salto.music | Geena B. Valentine

Live im Pinzoner Keller

Es war – wie Rufus es nannte – „unser Hauskonzert”, ein gemeinsamer Auftritt unter Freunden, mit Freunden, das einmal im Jahr gespielt wird. Wir waren dabei.
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Foto: rhd
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Pinzon ist ein ganz kleines Dorf, das am Berghang zwischen Neumarkt und Montan liegt. Es ist pures Unterland. Weinberge, schöne alte Häuser, Pflastersteine, Dorfbrunnen, und in Pinzon gibt es den Pinzoner Keller, ein Restaurant mit dem Flair eines Buschenschanks, mit alten Kellermauern, wie man sie eben aus dem Unterland kennt.

Für 20.30 Uhr war das Konzert der aus Neumarkt stammende Band um Geena B. Valentine angesagt, ein Konzert, das – wie uns Hauptsongschreiber Andreas „Rufus” Geier vor dem Auftritt erzählt – jedes Jahr stattfindet und als ein traditionelles Treffen unter Freunden zu sehen ist. Der Pinzoner Keller ist gut gefüllt und die Band lässt sich nicht drängeln, wartet mit dem Gig bis alle gegessen haben.

Zudem sollte es das einzige Konzert sein, das 2022, zumindest im Raum Neumarkt, gespielt wird. Rufus ist diesbezüglich nicht naiv, die Auftrittsmöglichkeiten im Unterland ind spärlich gesät. Wenn etwa passieren soll, dann nur das was man selbst macht. Auch dieses Konzert geht auf ihn, auf seine Initiative, zurück.
 

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Führte mit viel Witz und Selbstironie durch das gesamte Konzert: Andreas „Rufus” Geier, von dem auch die allermeisten Songs stammen. Foto: rhd

 

Die Band hatte ihre Instrumente in einer Ecke aufgestellt. Eine kleine Anlage, Schlagzeug, Verstärker, Keyboard ... bei acht Musikern und Musikerinnen kommt einiges an Material zusammen. Techniker gab es übrigens keinen, der sich um den Gesamtsound während des Auftritts gekümmert hat, was wurde einmal beim Soundcheck gemacht und notfalls nachjustiert.

Situation, Stimmung und Sound ließen an die gelassene Atmosphäre im Proberaum denken. Was eine angenehme Abwechslung zu den vielfach bemühten, posenden Bands ist. Da stört auch der eine oder andere verfehlte Übergang und die etwas „offenen” Enden der Songs nicht.

Geena B. Valentine und ihre Band spielen zwei Sets und – neben Robert Johnson's „Walking Blues“ und die Zugabe „The Spider And The Fly” von den Stones – vor allem eigenes Material. Das aktuelle Album „White Mice” spielte an diesem Abend leider keine zentrale Rolle, was wohl u.a. auch damit zu tun hat, dass das auch als Vinyl vorliegende Album mittlerweile schon fast ein Jahr alt ist und die Band schon wieder genügend Stoff für einen Nachfolger hat.

 

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Hat sich eine Cigar-Box-Gitarre mit nur drei Saiten aus den Staaten geholt und prompt wirkungsvoll eingesetzt: Rufus (ganz links) switchte während des Konzertes zwischen Gitarre, Keyboard und „Cigar-Box” hin und her. Foto: rhd

 

Dennoch, einige Songs aus „White Mice” kommen zum Zuge: Die Video-Single „This Song” zum Beispiel, „Just One Word”, oder die an Adele erinnernde Powerballade „I Don't Wanna Fall in Love”.

Aber am besten war die Band, wenn es irgendwie Richtung Bob Dylan ging und man Country-Einflüsse wahrnehmen konnte, oder auch – wie in „All The World Is Green” – Gospel-Elemente zum Zuge kommen. Oder, wenn mit lockerer Experimentiertfreude eine so genannte Cigar-Box-Gitarre zum Einsatz kam, ein dreisaitiges Instrument, das noch dazu – mit erstaunlicher Wirkung – verzerrt gespielt wird. 

Geena B. Valentine und Band hielten auf alle Fälle eine breite musikalische Palette für da Publikum bereit und dieses wusste die Performance zu schätzen. Rufus macht seinen Job als Käpt'n des Schiffs gut, hielt Band und Songs zusammen und wusste das Publikum mit seinem besonderen Humor zu unterhalten.

 

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Eine schöne Stimme für schöne Songs: Geena hat ihren Auftritt genossen. Foto: rhd

 

Das Konzert hatte einen besonderen Charm, kein Zweifel: Eine Band lädt die Freunde ein, zieht den Gig durch, auch wenn etwas mehr an Proben gut gewesen wären. Die Musik ist abwechslungsreich und immer wieder fallen gute Songs ins Ohr. Rufus und Geena genießen den Abend ganz offensichtlich, während sich die restlichen Musiker und Musikerinnen sich doch einigermaßen zurückhalten.

Aber das passt so wie es war. Das Konzert im Pinzoner Keller letzten Freitag Abend hätte auch vor X Jahren stattfinden können, irgendwo sonst auf diesem Planeten. Es zeigte eine Band, eine Hand voll Musikerinnen und Musiker, die ihre Lieder vor Leuten spielen wollen und dafür eine geeignete Location gefunden haben. Ohne irgendwelche Vorbehalte oder besonderen Ansprüche. Unverkrampfter und echter kann man Bands eigentlich nicht erleben. Es sind genau diese Orte, diese Konzerte, wo (Live-)Musik anfängt.

 

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Die komplette Band (v.l.n.r.): Andreas „Rufus” Geier (Keyboard, Gitarre, Stimme), Werner Walter (Bass), Georg Faller (Schlagzeug), Barbara „Geena” Trentini (Stimme), Fabrizio Civetta (Gitarre), Christian Scarabello (Perkussionen, Querflöte), Evelyn Kasal (Backing Vocals), und Kato T. (Violine). Foto: rhd

 

Es ist übrigens nicht das einzige Konzert, das Geena B. Valentine und ihre Band heuer spielen werden. Gegen Ende des Auftritts verkündet Geena, dass der nächste Auftritt der Band am 4. Juni 2022 sein wird, und zwar im Kunstforum in Neumarkt. Das Post-Corona-Jahr beginnt gut für Rufus, Geena und Band.
 

Link:

Homepage: https://www.geenabvalentine.com
Album „White Mice”: https://store.tidal.com/it/album/181137920
Spotify: https://open.spotify.com/artist/3HFK7yz1cBvKsHbMYqW5u4