Chronik | Schießerei

"Die absolute Sicherheit gibt es nicht"

(Un-)Sichere Gerichtsgebäude? In Bozen gebe es zwar "gründliche Kontrollen", aber auch zahlreiche Versuche, diese zu umgehen. "Verrückte können nicht aufgehalten werden."

Die Schießerei am Donnerstag Vormittag im Mailänder Justizpalast wirft zahlreiche Fragen auf. Es herrscht Unverständnis darüber, wie Claudio Giardello ungehindert in das Gebäude hinein kam – bewaffnet. Ein nicht funktionierender Metalldetektor und ein gefälschter Ausweis sollen es Giardello einfach gemacht haben – zu einfach. Italienweit ist eine heftige Diskussion über die Sicherheit in Gerichtsgebäuden ausgebrochen. Auch in Südtirol stellt man sich die Frage: Wie sicher sind jene Orte, wo die Menschen eigentlich Gerechtigkeit und nicht der Tod ereilen soll? Wie genau die Kontrollen jener Personen, die dort ein- und ausgehen?

Guido Rispoli ist leitender Staatsanwalt und verantwortlich für die Sicherheit am Bozner Gericht. Er versichert: “Die Kontrollen dort werden ernsthaft und sehr gründlich durchgeführt.” Zuständig dafür sind die Mitarbeiter der Ronda Atesina. Und doch, Widerstand gegen die Kontrollen am Eingang des Gerichtsgebäudes in Bozen, ist an der Tagesordnung. Zahlreiche Anwälte, Notare, Steuerberater, Berater, Gutachter und Sachverständiger hätten in den letzten Jahren Anträge zur Umgehung der Kontrollen gestellt, berichtet Rispoli im Gespräch mit dem Alto Adige. Allein 2014 seien bei den Durchsuchungen am Gerichtseingang 1.392 Messer, 387 Scheren, 120 Papierschneidemesser und 68 Pfefferspraydosen beschlagnahmt worden – auch dank der Metalldetektoren, die erst in den vergangenen Jahren am Eingang installiert wurden.

Auch vor dem Justizpalast in Trient finden sich solche Detektoren, die in der Lage sind, Metallgegenstände und andere gefährliche Utensilien am Körper der kontrollierten Personen zu erkennen. Und auch dort werden immer wieder Messer gefunden – in einem Fall hatte eine Person sogar eine Axt dabei. “Doch”, so betont der Präsident des Trienter Gerichts, Guglielmo Avolio, “die absolute Sicherheit gibt es nicht”. Gegenüber dem Corriere del Trentino gesteht Avolio ein: “Mit den gewöhnlichen Risiken können wir umgehen, dafür haben wir genügend Maßnahmen getroffen. Aber wenn ein Verrückter mit einem Anwaltsausweis daher kommt, wird es schwierig, ihn aufzuhalten.” Und genau dies ist in Mailand passiert.

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