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Unfreiwilliger Abgang

Die Präsidenten des Verwaltungs- und Aufsichtsrates, sowie der Direktor der Raiffeisenkasse Lana mussten auf Anraten der Bankenaufsicht gehen. Die Hintergründe.
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Foto: raika lana
 
Eigentlich gibt es Grund zur Freude.
Als sich die Mitglieder der Raiffeisenkasse Lana am 27. April zu ihrer Vollversammlung treffen, ist die gute Nachricht genau eine Woche alt. Das Verwaltungsgericht Latium hatte am 20. April eine 26,3-Millionen-Euro-Strafe annulliert, die die italienische Wettbewerbsbehörde AGCM gegen 14 Südtiroler Raiffeisenkasse wegen unerlaubter Absprachen und Kartellbildung verhängt hatte.
Die richterliche Verfügung ist für die Lananer Raika ein Geschenk Gottes. Immerhin war die Burggräfler Bank zu einer Strafe von 2.130.311 Euro verdonnert worden. Dieses Strafzahlung erspart sich die Bank jetzt.
Dennoch kommt an diesem Donnerstagabend im Raiffeisenhaus Lana keine Jubelstimmung auf. „Es war eine absurde Situation“, sagt ein langjähriges Mitglied zu salto.bz.
 

Ein Schock

 
Auf der Tagesordnung der Vollversammlung stehen an diesem Abend auch die Neuwahlen von Verwaltungs- und Aufsichtsrat. Beide Gremien sind nach dreijähriger Amtszeit mit der Bilanzgenehmigung 2016 verfallen.
Der Großteil der Anwesenden an diesem Abend geht davon aus, dass es sich bei der Wahl mehr oder weniger um eine Routineveranstaltung handeln wird. Vor allem ist man der Auffassung, dass die Spitze der Bank unverändert bleibt.
Doch es kommt völlig anders. Zuerst erklären Obmann Hans Telser und der Präsident des Aufsichtsrates Reinhold Kofler, dass sie nicht mehr kandidieren werden. Auch Vizeobmann Alois Schenk schränkt ein, dass er nur mehr als einfaches Mitglied des Verwaltungsrates zur Wahl antreten werde.
Als dann klar wird, dass auch der langjährige Direktor der Bank Hubert Wegleiter, die Bank verlassen und umgehend in Rente gehen wird, ist die Spannung im Saal zum Greifen. Ein Mitglied: „Nur ganz Wenige waren eingeweiht, für die Meisten im Saal war es ein Schock“.
 

Der Wechsel

 
Auf Nachfragen der Mitglieder kommen für diesen radikalen Wechsel ein paar sehr schwache Erklärungsversuche. „Man habe keine Lust mehr“, ist der Grundtenor. Der Obmann und Verwaltungsratspräsident Hans Telser tischt zudem eine andere Geschichte auf. Der Lananer Rechtsanwalt, der seit 2011 der Raika Lana vorsteht, erklärt offen, dass er wegen verschiedener Differenzen mit dem Raiffeisenverband persona non grata sei. Deshalb trete er nicht mehr zur Wahl an.
 
So werden an diesem Abend Harald Werth zum neuen Obmann und Petra Weiss zur neuen Stellvertreterin gewählt. Neuer Präsident des Aufsichtsrates wird Johannes Alber. Florian Torggler und Patrik Turini ziehen in den Verwaltungsrat und Markus Stocker in den Aufsichtsrat neu ein. Die Direktion der Bank übernimmt wenig später der bisherige Vizedirektor Hansjörg Kuen.
Allen im Saal war nach der Wahl klar“, sagt einer der Anwesenden, „dass hier etwas nicht stimmt“.
 

Die Hintergründe

 
Dass dieser Wechsel alles andere als freiwillig erfolgte, wird an einem Detail mehr als deutlich. Am Vormittag des 27. April tagt in Bozen auch die Gesellschafterversammlung der Raiffeisen Landesbank Südtirol. Auch hier werden die Bilanz genehmigt und der Verwaltungsrat und Aufsichtsrat für die nächsten drei Jahre gewählt. Dabei wird ein Teil der amtierenden Verwaltungsräte bestätigt. Der Lananer Obmann Hans Telser ist seit Jahren auch Vize-Obmann der Landesbank. Er wird in dieser Funktion für weitere drei Jahre bestätigt.
Dass er am selben Abend in Lana gehen muss, hat in Wirklichkeit einen ganz anderen Hintergrund. Ab dem 31. Jänner 2017 unterzieht die Banca d´ Italia die Raiffeisenkasse Lana einer erweiterten Inspektion. Die Inspektoren kommen dabei zum Schluss, dass die Geschäftsführung der Bank so nicht mehr tragbar sei. Die Raiffeisenkasse Lana hat 2015 einen Verlust von 2.131.392 Euro gemacht, 2016 kam es zu einem Verlust von 1.919.326. Euro. Es sind keine großen Summen. Dazu kommen jetzt noch einige größere Forderungsausfälle.
Die Banca d´ Italia hat nach der Inspektion der Lananer Genossenschaftsbank und dem Raiffeisenverband aber mit Nachdruck nahegelegt, die Führung der Raika Land auszutauschen. Alle jene Funktionäre, die seit 2011 im Amt sind, sollten gehen oder in die zweite Reihe zurücktreten. Zudem wünschte die Bankenaufsicht einen Wechsel in der Direktion der Bank. Die Vorgabe: Es brauche einen neuen Direktor, der von außen kommt. Deshalb dürfte Hansjörg Kuen die Bank nur interimistisch leiten, bis der neue Mann gefunden ist.
Geredet soll darüber nicht werden. Denn Diskretion ist bei Banken erstes Gebot. Vor allem wenn es um die eigenen Ausrutscher geht.