Gesellschaft | Sanität

Nur mehr wirkliche "Erste Hilfe"

Sparmaßnahme der Gesundheitsreform: Patienten zahlen Behandlungen in der Ersten Hilfe aus der eigenen Tasche, wenn kein Notfall vorliegt.

Landesrätin Martha Stocker erwähnte die Maßnahme als eine Möglichkeit, Einnahmen für das Gesundheitswesen zu generieren: Künftig sollen in den Notaufnahmen der Krankenhäuser nur mehr jene Fälle kostenlos behandelt werden, die wirklich als dringend und akut die Gesundheit gefährdend eingestuft werden. Alle anderen sollen an den medizinischen Wachdienst oder an den Hausarzt verwiesen werden.

Über eine Überlastung der Erste-Hilfe-Aufnahmen klagen insbesondere die Krankenhäuser von Bozen und Meran. Viele, die dort Hilfe suchen, täten dies auch im Wissen, von dort zur relativ raschen Behandlung in eine der Fachabteilungen überwiesen zu werden, so der Tenor. Fälle also, die in einer Notaufnahme nichts zu suchen hätten. Künftig sollen solche Personen zur Kasse gebeten werden, wenn sie darauf bestehen, über die Erste-Hilfe zu ihrer Behandlung kommen zu wollen, gab Stocker bekannt. Das betreffe jedoch nicht jene, die vom Notaufnahmeteam als dringliche Fälle eingestuft werden. Mit dieser Maßnahme wolle man nicht nur Einnahmen schaffen, sondern auch die Wartezeiten insgesamt zu verkürzen. Eine Erhöhung des Tickets, das bisher 15 Euro kostete, ist ebenso geplant.

Weiters sollen auch jene in Zukunft bezahlen, die eine Facharztvisite vormerken ließen und dann nicht wahrnehmen. Das passiere öfter als gemeint, sagte Martha Stocker. 25 bis 30 Prozent der Vorgemerkten würden in gewissen Abteilungen nicht erscheinen und auf diese Weise ebenso die Wartezeiten für die anderen Patienten erhöhen. 

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Willy Pöder Do., 12.02.2015 - 12:12

"Dringend und akut...!" Damit jeder "Leidende" den Zustand für sich feststellen kann, dürfte es wohl so sein, dass die Frau Landesministerin für Gesundheit und Wohlbefinden überall (in Bars, Cafés, auf Bahnhöfen, Wanderwegen, Skipisten...) Checklisten auslegt, an Hand derer das plötzliche Auftreten menschlicher Unpässlichkeiten nach Dringlichkeit und Erste-Hilfe-Zutrittsberechtigung eruiert werden können. Wie sonst sollte man erkennen, ob man nun in die Erste Hilfe darf oder nicht!!?
Kurzum: Ich halte diesen Filter, den Stocker da in den Patientenfluss einbauen möchte für totalen Unsinn. Beispiel: Wenn der Schädel hämmert, kann es sich ebenso um gemeine Kopfschmerzen wie um eine lebensbedrohliche Gehirnblutung handeln. Hier nun Menschen zu verunsichern, ob sie nun können, dürfen oder nicht dürfen, halte ich für verantwortungslos.
Man kann anders viel einfacher, effizienter und umfangreicher Einnahmen generieren. Wie? Versicherungszuschlag für all jene, welche gefährliche Sportarten ausüben und, so man möchte, auch für die Raucher. Dabei sollte man allerdings nicht außer Acht lassen, dass ein mittelmäßiger Raucher in etwa 1.200 Euro an Tabaksteuer jährlich abführt. Außerdem sagt man ihm eine geringere Lebenserwartung von fünf bis sieben Jahren nach. Also zahlt er für sein Laster jedenfalls einen sehr hohen Preis.
Anstatt die Erste-Hilfe zu umzäunen, sollte man zunächst besser andere Lecks stopfen, deren es in der Landesverwaltung reichlich gibt.

Do., 12.02.2015 - 12:12 Permalink
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Profil für Benutzer Mensch Ärgerdichnicht
Mensch Ärgerdi… Do., 12.02.2015 - 12:32

Antwort auf von Willy Pöder

Herr Pöder machen Sie mal eine Runde in der Ersten Hilfe vom Bozner Krankenhaus und sie werden sofort verstehen wie sinnvoll diese Regelung ist.
Es gibt Hausärzte, den Sprengel und für richtige Notfälle die 118. Wer es aus eigener Kraft oft sogar mit dem Auto in die Erste Hilfe schafft, kann genau so gut zum Hausarzt oder Sprengel gehen, im Notfall ist er dort bestens aufgehoben bis der Rettungswagen ihm ins Krankenhaus bringt. Glauben denn die Leute alle die Hausärzte können eine akute (gesundheitliche) Gefahr weniger gut erkennen als das Personal der Notaufnahme?

Do., 12.02.2015 - 12:32 Permalink