Foto: Helmut Gross
Umwelt | Ozon

Sommerluft

Bei Hitzewellen, wie Südtirol sie gerade erlebt, fällt oft das Schlagwort Ozon. Wie es entsteht und welche Auswirkungen es auf den Menschen hat. Und wer das Pech hat, durch die saubere Luft trotzdem das Ozon zu kassieren.

Wenn von Ozon die Rede ist, muss grundsätzlich zwischen zwei Arten unterschieden werden: dem Ozon hoch über unseren Köpfen, in der Stratosphäre. Und dem bodennahen Ozon. Ersteres ist äußerst wichtig für das Leben auf der Erde, es schützt vor zu intensiver UV-Strahlung. Das bodennahe Ozon hingegen ist weniger hilfreich, im Gegenteil: Es kann für uns Menschen ziemlich gefährlich werden.
„Während die Hitze Auswirkungen auf den Herzkreislauf hat“, erklärt die Ärztin Gunde Kompatscher, „kann Ozon die Atemwege schädigen“. Es komme neben Reizungen der Schleimhaut, Entzündungen im Lungenbereich auch zu Augenproblemen, berichtet Kompatscher. „Asthmatiker leiden sehr darunter, für Kinder und Senioren ist das Thema ebenfalls heikel“, sagt die Ärztin. Im Sommer habe sie deshalb aber trotzdem nicht mehr Arbeit. „Es gibt nicht so viele Patienten, die nur wegen ihrer Probleme mit dem Ozon zu mir kommen“, so Kompatscher.

Lässt sich das bodennahe Ozon eindämmen? „Nein“, weiß Luca Verdi, Direktor des Labors für physikalische Chemie, „Ozon ist eine normale chemische Reaktion, ausgelöst durch starke Sonneneinstrahlung und teilweise auch durch Abgase“. Ein Mensch allein könne jedenfalls nicht viel dagegen tun. Aber etwas ließe sich machen, wenn man die Sache global anpacken würde, vermutet Verdi. „Es gibt einige Schadstoffe, die wesentlich zur Bildung des Ozons beitragen“, berichtet er. Dazu zählen Elemente, die nur unter Sonneneinstrahlung zu Schadstoffen werden. „In der Nacht sind sie genau das Gegenteil, sie bauen dann das Ozon ab“, so Verdi, Daher kann man an besonders heißen Sommernachmittagen sehr hohe Werte beobachten, nachts würden diese dann wieder sinken.
Das klingt nicht bedrohlich. Doch darf man einen Faktor nicht außer Acht lassen: den Wind. Er schafft Bedingungen, die diese Stoffe tatsächlich schädlich machen und zwar ausgerechnet in den Tälern mit hoher Luftqualität.
Der Wind trägt die Luft aus schadstoffreichen Ballungszentren bis in hinterste Winkel der Berge, wo es die Ozon-fördernden Stoffe nicht gibt. Aber genau das wird zum Problem. Verdi: „Dort können die Schadstoffe gar nicht mehr abgebaut werden.“ Abseits gelegene Orte werden so zu Ozonabfalleimern.

Letztlich ist Südtirol für seine Ozonwerte nicht alleine verantwortlich. „Viel Ozon wird vom Süden Italiens hierher getragen“, bemerkt Verdi, „besonders im Unterland werden deswegen die Grenzwerte manchmal überschritten.“
Und Gunde Kompatscher rät, wie man mit der Problematik umgehen soll: „Der Beste Schutz gegen Ozon ist in den Ballungszentren ab Mittag bis zum frühen Abend im Haus zu bleiben, das gilt auch als Hitzeschutz“, viel trinken wäre bei Hitze außerdem sehr wichtig, wobei dies aber keinen oder nur sekundären Einfluss auf den Ozonschutz hätte. Auf einen langfristigen Abbau von Ozon hoffen Wissenschaftler letzten Endes vergeblich. Heiße Sommermonate sind und bleiben also gefährlich.