„Unabhängig, aber nicht stressfrei“
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Es ist das dritte Jahr in Folge, dass das Pragser Tal im Sommer für den motorisierten Individualverkehr nur mit Ticket passierbar ist. Die Verkehrsregelung gilt von 10. Juli bis morgen, den 10. September. Pro Tag können 900 Parkplätze in der Nähe des Pragser Wildsees gebucht werden – das maximale Kontingent wird während der zwei Monate an den meisten Tagen erreicht, berichtet Bürgermeister Friedrich Mittermair (SVP). Durchgelassen werden Fahrzeuge von der Schranke am Taleingang nur, wenn ihr Kfz-Kennzeichen von den Kameras erkannt wird.
Alternativ kann dort der eigene Pkw stehen gelassen werden, um zu Fuß, mit dem Fahrrad oder online buchbaren öffentlichen Verkehrsmitteln weiterzukommen. In diesem Zeitraum sind Wert- und Gästekarte nicht gültig, für Personen mit Südtirol Pass stehen auch ohne Online-Reservierung stets einige Plätze zur Verfügung. Über die genauen Regeln werden Besucherinnen und Besucher seit letztem Jahr an Infopoints am Taleingang informiert.
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„Wir haben das von Beginn an klar definiert“, so Mittermair. Die Einfahrt ist von 9:30 bis 16:00 Uhr nur mit Reservierung möglich, davor und danach entfällt die Reservierungspflicht und die Parkplätze können vor Ort direkt bezahlt werden. Die Organisation erfordere viel Vorarbeit: „Wir arbeiten das ganze Jahr an der Kontingentierung, zudem braucht es den Konsens der einheimischen Bevölkerung“, erklärt der Bürgermeister.
Ansässige müssen ihre Autokennzeichen dem Tourismusverein Prags mitteilen und erhalten für den Zeitraum eine Durchfahrtsgenehmigung. Zudem können sie für Besuche oder sonstige Zusammenkünfte über ein digitales System selbst eintägige Durchfahrtsgenehmigungen ausstellen. Das Modell Prags hat mittlerweile Schule gemacht: Nicht nur Skigebiete wie die Seiser Alm interessieren sich für das innovative Verkehrsmanagement, sondern auch Delegationen aus Schottland, Norwegen und Österreich.
Indessen bleibt die Verkehrsbelastung auf anderen Bergstraßen in Südtirol hoch: Erst kürzlich wiederholten Umweltverbände wie der Alpenverein Südtirol (AVS) ihre Forderung, auch andere Straßen zu entlasten und Dolomitenpässe zu sperren. „Seit mehr als 20 Jahren fordern wir eine Lösung für das Verkehrsproblem auf den Dolomitenpässen“, erinnert AVS-Präsident Georg Simeoni. Bisher seien wenige konkrete Maßnahmen durchgeführt worden, die Landesverwaltung verstecke sich hinter fehlenden Kompetenzen, fehlendem Personal oder mangelnder Kooperation mit den Nachbarprovinzen.
In Prags jedenfalls scheut sich der Tourismusverein nicht vor klaren Worten: Während die Anreise mit dem Bus auf seiner Webseite als „verlässlich“, zu Fuß als „klimaneutral“ und mit dem Fahrrad als „sportlich“ beworben wird, heißt es beim Pkw „unabhängig, aber nicht stressfrei“.
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