Wir bauen für Bozen?

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„Die Südtiroler Straße in Bozen ist ein bekannter Straßenname, der zur Laubengasse führt. Die Laubengasse ist eine beliebte Einkaufsstraße mit zahlreichen Geschäften unter den Lauben. Sie ist ein wichtiger Bestandteil der Bozner Altstadt“, spuckt die KI-generierte Antwort auf Google aus, wenn man „Südtiroler Straße“ ins Suchfeld tippt und auf „Suche“ drückt. Die nicht menschliche Aussage am Rechner ist so unwirklich wie der Zustand in der wirklichen Straße in diesen hektischen Tagen.
Es wird nur viel übertüncht – mit Schönrederei, Hotel-Geprotze und japanischer Kulinarik-Mode.
Kopfschütteln, Augenrollen, Schulterzucken – das sind die häufigsten Reaktionen oder Gesten, wenn man sich neugierig in jene Gegend vorwagt, die als groß aufgeblasenes Seifenblasen-Immobilienkonstrukt nach Bozen geschifft wurde. „Kam es zu Unachtsamkeit oder Kritik am Projekt oder an der Baustelle, gaben die Privaten der öffentlichen Hand die Schuld – und natürlich auch umgekehrt“, erzählt uns ein (Bau-)Zaungast auf unserer Recherchetour. So richtig funktioniert hat bisher wenig am WaltherPark. Und vielleicht geht er ja so klanglos unter wie der vor wenigen Jahren protzig lancierte WaltherPreis beim Bolzano Film Festival Bozen. Tatsache ist: die auf das Benko-Fiasko eingestiegene Schoeller-Group backt (medial und politisch) kleinere Brötchen. Ob es ihr damit gelingt den entstandenen Image-Schaden wettzumachen? Das Interesse am überdimensionierten Bauklotz hält sich in Grenzen. -
Rendering statt Baustelle: Eine Übernachtung ab 350 Euro? Ja, das geht! Der Slogan aus der "Falkensteiner"-Werbung "Zwischen urbanem Lifestyle und alpiner Kulisse" klingt fast wie ein KI-Satz. Vielleicht ist es sogar einer. Foto: Falkensteiner Group
Seit Kurzem hat sich das Stadtbild Ecke Südtiroler Straße, Bahnhofstraße und Dr. Julius Perathoner Straße, sowie am neu gezüchteten Südtiroler Platz vor dem im Entstehen begriffenen Möchtegern-Kaufhaus radikalen "Verschönerungsmaßnahmen" unterzogen – einem Pseudo-Lifting der heruntergekommen bebauten Gegend am alten Alpi-Hotel, die nun mit Benkos Fall seit zwei (oder mehr) Jahren ebenfalls Kurs aufs Immobilien-Abstellgleis nimmt. Momentan wird noch viel übertüncht – mit Schönrederei, Hotel-Renderings und japanischer Kulinarik-Mode.
„Was soll das?“
Vor dem Walther-Moloch drängeln sich jede Menge Busse, Lieferwagen, Touristinnen und Touristen sowie allerhand aufgebrachte und verärgerte Nutzerinnen und Nutzer öffentlicher Verkehrsmittel. „Was soll das?“, fragen sie und nehmen die neu und zur Busstationsstraße verkommene Südtiroler Straße einfach hin – während die breite Bahnhofstraße auf ihr Boulevard-Dasein wartet und die Dr.-Julius-Perathoner-Straße stark verkürzt wurde. Sie erinnert an den städtebaulich einflussreichen Bozner Bürgermeister der Jahre 1895 bis 1922. Die politischen Nachfahren Perathoners waren hingegen dem Verbrecher-Konstrukt rund um die Firma Signa aufgesessen. Einziger Trost: Sie waren nicht die Einzigen.
Mit Bus zur Bahn?: Nicht in Bozen. Hier muss man zuerst durch den "Hintern" eines Kaufhauses. Foto: SALTOWährend Perathoner einst die richtigen Weichen für eine moderne Stadtentwicklung stellte, missglückte dies rund 100 Jahre später mit dem bulligen (und wenig billigen) WaltherPark vollends. Nur ein Bruchteil der Geschäftsräume ist vergeben, überteuerte Wohnungen gibt es noch zuhauf und ein nie dagewesenes "Casino" auf der Straße (die wegen Bauarbeiten zum Walther-Tunnel in die Parkgarage gesperrt war) eröffnet sich beim Anblick. Welcome, Bozen! Wir bauen auf dich!
Der größte Skandal-Kaufhausbau (nach dem MeBo-Center und dem Twenty-Skandal) der Bozner Stadtgeschichte...
Vor sich hinsingend – so beobachten wir – eilt Landesrat Luis Walcher mit dem Fahrrad durch die Südtiroler Straße. Wir nehmen uns für unsere Reportage aber keine politischen Lokal-Kapazunder vor, sondern die Menschen die hier tagtäglich gehen und stehen. Viele von ihnen wollten nicht vor die Kamera, jene die dazu den Mut aufbrachten, sei an dieser Stelle herzlich gedankt. Und natürlich all jenen, die SALTO wertvolle Informationen rund um den inzwischen dritten Skandal-Kaufhausbau (nach dem MeBo-Center und Twenty) der Bozner Stadtgeschichte zur freien Verwendung mitgeteilt haben.Wie aus der „Südtiroler Straße“ Bozens „neuer Busbahnhof“ wurde – und weshalb einigen Geschäftstreibenden in dieser Straße der Kragen platzt? Schauen Sie ins SALTO-Video!
Besuch in der Südtiroler Straße. "Das darf doch nicht wahr sein, das ist doch nicht mehr normal..."(c) SALTOWeitere Artikel zum Thema
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