Umwelt | Landwirtschaft

Operation Samurai

Man will die marmorierte Baumwanze in Südtirol durch die Samurai-Wespe bekämpfen werden. Der Landtag muss jetzt die gesetzlichen Voraussetzungen dafür schaffen.
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Foto: upi
Am Mittwoch dieser Woche wurde das Landesgesetzentwurf Nr.45/19 den zuständigen Gesetzgebungsausschüssen des Landtages übermittelt. Mit dem von der Landesregierung eingebrachten Omnibusgesetz werden neue gesetzliche Regelungen und Änderungen in verschiedensten Bereichen vorgesehen.
Darunter auch ein Passus auf den Südtirols Landwirtschaft inständig wartet. Es geht dabei um die Marmorierte Baumwanze.
 

Der Stinker

 
Bereits vor Jahren wurde die aus die Asien stammende Marmorierte Baumwanze (Halyomorpha halys) nach Europa eingeschleppt. Seit 2016 tritt der Schädling auch in Südtirol auf. 
In der Zeit von Juni bis August legen die Weibchen der Maromierten Baumwanze zwischen 50 und 150 Eier in mehreren Gelegen auf der Unterseite der Blätter ab. Während ihrer Entwicklung durchlaufen die Larven fünf Stadien und saugen an den Blättern Pflanzensaft. Ab September finden sich die Wanzen in Gruppen zusammen und suchen Ritzen und Spalten für die Überwinterung. Solche Überwinterungsquartiere finden die Baumwanzen vor allem an Hauswänden, Fenster- und Türrahmen.
 
 
Die Marmorierte Baumwanze verursacht Schäden an verschiedenen Obstarten, Beeren, Reben und Gemüse. Angestochene Früchte und Gemüse entwickeln Flecken und Nekrosen.
Durch die Saugtätigkeit der Larven sind an Äpfeln dunkle, eingefallene Stellen sichtbar. Beim Gemüse, wie beispielsweise bei Paprika oder Tomate, hellt sich das angestochene Gewebe auf, erscheint weiß und schwammig.
Werden Früchte bereits in ihrer frühen Entwicklungsphase von der Marmorierten Baumwanze angestochen, verwachsen die beschädigten Stellen und verformen sich. An den Blättern bilden sich sind infolge der Saugtätigkeit helle Flecken. Die Baumwanze sondernt zudem einen sehr intensiven und unangenehmen Geruch aus.
Weil sich der Schädling in gewissen Gegenden in Südtirol äußerst schnell verbreitet und großen Schaden vor allem im Obstbau anrichtet, versucht man am landwirtschaftlichen Versuchszentrum Laimburg seit rund zwei Jahren Gegenmaßnahmen zu erforschen. Dabei setzt man auf einen natürlichen Gegenspieler.
 

Der Gegenspieler

 
Seit 2019 untersuchen die Experten der Arbeitsgruppe „Entomologie“ des Versuchszentrums Laimburg zwei Wespenarten, die ebenfalls aus Asien stammen. Dabei setzt man vor allem auf die sogenannte Samurai-Wespe (Trissolcus japonicus).
 
 
Der Vorgang dabei: Die Larven dieser parasitischen Wespen fressen die Eier der Baumwanze von innen aus und töten ihren Wirt. Nach 2 bis 3 Wochen schlüpfen aus den Wanzeneiern kleine Wespen.
Von Anfang an wurde diese Untersuchung dabei eng mit dem staatlichen CREA (Consiglio per la ricerca in agricoltura e l’analisi dell’economia agraria) abgestimmt. Dieses Gremium gibt das entscheidende Gutachten ab, ob man nichtheimische Tierarten einführen darf oder nicht.
Die Versuche mit der Samurai-Wespe die Marmorierte Baumwanze zu bekämpfen sind dabei äußerst positiv ausgefallen. Auch die CREA hat grünes Licht für diese Gegenmaßnahme gegeben.
Damit will man jetzt in Südtirol von der Testphase zur Anwendung übergehen. Doch dafür fehlt bisher noch die gesetzliche Grundlage.
 

Das Gesetz

 
Um die Samurai-Wespe in Südtirol aussetzen zu können, bedarf es jetzt einer Anpassung der Landesgesetzgebung.
Der Staat hat in dieser Hinsicht seine Hausaufgaben bereits gemacht. Im Juli 2019 wurde ein Dekret erlassen, das vorsieht, dass die Ansiedlung nicht autochthoner Arten und Populationen aus Gründen des öffentlichen Interesses auf Anfrage der Regionen und Autonomen Provinzen Trient und Bozen ermächtigt werden kann. Diese Ermächtigung wird vom Ministerium für Umwelt, Landschafts- und Meeresschutz erteilt. 
Damit man diese Ausnahmeregelung in Südtirol aber anwenden kann, bedarf es einer Änderung des Südtiroler Naturschutzgesetzes. Denn Artikel 12 dieses Landesgesetzes sieht ein allgemeines Verbot vor, gebietsfremde Tiere in der freien Natur anzusiedeln. Demnach ist die in der staatlichen Regelung vorgesehene Möglichkeit derzeit in Südtirol nicht anwendbar.
Im jetzt vorgelegten Omnibus-Gesetz ist deshalb eine Änderung dieses Passus enthalten. Der Landtag soll so in den nächsten Monaten die Weiche stellen, damit die „Operation Samurai“ im Frühsommer beginnen kann.