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Warum Pasta nie gleich schmeckt

Wo Pasta zum ersten Mal entstand, bleibt bis heute ungeklärt. Ein guter Moment, genauer hinzuschauen.
Pasta
Foto: Pexels
  • In Apulien formt man Orecchiette, in Ligurien rollt man Trofie, im Veneto drückt man Bigoli durch die Presse. Jede Region hat ihre eigene Tradition, jede Pasta ihren eigenen Charakter. Wo Pasta jedoch zum ersten Mal entstand, bleibt bis heute ungeklärt. Ein guter Moment, genauer hinzuschauen. 

  • Erste Spuren

    Pasta hat eine lange Geschichte. In etruskischen Gräbern bei Cerveteri fanden Archäologen Nudelholz und Teigrad – eindeutige Hinweise auf frühe Teigverarbeitung. In der römischen Antike taucht der Begriff „lagana“ auf: breite Teigblätter, vermutlich ein Vorläufer der heutigen Lasagne. Apicius schrieb dazu Rezepte, Horaz erwähnte sie in seinen Versen. 

    Viele Kulturen mischten Mehl und Wasser, doch haltbare Pasta braucht Hartweizen mit hohem Proteingehalt. Diese Grundlage war nicht überall vorhanden – die Araber nutzten sie jedoch. Im 9. Jahrhundert tauchen in Texten erstmals getrocknete Hartweizennudeln auf, genannt „Itrya“. 

    Der Geograph Al-Idrisi beschreibt im 12. Jahrhundert, wie in Sizilien Pasta hergestellt und gehandelt wurde. Dort verband sich arabisches Wissen über Trocknung mit den regionalen Zutaten. Auf diese Weise gelangte Hartweizenpasta nach Süditalien und später auch in die Mitte der Halbinsel. 

    Ab dem 16. Jahrhundert wurde Pasta in Neapel zur Volksnahrung. Straßenhändler verkauften sie portionsweise – preiswert, sättigend und überall verfügbar. In Norditalien prägte Eierpasta die Küche: frische Teige mit Ei, wie Tagliatelle oder Tortellini, vor allem in der Emilia-Romagna. 

    Der Süden setzte auf trockene Sorten wie Spaghetti oder Penne, die sich gut lagern ließen. Heute gibt es mehr als hunderte dokumentierte Formen – von Kräuter-Ravioli in Ligurien bis zu Orecchiette mit Gemüse in Apulien. Und Marco Polo? Er brachte die Pasta nicht aus China mit. Sie war in Italien längst bekannt. 

  • Pasta heute

    Ein Blick in die Gegenwart zeigt eine Branche im Wandel. In Italien existieren über 300 Pastasorten – Ausdruck regionaler Tradition und kulinarischer Vielfalt. 

    Seit einiger Zeit etablieren sich neue Produkte: Pasta aus Linsen, Kichererbsen oder Erbsen. Varianten mit Hanf oder Algen gelten als Spezialitäten kleiner Manufakturen. Auch glutenfreie Pasta aus Reis- oder Maismehl wächst stetig. 

    Viele Hersteller arbeiten inzwischen mit Bio-Hartweizen, kurzen Transportwegen und lokalen Mühlen. Nachhaltigkeit wird zum Verkaufsargument. Gleichzeitig hält die Industrie Schritt mit technischen Entwicklungen. 

    Hochwertige Pasta presst man traditionell durch Bronzedüsen. Dadurch entsteht eine raue Oberfläche, an der Sauce besonders gut haftet. Industrielle Produktion setzt dagegen häufig auf Teflondüsen. Sie erzeugen eine glatte, glänzende Pasta, an der weniger Sauce bleibt. 

  • Pasta als Kulturprodukt und Exportschlager

    2024 produzierte Italien 4,14 Millionen Tonnen Pasta. Mehr als 58 Prozent gingen in den Export – in rund 200 Länder. Italien bleibt damit Weltmarktführer bei Milliardenumsätzen. 

    Doch die öffentliche Wahrnehmung hat sich verschoben. Heute geht es nicht nur um Menge oder Preis. Medien berichten über Glutenfreiheit, Bio-Siegel und soziale Standards. Pasta gilt als Symbol für gesunde und nachhaltige Ernährung. Fachjournale untersuchen ihre Rolle in der mediterranen Diät. Lifestyle-Magazine stellen neue Rezepte vor. Diskussionen über Nährwerte und Umweltbilanz gehören inzwischen dazu. 

