingungen zu arbeiten. Nur so kann dem Fachkräftemangel entgegengewirkt und ein attraktiver Arbeitsplatz geschaffen werden. Damit man nicht zwingend bis nach Spanien fahren muss, um neues Fahrpersonal anzuwerben.