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Klaviatur der Fotografie

Im Bozner Merkantilgebäude werden Fotos des Pianostars Arturo Benedetti Michelangeli gezeigt. Im Rahmen einer fotografischen Zeitreise mit Enrico und Luca Pedrotti.
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Foto: Salto.bz

In Brescia 1920 geboren, in Lugano 1995 verstorben – und nun in mehreren Schwarzweißfotografien im Bozner Merkantilgebäude zu sehen: der legendäre Pianist Arturo Benedetti Michelangeli ist das gängige Motiv der Fotoschau Portraits von Enrico und Luca Pedrotti. Bereits 2021 am Konservatorium Monteverdi in Bozen eröffnet und erfolgreich bei Publikum und Kritik, ist die Ausstellung bis an Michealangelis Geburtstag (5. Jänner) im Merkantilgebäude in Bozen zu sehen, bevor die fotografisch-musikalische Reise 2023 ins benachbarte Trentino weiterzieht. 

Das Klavierwunder

Als junger erfolgreicher Pianist kam Benedetti Michelangeli bereits in den frühen 1940er Jahren für Konzerte nach Bozen. Und er blieb mit der Stadt bis zu seinem Tod in Verbindung. Bereits mit vier Jahren war er in das Istituto Musicale Antonio Venturi in Brescia eingetreten und nur zehn Jahre später erwarb er das Diplom in Klavier. Zwischen 1936 und 1938 zeichnete sich Michelangeli durch mehrere Erfolge bei nationalen Klavierwettbewerben aus. 1939 war er erster Sieger beim großen Concours de Genève. In schwärmerischen Rezensionen zu einem Konzert 1942 in Bozen wurde der junge Star, als „perfekter Techniker“ und Interpret mit einer großen „musikalischen Erfahrung“ bezeichnet, „der an ein Wunder erinnert.“
 

Das zu voller Reife entfaltete Können des Künstlers meisterte mit spielerischer Leichtigkeit und edelster Tonsprache das außerordentlich anspruchsvolle Programm, das von der klassischen Grundlage Bach-Busoni über den Impressionismus Ravels und die Musikträume Debussys zur glanzvollen Farbenpracht Strawinkys führte.
(26. Juni 1946)


Mehrere Zeitungen in Bozen schrieben über einen Konzertabend und bewunderten die „wahrhaft unvergessliche Kunst des brillanten Pianisten Arturo Benedetti Michelangeli aus Brescia.“ Grade mal Anfang zwanzig sicherte er sich die Aufmerksamkeit des europäischen Publikums. Die Menschen waren begeistert darüber, wie Benedetti Michelangeli „seine wunderschönen Finger in die Klaviatur des Steinway versenkte“, worauf sich „ein Hauch aufmerksamer Stille“ ausbreitete. 
 


Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs verstärkte Michelangeli eine Reisetätigkeit nach Bozen. 1949 wurde er von Cesare Nordio zum Professor am Konservatorium Claudio Monteverdi in Bozen berufen, mit dem er im selben Jahr den internationalen Klavierwettbewerb Ferruccio Busoni gründete – historischer Anlass war das 25. Todesjahr von Busoni gewesen.
 

Für die Musikstadt Bozen bedeutet die Nachricht, daß Arturo Benedetti Michelangeli, der in der ganzen Musikwelt berühmte Meister seines Instruments, den Ruf vieler großer Städte abgelehnt und Bozen vorgezogen hat, eine hohe Ehrung.
(31. Oktober 1950)


Der Mitbegründer des Busoni-Wettbewerbs, war nicht nur Mitglied der Jury, sondern stiftete sogar eine Prämie (für den zweiten Preis) von 200.000 Lire, „welche auf seinen Namen lauten wird“, wie es hieß. Die Siegerprämie von 500.000 Lire wurde hingegen von der Bozner Mustermesse gestiftet. Dem oder der Sieger*in winkten ein Konzertflügel und das Engagement für siebzehn Konzerte in den größten Sälen Italiens (Mailänder Scala, Florenz, Rom, Bologna…).
Nachdem im ersten Busoni-Jahre der erste Preis allerdings nicht vergeben wurde, sicherte sich Lodovico Lessona Platz zwei, vor Rossana Orlandini und vor dem später bekannt gewordenen Österreicher Alfred Brendel, der wie Michelangeli ebenfalls am 5. Jänner geboren wurde, nur 11 Jahre nach dem bereits international erfolgreichen Pianisten und Busoni-Juror.
 


Benedetti Michelangeli war eine internationale Größe und landete nicht nur wegen seines Klavierspiels in den Gazetten. Anfang der 1950er Jahre war er sogar zweimal Opfer von Diebstählen: einmal wurde ihm das Auto in Mailand entwendet und wenige Monate später 100.000 Lire aus seiner Jacke im Bozner Hotel Roma. Etliche Jahre bewohnte Benedetti Michelangeli das Schloss Paschbach in Eppan, wo noch heute sein Klavier steht. Obwohl er seine Unterrichtstätigkeit am Monteverdi aufgab und sich für die Schweiz als Wohnort entschied, blieb Bozen – auch aufgrund des Kaufs einer Sommerresidenz in Rabbi (Trient) – bis an sein Lebensende sein offizieller Wohnsitz.

Die Fotografen

Die Fotos in der Ausstellung stammen von Enrico und Luca Pedrotti, Michelangelis offizielle Fotografen. Enrico Pedrotti (1905-1965) machte sich vor allem zwischen den 1920er und den 1960er-Jahren als Fotograf einen Namen. In Trient von Giuseppe Brunner ausgebildet, eröffnete er 1929 gemeinsam mit seinen Brüdern ein Studio und konzentrierte sich zunächst auf das Fotografieren von Bergen und alpinen Sportarten. Aufgrund seines frühen Interesses für die Spiele von Licht und Schatten gilt er als einer der Vorläufer der High-Key-Fotografie, bei der weiches Licht und niedrige Kontraste vorherrschen. Im Jahr 1937 verließ er den Familienbetrieb und zog nach Bozen, wo er sich in seinem Atelier in der Mustergasse der Portrait- sowie der Industrie- und Werbefotografie zuwandte. Seine Freundschaft mit Arturo Benedetti Michelangeli begann während eines Konzerts des jungen Pianostars in Brescia im Jahr 1936 und blieb bestehen.
 


Im Zuge seiner Besuche im Hause Pedrotti freundete sich Benedetti Michelangeli schließlich auch mit Enricos Sohn Luca an. Geboren 1943 in Bozen, erlernte Luca Pedrotti die Kunst des Fotografierens von seinem Vater und begann seine berufliche Karriere in seiner Heimatstadt. Er arbeitete für zahlreiche lokale und nationale öffentliche Körperschaften und hatte ein Faible für die Gigantografie. Er arbeitete mit dem Bozner Teatro Stabile ebenso zusammen wie mit verschiedenen künstlerischen Institutionen im In- und Ausland. Zudem betrieb er eine rege Forschungstätigkeit. Arturo Benedetti Michelangeli machte den Experten für die Ablichtung industrieller Architektur sowie für Portraits schließlich zu seinem offiziellen Fotografen.