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Grüner Frühling im Juni

Brigitte Foppa hat den Einzug ins EU-Parlament zwar knapp verpasst, dennoch schaffen die Grünen bei diesen EU-Wahlen in Südtirol ein Traumergebnis.
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Foto: Othmar Seehauser
  • Wie sagte Alexander Van der Bellen doch: „Es war arschknapp“. 
    So könnte man das Abschneiden der Südtiroler Grünen und von Brigitte Foppa bezeichnen. Denn die Spitzenkandidatin der Liste Alleanza Verdi e Sinistra (AVS) hat den Einzug in das EU-Parlament knapp verpasst. 
    Ausgebremst wurde sie am Ende von einer Listenkollegin. Die Liste AVS schafft es im Südtiroler Wahlkreis Nord-Ost nur einen Sitz zu erobern. Wie prognostiziert hat in Sachen Vorzugstimmen dabei Domenico „Mimmo“ Lucano die Nase vorne. Der ehemalige Bürgermeister von Riace kommt derzeit (es fehlen noch rund 750 Wahlsektionen auf über 12.110) auf 43.100 Stimmen. Lucano wurde aber in insgesamt drei Wahlkreisen gewählt. Sowohl in Nord Ost als auch im Wahlkreis Nord West und im Wahlkreis Süden hat er einen Sitz gewonnen. Damit kann im Wahlkreis Nord-Ost die Zweitgewählte nachrücken.
    Dies aber ist nicht Brigitte Foppa, sondern die grüne Regionalratsabgeordnete aus dem Veneto Cristina Guarda (siehe eigenen SALTO-Artikel). Guarda hält im Wahlkreis derzeit bei 33.050 Vorzugstimmen.
    Brigitte Foppa kommt derzeit hingegen nur auf 30.441 Vorzugsstimmen

  • Ein Traumergebnis

    Trotz dieses Dämpfers und den Nicht-Einzug in das EU-Parlament ist dieses Ergebnis aber ein Traumergebnis für die Südtiroler Grünen. Das zeigen die Vergleiche aus den vergangenen EU-Wahlgängen.
    Bei den EU-Wahlen 2019 holte Renate Holzeisen für die Liste + Europa 23.747 Vorzugsstimmen in diesem Wahlkreis. Der grüne Spitzenkandidat Norbert Lantschner kam damals auf magere 11.279 Stimmen.
    Brigitte Foppa schaffte in Südtirol 24.029 Vorzugsstimmen. Der letzte gewählte grüne EU-Parlamentarier war Sepp Kusstatscher. Er schaffte bei seiner Wahl nach Brüssel im Jahr 2004 27.627 Stimmen in Südtirol zu bekommen. Fünf Jahre später bei den EU-Wahlen 2009 waren es nur mehr 16.586 Wählerinnen und Wähler, die dem grünen Spitzenkandidaten Kusstatscher ihre Stimme gaben. 

  • Südtiroler Spitzenkandidatin Brigitte Foppa: Mehr Stimmen wie Sepp Kusstatscher und Lilli Gruber. Foto: Andy Odierno
  • Bei den EU-Wahlen 2014 traten die Südtiroler Grünen mit der Liste „L’altra Europa con Tsipras“ an. Die Spitzenkandidatin Oktavia Brugger erhielt damals 15.845 Vorzugsstimmen in Südtirol.
     2004 trat auch die bekannte Südtiroler Journalist Lilli Gruber für die Mitte-Links-Liste Ulivo an. Sie bekam in Südtirol 23.544 Vorzugstimmen und wurde am Ende auch gewählt. Brigitte Foppa hat 20 Jahre später mehr Stimmen in Südtirol geholt.
    Die Grünen schaffte bei EU-Wahl 2024 30.966 Stimmen in Südtirol. Das sind 15,78 Prozent. Sie haben sich damit als zweite politische Kraft hinter der SVP im Land etabliert.

  • Grüne Zugewinne

    Auch die Detailergebnisse in Südtirol sind beeindruckend.In über 90 Südtiroler Gemeinden sind die Grünen die zweitstärkste Liste bei dieser Wahl. Die grünen Hochburgen sind St. Ulrich mit 25,31 Prozent und Montan, die Heimatgemeinde der Spitzenkandidatin Brigitte Foppa, mit 25,23 Prozent. Es folgen  Bruneck mit 22,08 Prozent, Völs mit 21,45 Prozent und Brixen mit 20,19 Prozent der Stimmen. 

  • St. Ulrich: Jeder und jede Vierte wählten grün. Foto: Seehauserfoto
  • Ebenso Top-Ergebnisse konnte die AVS in Vahrn (19,77%), Auer (19,61%), Kaltern (19,50%), Eppan ((19,21%), Taufers im Münstertal (19,11%), Neumarkt (18,96%), Meran (18,90%), Lana (18,53%), St. Christina (18,09%), Marling (17,86%), Gais (17,63), Algund (17,61%), Toblach (17,51%), Kastelruth (17,26%). Welschnofen (17,13%) und St. Lorenzen (17,03%) erringen. 
    Auch in der Landeshauptstadt Bozen kommen die Grünen auf 16,74 Prozent und liegen damit noch vor dem PD mit 16,20 Prozent. 
    Schlecht schnitten Foppa & Co hingegen in Moos in Passeier (5,66%) in Rodeneck (6,07%), Schnals (6,59%), Martell (7,19%) und in Mühlwald (7,00%) ab.

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Alessandro Stenico Mo., 10.06.2024 - 15:09

Ein Lob an alle Kandidaten der AVS Liste, die es geschaffen haben die 4% Sperrklausel zu überschreiten, ein gutes Ergebnis der gesamten Liste, die im Wahlkreis Nord Ost 332.358 Listenstimmen erreicht hat, davon 125.487 in Venetien (die Heimat von Cristina Guarda) und 30.866 in Südtirol (ca. 9,28%). Was zählt, sind hauptsächlich die Listenstimmen und nicht die Vorzugstimmen!

Mo., 10.06.2024 - 15:09 Permalink