Politik | Sanitätsreform

Das Karussell

Martha Stocker will an der Spitze der Sanitätsbezirke eine Rochade durchsetzen. Damit würden alle vier Bezirksdirektoren einen neuen Arbeitsplatz bekommen.

Der Vorschlag steht im Raum. „Die Landesrätin will explizit in diese Richtung gehen“, sagt ein Funktionär aus dem Südtiroler Sanitätsbetrieb. Martha Stocker hat schon vor Wochen eine Vorgabe gegeben, mit der innerhalb der Südtiroler Sanität im wahrsten Sinne des Wortes die Karten neu gemischt werden.
In zehn Wochen soll der neue Direktor des Südtiroler Sanitätsbetriebes ernannt werden. Das Auswahlverfahren geht bereits in die entscheidende Phase. Es gibt insgesamt 22 Anwärter und Anwärterinnen.
Am Ende dürfte aber alles auf ein Duell zwischen zwei Kandidaten hinauslaufen. Als Topfavorit gilt einer, den salto.bz als erstes Südtiroler Medium Anfang Dezember als Fabis Nachfolger vorgestellt hat: Florian Demetz, gebürtiger Brixner Chefarzt, Leiter und Direktor der Notfallklinik Ingolstadt.
Ernsthafte Konkurrenz dürfte Demetz nur von Florian Zerzer drohen. Der Ressortdirektor von Landesrat Richard Theiner hat jahrelang die Südtiroler Sanitätspolitik entscheidend mitgeprägt. Es gibt wenige, die sich im Südtiroler Sanitätsbetrieb besser auskennen als Zerzer. Genau das könnte ihm am Ende aber bei der Ernennung zum Nachteil geraten.

Neuordnung der Bezirke

Zu einer personellen Neuordnung kommt es aber nicht nur an der Spitze des Südtiroler Sanitätsbetriebes, sondern auch eine Ebene tiefer in den vier Gesundheitsbezirken. Bisher war die Spitze in den vier Gesundheitsbezirken Bozen, Meran, Brixen und Bruneck vom Organigramm her ein Spiegelbild des Südtiroler Sanitätsbetriebes. Das heißt, in jedem Bezirk gibt es neben dem Bezirksdirektor auch einen Sanitätsdirekto, einen Verwaltungsdirektor und einen Pflegedirektor. (Letzte drei Ämter werden nobel mit Koordinator umschrieben).
Die Sanitätsreform sieht vor, dass von diesen 16 Stellen, acht ersatzlos gestrichen werden. In Zukunft wird es in den vier Bezirken nur mehr je einen Direktor und einen Pflegekoordinator geben.
Was bisher noch bewusst geheim gehalten wird: Es soll an der Spitze der vier Gesundheitsbetriebe aber auch zu einer durchaus spektakulären personellen Umbesetzung kommen.

Rochade im Uhrzeigersinn

Der Ausgangspunkt ist die Tatsache, dass im Sommer dieses Jahres auch die Verträge der vier Bezirksdirektoren auslaufen. Laut Bestimmungen werden diese Positionen von der Landesregierung in Einvernehmen mit dem Direktor des Südtiroler Sanitätsbetriebes ernannt. Landesrätin Martha Stocker will hier aber bereits jetzt die Weichen für einen Umbau stellen. Damit sind die Tage von Umberto Tait in Bozen, Irene Pechlaner im Meran, Siegfried Gatscher in Brixen und Walter Amhof in Bruneck gezählt.


Irene Pechlaner: Zukünftig in Bruneck?

Es scheint paradox: Niemand wird seinen Job verlieren, aber dennoch wird keiner der vier hohen Sanitätsfunktionäre an seinem Platz bleiben.
Stockers Plan, für den es innerhalb der Landesregierung eine Mehrheit gibt, sieht vor, dass man die Bezirksdirektoren im Uhrzeigersinn versetzt. Konkret: Irene Pechlaner wird Direktorin in Bruneck, Walter Amhof geht nach Brixen, Siegfried Gatscher nach Bozen und Umberto Tait nach Meran.
Ein durchaus kühner Plan.

Der Hintergrund

Diese Versetzungen kommen einer Revolution im Südtiroler Sanitätskosmos gleich. Es geht dabei vor allem um den Bezirk Bozen. Nachdem seit Jahrzehnten der Bezirk unter italienischer Hoheit steht, will man diese wichtige Bastion in den nächsten Jahren von einem deutschen Direktor leiten lassen. Denn eines ist allen Beteiligten klar: Eine Sanitätsreform kann nur dann gelingen, wenn man den größten und wichtigsten Gesundheitsbezirk Bozen maßgeblich umbauen kann.
Siegfried Gatscher gilt nicht nur als exzellenter Verwalter, was er in den vergangenen Jahren in Brixen ausreichend unter Beweis gestellt hat, er hat auch einen persönlichen Bezug zu Bozen. Gatscher ist im Überetsch wohnhaft.


Siegfried Gatscher: Direktor in Bozen?

Aber auch die Versetzung von Umberto Tait nach Meran ist politisch durchsetzbar. In der Stadt Meran, in der es fast einen 50prozentigen Italieneranteil gibt, wird sich kaum jemand gegen diese Neubesetzung aussprechen können. Irene Pechlaner in Bruneck ist als Frau sowieso eine Neuheit und Walter Amhof in Brixen dürfte kaum größere Aufregung verursachen.

Das Gesetz

Derzeit arbeitet man daran, die geplante Rochade auch gesetzlich abzusichern. Heute, Mittwoch, behandelt der erste Gesetzgebungsausschuss des Landtages den Gesetzesentwurf 34/2015. Der Entwurf wurde am 21. Jänner 2015 von Landesrätin Waltraud Deeg vorgelegt und ist die neue „Personalordnung des Landes“. Wobei die Bestimmungen auch für den Südtiroler Sanitätsbetrieb gelten.
Im Gesetzesvorschlag gibt es in Artikel 13 unter dem Titel „Mobilität, Abordnung, Versetzungen und Umschulung des Personals“ einen Paragraphen, in dem festgeschrieben wird:
„Besteht kein Einvernehmen zur Versetzung, so gelten Entfernungen vom Dienstsitz bis zu 50 Kilometer als zumutbar“.
Ein Schelm, wer hier an das geplante Karussell an der Spitze der vier Südtiroler Sanitätsbetriebe denkt.