Chronik | Bruneck

Tschurtschenthalers Erbe

Brunecks Freiheitliche machen sich Sorgen um die Verschuldung ihrer Stadt. Wer wird am Ende zu Kasse gebeten?

Heute sind es 3600 Euro pro Einwohner, künftig steigt die Pro-Kopf-Verschuldung von Bruneck wegen der vorgeschriebenen Einrechnung der Stadtwerke auf 7469 Euro: Mit dieser Warnung gehen Brunecks Freiheitliche im Zuge der Haushaltsdebatte an die Öffentlichkeit. Zähle man, wie im Rest der Europäischen Union bereits üblich, die Schulden der Stadtwerke Bruneck dazu, sitzt die Pusterer Gemeinde laut Freiheitlichen auf einem Schuldenberg  von 115 Millionen Euro. Tiefer in der Kreide stehen nur 222 von insgesamt 2354 österreichischen Gemeinden, rechnet Gemeinderat Bernhard Hilber vor. Im Vergleich zur durchschnittlichen bayerischen Gemeinde seien die Brunecker gar 2,5 Mal so hoch verschuldet. Ein Erbe von Altbürgermeister Christian Tschurtschenthaler, wie der Oppositionspolitiker konstatiert,  das allerdings seinen Nachfolger Roland Griessmair keineswegs am Ausgeben hindere.

Statt dessen würden weitere Großprojekte geplant, die bei weitem nicht nur vom Land finanziert würden: 1,38 Millionen Euro soll aus dem Gemeindehaushalt in die 2,3 Millionen Euro teure Bocciahalle fließen, 1,16 Millionen in die Sportzone Reiperting und 4,5 Millionen in die 15 Millionen Euro teure Eishalle. Dazu kommt noch die Rückzahlung von 5 Millionen aus dem Rotationsfond, die zur Hälfte von der Gemeinde zurückgezahlt werden muss. Doch obwohl die Gelder vom Land weniger werden, würden die Millionen nicht nur in Großprojekte fließen, kritisieren die Freiheitlichen. 1,8 Millionen Euro würden allein die Brunecker Vereine alljährlich von der SVP erhalten.

Und wer zahlt am Ende die Rechnung? Allein im Vorjahr ist die Steuerbelastung pro Einwohner laut Freiheitlichen um 15 Prozent auf 1200 Euro gestiegen. Wurden 2010 noch 3,3 Millionen mit der ICI abkassiert, würden es 2015 bereits 7,2 Millionen Euro sein. „Sparen, GIS runter auf die Hälfte, nochmal Sparen und Schulden abbauen!“, lautet die Forderung der Freiheitlichen. Klingt fast nach Wahlkampf. Doch der findet in Bruneck nach den vorgezogenen Neuwahlen im Frühjahr erst wieder in sechs Jahren statt.