  • Zutaten, Aromen und Techniken

    Hartweizenpasta besteht aus Grieß von Triticum durum und Wasser. Ihr Aroma wirkt leicht nussig, der Biss fest – besonders, wenn du sie „al dente“ kochst. Eierpasta enthält Weizenmehl, Eier und Salz. Sie schmeckt milder und hat eine weiche, cremige Textur. 

    Die Unterschiede gehen über den Geschmack hinaus. Frische Eierpasta wird direkt verarbeitet, Hartweizenpasta dagegen getrocknet und gelagert. Schon im frühen 20. Jahrhundert dokumentierte man den Begriff und die Praxis des „al dente“-Kochens – heute Standard der italienischen Küche. 

    Traditionelle Techniken reichen vom Handkneten über Ausrollen bis hin zum Pressen, Schneiden oder Füllen. Im Süden trocknete man Pasta früher in der Sonne, im Norden wurde sie frisch auf Märkten verkauft. In der Industrie entsteht aus Hartweizengrieß und Wasser ein elastischer Teig. Er läuft durch Extruder, wird in geformten Matrizen gepresst und in exakt gesteuerten Anlagen getrocknet. So bleibt die Pasta haltbar und bewahrt ihre typische Textur. 

    Regionale Zutaten verändern das sensorische Profil. Pasta mit Kastanienmehl im Apennin, Nudeln mit Wildkräutern im Frühling oder Kürbisfüllungen im Herbst sind Teil dieser Vielfalt. Saisonale Varianten haben ihren festen Platz in den Küchen. 

    Allergene bleiben ein Dauerthema. Gluten und Ei gehören zu den wichtigsten, weshalb Alternativen aus Reis, Mais oder Hülsenfrüchten stark nachgefragt sind. Geschützte geografische Angaben wie „Pasta di Gragnano“ oder „Tortellini di Bologna“ sichern die Herkunft und die regionale Identität. 

  • Pasta:: immer lecker und manchmal sogar bio oder glutenfrei. Foto: Pexels
  • Kategorien

    • Pasta minuta / Pastine: winzige Formen (Suppeneinlagen). 
    • Pasta lunga: Spaghetti, Linguine etc. → leichte Saucen, Öl-basiert. 
    • Pasta corta: Penne, Farfalle, Orecchiette etc. → für Ragouts und stückige Saucen. 
    • Große Pasta: Lasagne, Cannelloni → für Ofengerichte. 
    • Frische Eierpasta: Tagliatelle, Pappardelle → Ragouts, Butter-Saucen. 
    • Gefüllte Pasta: Ravioli, Tortellini etc. → Ricotta/Parmesan, Kürbisfüllungen. 
  • Pasta als Designerprodukt

    Größen, Formen, Oberfläche und Bissgefühl verändern Textur und Sensorik und schaffen so ein  einzigartiges  Geschmackserlebnis. Form und Sauce sind untrennbar verbunden. 

    3D-Drucker formen personalisierte Pastaformen für gehobene Restaurants, um besondere Erlebnisse zu schaffen. Beispielhafte Designs reichen von Blüten über Herzen bis hin zu ausgefallenen Mustern, die mit herkömmlichen Methoden kaum umsetzbar wären. 

  • Nudelige Vielfalt: Foto: Hanno Innerhofer
  • Praxistipps für deine Küche

    Salz ist der erste Schritt: Zehn Gramm pro Liter Wasser gelten als Maß. Nur sprudelnd kochendes Wasser eignet sich für Pasta. Nudeln hinein, gelegentlich rühren – so kleben sie nicht zusammen. 

    Frische Pasta braucht nur wenige Minuten. Getrocknete Pasta variiert nach Form, meist zwischen acht und zwölf Minuten. Teste immer kurz vor Ende der angegebenen Zeit. Nur so triffst du den „al dente“-Moment. 

    Hebe dir etwas Kochwasser auf. Die enthaltene Stärke bindet Saucen und sorgt für seidige Konsistenz. Ein Löffel reicht oft, um mehr Cremigkeit zu erzeugen.   

    Experimentiere mit regionalen Zutaten und Füllungen. Kürbis im Herbst, Spargel im Frühling, Kräuter im Sommer – so verbindest du Saison und Tradition. Für glutenfreie Varianten achte auf kürzere Garzeiten, sonst zerfallen sie. 

