Beschlossene Sache
"Zusammenschau" ist das Leitmotiv, das Landesrätin Martha Stocker ihrer Gesundheitsreform voranstellt: Es soll ausdrücken, dass es sich nicht um "ihre" Reform handelt, sondern um ein Kompromisspapier als Ergebnis von Gesprächen, Treffen und Protestkundgebungen aus den letzten Monaten. Ein Kompromiss der mit dem einstimmigen Beschluss durch die Landesregierung heute vormittag eine erste Hürde genommen hat.
Auf 30 Seiten zusammengefasst soll die "Gesundheitsversorgung Südtirol 2020" vor allem zwei Dinge garantieren, sagt Landeshauptmann Kompatscher: "Wir wollen das Kostendämpfungspotential ausbauen und die Qualitätsmerkmale halten". Er danke Landesrätin Stocker dafür, die Sache so konsequent in die Hand genommen zu haben und ein gewisses Kirchturmdenken hinterfragt zu haben. Die Reform soll bis 2020 über die Bühne gehen, zwischen Territorium und Krankenhaus, in der Führungs- und Verwaltungsstruktur und der Optimierung des EDV-Systems.
Martha Stocker präsentiert die Gesundheitsreform auf der Dienstagspressekonferenz als Konzept, das auf 4 Säulen ruhe: Die Gesundheitsversorgung vor Ort ist eine davon: Noch mehr als bisher sollen künftig die wesentlichen Gesundheitsleistungen in der Nähe des Wohnortes des Bürgers erbracht werden, durch ein gestärktes Angebot von Seiten des Hausarztes, die Vernetzung der Sozial- und Gesundheitsdienste sowie die individuelle Betreuung für chronisch kranke Patienten.
Zum zweiten soll die Zukunft der sieben Krankenhäuser des Landes gesichert. Konkret heißt dies, dass künftig das Prinzip "Ein Krankenhaus mit zwei Standorten" umgesetzt werden soll: Die einzelnen Fachdisziplinen werden in standortübergreifenden Abteilungen organisiert, deren Führungsverantwortung in der Hand nur mehr eines Primars liegt. In den Krankenhäusern Schlanders, Sterzing und Innichen wird das breitgefächerte ambulante und tagesklinisch-chirurgische Angebot von zwei bettenführenden Abteilungen (medizinisch und chirurgisch-orthopädisch) sowie einer 24-stündigen Notaufnahme ergänzt, in den Krankenhäusern Meran, Brixen und Bruneck gibt es weitere stationäre Disziplinen, im Krankenhaus Bozen - aber nicht ausschließlich dort - werden zusätzlich hochkomplexe Dienstleistungen erbracht. Ausgeklammert bleiben die Geburtenabteilungen der Kleinkrankenhäuser, hierzu sollen demnächst Gesprächen zwischen Landeshauptmann und der Ministerin in Rom stattfinden.
Zum Krankenhaus Bozen merkte die Landesrätin zudem an, dass sie erwarte, nun auch deutliche Signale vonseiten des künftigen Zentralkrankenhauses, seiner Primare und Verwalter zur besseren Zusammenarbeit zu erhalten. Das Datenerfassungsproblem im Bozner Spital zeige außerdem wie schwierig es sei, die technischen Verbesserungen anzupassen. Sabes-Abteilungsdirektor Christian Steuer, der mit der Vereinheitlichung der EDV-System im Südtiroler Sanitätsbetrieb befasst ist, soll bis Ende Sommer 2015 erste Ergebnisse vorlegen in Sachen Optimierung der betrieblichen Organisation und Prozesse.
Säule Nummer vier ist die Neuordnung der Führungs- und Verwaltungsstruktur des Südtiroler Sanitätsbetriebes: Führung und Steuerung aus einer Hand, Verschlankung und Entbürokratisierung sind hierfür die Schlagworte. Auch die Aufgabenteilung zwischen Eigentümer Land (Ausrichtung, Budget), Landesabteilung für Gesundheit (Strategie, Planung, Kontrolle) und Südtiroler Sanitätsbetrieb (Geschäftsführung, Umsetzung) sollen klarer geregelt werden.
Innerhalb Juni soll der Entwurf für die Novellierung des Landesgesetzes Nr. 7 aus dem Jahr 2001 (Neuordnung des Landesgesundheitsdienstes) vorliegen; die Arbeiten für die Neufassung des Landesgesundheitsplanes werden aufgenommen und mit Mai 2015 steht die Ernennung des neuen Generaldirektors oder der neuen Generaldirektorin des Betriebes ins Haus.