Wirtschaft | Glückspiel

Eine unterschätzte Gefahr

Gegen den wöchentlichen Lottoschein oder die sogenannte „schedina“ ist nichts einzuwenden.
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
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Foto: Fabio Petrini

Totocalcio ist ein beliebter Zeitvertreib, der dem Fußballgeschehen noch einen zusätzlichen Reiz verleiht. Erst mit dem Superenalotto und den manchmal hohen Gewinnsummen betrat man neue Dimensionen. So richtig in Schwung kam die Branche allerdings durch die sogenannten „einarmigen Banditen“, die man an jeder Ecke aufstellen kann. Hier ist die Gefahr den Reizen des Glückspiels zu erliegen besonders hoch und mehr als die Hälfte der staatlichen Spieleinnahmen stammen von diesen elektronischen Geräten. Da die einzelnen Einsätze meist eher gering – im Unterschied zu den altbekannten Spielkasinos – und die Automaten leicht zugänglich sind, geraten auch viele Menschen mit dem Glückspiel in Berührung, die ehemals davon ausgegrenzt waren. Arbeitslose, prekär Beschäftigte und sehr viele ältere Menschen, letzthin auch  immer mehr Jugendliche, erliegen heute der Verlockung, ihr Glück beim Spielautomaten zu versuchen. Daher sind wir mit strengeren Regeln in diesem Bereich einverstanden, denn ein erschwerter Zugang kann, besonders für Jugendliche, die Versuchung zu spielen zumindest reduzieren.

Die steigenden Umsätze beim Glückspiel sind oft auch Ausdruck von wirtschaftlichen Schieflagen und häufig werden Menschen dazu verführt ihre Hoffnungen einer Glücksträhne anzuvertrauen. 1,2 Milliarden in unserer Region, ungefähr die Hälfte in Südtirol, sind uns diese meist unerfüllten Träume wert. 7.000 Spielsüchtige sind die Folge und fast ebenso viele sind stark gefährdet. Daher tut das Land Südtirol gut daran auf die bestehenden restriktiven Maßnahmen zu pochen und,  falls die Voraussetzungen gegeben sind, zum Schutz der Bevölkerung noch weitere Beschränkungen einzufordern. Vorbeugen ist die einzige Möglichkeit, denn bereits heute hat das Land fast eine halbe Million Euro  für Gegenmaßnahmen zugunsten der Betroffenen und deren Familien genehmigt. Dabei ist der Ausgang einer Therapie, ähnlich wie bei Drogenabhängigkeit, eher ungewiss.

Das Verbot Glückspielautomaten in sensiblen Zonen, wie z.B. die Schulen, aufzustellen ist eine richtige Maßnahme. Kritik wäre hier wohl fehl am Platze. Der Gefahr die von online Spiele ausgehen, auch wenn sie sich bis dato noch nicht durchgesetzt haben, kann man damit nicht begegnen, denn um in diese virtuelle Welt, in der das einzig reale die Geldeinsätze sind, einzutauchen, braucht es nur einen PC um von zuhause aus problemlos zu spielen. Die Werbung für diese Art von Glückspiel, die in den letzten Jahren auch mit prominenten Gesichtern gemacht wurde, ist sicherlich nicht wünschenswert. Natürlich ist jeder für sich selbst verantwortlich, der Staat kann aber auch nicht tatenlos zusehen, wie sich Menschen zugrunde richten. Hier braucht es Aufklärung, Information, Beratung und auch Therapien für die Betroffenen und ihre Familien.

Natürlich gibt es viele Widerstände, sowohl von privater, als auch von öffentlicher Seite. Der Staat kassiert  durch das Glückspiel über 10 Milliarden Euro, während der Gesamtumsatz  über 95 Milliarden jährlich ausmacht. Welche Interessen dahinterstecken ist daher leicht nachvollziehbar, handelt es sich doch um 4.4% des Bruttoinlandsproduktes. Es grenzt an Zynismus, wenn die öffentliche Hand zuerst kassiert und dann gezwungen ist Therapien mit fragwürdigem Ausgang für die betroffenen Personen auszubieten. Auch sollte man bedenken, dass Glückspiele programmiert sind um zu verlieren und für Spielsüchtige Armut und sozialen Abstieg zur Folge haben. Aber wenn es um lukrative Einnahmen geht, rückt die Ethik leider allzu oft  in den Hintergrund.