    Lagere getrocknete Pasta trocken und kühl. Frische Pasta hält im Kühlschrank nur wenige Tage, im Gefrierfach länger. Wer öfter selbst macht, investiert in ein einfaches Nudelholz oder eine Maschine – Handarbeit bleibt geschmacklich spürbar. 

    Und zuletzt: hab Mut zu neuen Sorten. Pasta aus Hülsenfrüchten bringt mehr Eiweiß, Pasta mit Algen einen Hauch Meer.   

  • Unterschiede, die über den Geschmack hinausgehen...: Foto: Hanno Innerhofer
  • Rezept: Penne alla Vodka

     Das erste Rezept für ein Pastagericht mit Wodka stammt aus dem Jahr 1974, als der Schauspieler Ugo Tognazzi – ein Liebhaber guter Küche und selbst leidenschaftlicher Hobbykoch für seine Freunde – das Kochbuch L’Abbuffone veröffentlichte.In den 1980er-Jahren galt Penne alla Vodka als Szene-Rezept in Diskotheken, Nachtclubs und trendigen Lokalen. 

    Zubereitungszeit: 20 Minuten (ohne Nudelgarzeit) 

    ZUTATEN (für 4 Personen) 

    • 400 g Penne   
    • 2 EL Olivenöl 
    • 1 kleine Zwiebel, fein gewürfelt 
    • 2 Knoblauchzehen, fein gehackt 
    • 1 TL Chiliflocken (nach Geschmack) 
    • 100 ml Wodka (mind. 40 % Vol.) 
    • 400 g stückige Tomaten (Dose) 
    • 200 ml Schlagsahne (oder pflanzliche Alternative) 
    • 100 g Parmesan, frisch gerieben (+ extra zum Servieren) 
    • 1 TL Zucker (neutralisiert Säure) 
    • Salz & frisch gemahlener Pfeffer 
    • 1 Handvoll frischer Basilikum, grob gehackt 

    ZUBEREITUNG 

    1. Nudeln kochen: Penne in reichlich Salzwasser nach Packungsanweisung al dente garen. 1 Tasse Nudelwasser auffangen, dann abgießen. 
    2. Sofrito anbraten: Olivenöl in einer Pfanne erhitzen, Zwiebel und Knoblauch glasig dünsten. Chiliflocken kurz mitrösten – nicht verbrennen lassen! 
    3. Wodka ablöschen: Mit Wodka ablöschen und etwa 2-3 Minuten einkochen lassen – der Alkohol verfliegt, das Aroma bleibt.   
    4. Sauce verfeinern: Stückige Tomaten, Zucker und die Hälfte des Nudelwassers (½ Tasse) zugeben. 5 Minuten köcheln lassen, bis die Sauce leicht eingedickt ist. Sahne unterrühren, weitere 3 Minuten ziehen lassen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. 
    5. Kombinieren: Nudeln in die Sauce geben, Parmesan und Basilikum unterheben. Bei Bedarf mit restlichem Nudelwasser cremiger abschmecken. 

     

    TIPP: Die Sauce nicht zu lange kochen – die Sahne sollte nicht gerinnen! 

    • Resteverwertung: Übrige Sauce eignet sich perfekt als Basis für eine „Pizza alla Vodka“ – einfach mit Mozzarella belegen und backen! 
    • Variation: Für mehr Umami 1 EL Tomatenmark mit anbraten. 

     

    VEGANE VARIANTE 

     Für eine vegane Version einfach die Sahne durch Kokosmilch ersetzen und den Parmesan mit Hefeflocken oder veganem Hartkäse strecken. 

    FOOD-PAIRING 

    • Klassisch: Knuspriges Ciabatta zum Dippen / Grüner Salat mit Balsamico-Dressing 
    • Modern: Gebackene Zucchini-Chips (dünn geschnitten, mit Olivenöl und Salz im Ofen knusprig gebacken) / Gerösteter Fenchel mit Zitrone und Meersalz 
       

    DEKO/SERVIERVORSCHLAG 

    Mit frischem Basilikum, Parmesanspänen und einem Hauch Chiliflocken garnieren – la dolce vita auf dem Teller! 

     

    NÄHRWERTE PRO PERSON 

    • Kalorien: 620 kcal 
    • Eiweiß: 18 g 
    • Fett: 22 g (davon gesättigte Fettsäuren: 10 g) 
    • Kohlenhydrate: 80 g 

    Hinweis: Richtwerte, basierend auf Standard-Nährwertdatenbanken.