Luis Amplatz zwischen den Fronten
Für Eva Klotz steht fest: Luis Amplatz ist ein "Freiheitskämpfer, ein unglaublich interessanter und toller Mensch", Alessandro Urzì hat auch keinen Zweifel und ließ es Bischof Ivo Muser früh genug wissen: Der vor 50 Jahren erschossene Amplatz ist ein "terrorista Sudtirolese", unpassend seien da Gedenkfeiern, das kann die Kirche doch nicht wollen?
Was den einen heilig, ist den anderen ein rotes Tuch. Fakten zählen kaum, vielmehr Besuche. Warum eine Landesrätin wie Martha Stocker am Samstag, 6. September, in der Grieser Stiftskirche auftaucht, dort wo Luis Amplatz gedacht wurde, kann und will Urzì, Abgeordeneter von L'Alto Adige nel cuore, nicht verstehen. Stocker, deren Rücktritt von Ubaldo Bacchiega (PD) gefordert wurde, lässt die ganze Aufregung kalt: "Ich bin das schon gewohnt. Es ist interessant wofür alles ein Rücktritt gefordert. Sogar schon fürs Messegehen."
Das Minenfeld Südtiroler Bombenjahre geht wieder einmal hoch, wie der Grüne Abgeordnete Hans Heiss diagnostiziert. Vizebürgermeister Klaus Ladinser legt nach: Dass italienische Politiker die Gedenkfeier zu verhindern versuchten, sei "ein Affront gegen die deutsche Bevölkerung in Südtirol." Da sei es auch erlaubt nach Schottland zu blicken und die Frage zu stellen, "ob es wirklich eine Utopie ist, wenn auch in Südtirol über die Verschiebung der Grenzen diskutiert wird." Besuche und Plakate, die Anstoß erregt hatten, werden genaustens untersucht. In der Tageszeitung Dolomiten taucht die Frage auf: "Wie kann es sein, dass faschistische Organisationen auf öffentlichen Plakatflächen ihre Meinung verbreiten?"
Nicht erforscht ist dabei einiges. Tieferliegenderes. Wo steckt Christian Kerbler, der mit einer Dienstwaffe eines Carabinieri Luis Amplatz getötet hat? Wer schützt ihn immer noch? Welche Aktionen gehen auf die Kappe des „Centro occulto I“ , gegründet bei der Bozner Finanzwache, um ab Herbst 1966 alle nachrichtendienstlichen Tätigkeiten um den Südtirol-Terrorismus zu koordinieren? Die Amplatz-Erzählung von Eva Klotz liest und hört sich so an:
Christoph Franceschini schreibt auf salto.bz:
In den Jahren nach der Ermordung von Luis Amplatz werden die Aktionen gegen den BAS immer härter. Es gelingt mit Hilfe von Spitzeln Attentate zu verüben, für die BAS-Leute dann eingesperrt werden, zudem plant man direkte Aktionen gegen einzelne BAS-Exponenten wie etwa die versuchten Entführungen von Norbert Burger oder Peter Kienesberger.
Die berechtigte Frage eines salto.bz Users liest sich so: "Wenn die Sachlage so klar ist, wie hier dargelegt, dann stellt sich die Frage, warum das Ganze in Italien nicht gerichtlich aufgearbeitet wird."