Wirtschaft | USA

Entlarvende Studie

Die New York Times berichtet über eine Studie, mit der der unibz-Professor Mirco Tonin die Diskriminierung afroamerikanischer Bürger in den USA aufgezeigt hat.
NYT_study
Foto: Screenshot/NYT

Die New York Times ist nicht das erste, aber sicherlich das renommierteste Medium, das eine recht brisante Studie von Mirco Tonin nun aufgegriffen hat. Am Wochenende veröffentlichte die NYT in ihren Print- und Onlineausgaben die Erkenntnisse aus einem Feldexperiment, das Tonin, der seit 2015 an der Freien Universität Bozen lehrt, gemeinsam mit zwei Kollegen der britischen Universität Southampton durchgeführt hat. Für die Studie verschickten die drei Wirtschaftswissenschaftler rund 20.000 E-Mails an US-amerikanische Behörden, Job-Center, Schulen, Bibliotheken und Polizeiwachen. Die Forscher wollten ermitteln, wie es mit der Diskriminierung afroamerikanischer Bürger in der öffentlichen Verwaltung in den USA aussieht. Dazu wandten sie sich mit einfachen Fragen, wie etwa jener nach den Öffnungszeiten von Büros an die erwähnten Adressaten.

Das Fazit: Die Wahrscheinlichkeit, eine Antwort auf die E-Mail zu bekommen, ist bei Absendern mit einem “schwarz”-klingenden Namen wie Tyrone Washington oder DeShawn Jackson um vier Prozent geringer als bei Absendern mit einem “weiß”-klingenden Namen wie Jack Mueller oder Greg Walsh. Auch fällt die Diskriminierung laut der unter dem Titel “Racial Discrimination in Local Public Services: A Field Experiment in the US” veröffentlichten Studie in ländlichen Gebieten stärker aus als in den Städten. “Bei der Diskriminierung, die wir mit unserer Studie aufgedeckt haben, handelt es sich oft gar nicht um eine explizite Art von Diskriminierung oder Rassismus”, erklärte Mirco Tonin nach Abschluss der Studie. Soll heißen, dass die Personen, die diese Diskriminierung ausüben, sich ihres diskriminierenden Verhaltens oftmals gar nicht bewusst sind: “Sie halten sich selbst für absolut fair und vorurteilslos, aber verhalten sich unbewusst doch nicht jedem gegenüber auf dieselbe Weise.” Solche Unterschiede in der Behandlung von “weißen” und “schwarzen” Bürgern vonseiten der öffentlichen Verwaltung seien besonders schwerwiegend, betont Tonin: “Diese unterschwellige Diskriminierung ist illegal und doppelt verabscheuenswert, weil gerade der öffentliche Sektor ganz besonders den Abbau von Vorurteilen fördern und die Integration von Minderheiten erleichtern sollte.”

Dass jetzt auch die New York Times über die Studie berichtet hat, wertet man an der Freien Universität Bozen als “bedeutende Anerkennung”.