Politik | Covid-19

Das Corona-Erbe

Das Team K meint, dass während der vergangenen Pandemie nicht alles glattlief und fordert deshalb eine Kommission zur Aufarbeitung der Geschehnisse.
Team K
Foto: Seehauserfoto
  • Die Jahrhundert-Pandemie, ausgelöst durch das Virus SARS-CoV-2 hatte den gesamten Erdball lange unter Kontrolle. Jetzt, 4 Jahre nach Ausbruch in Europa scheint die Thematik langsam zu versanden. Möglicherweise wollen viele Bürgerinnen und Bürger diese Zeit voller Ungewissheit und Ausnahmezuständen einfach vergessen. Franz Ploner, Landtagsabgeordneter des Team K vergisst jedoch nicht so schnell. Ihm zufolge würde vor allem verloren gegangenes Vertrauen in Politik und Wissenschaft zu den problematischsten Langzeitfolgen der Pandemie zählen. Er erklärt: „Wir müssen aufarbeiten und bereit sein, nachzuschauen wie die Umstände damals waren. Ich kann mir vorstellen, wie die Leute das dann lesen und sagen: Ja, so war es. Wir haben wieder Vertrauen.“

     

     „Wir müssen aufarbeiten und bereit sein, nachzuschauen wie die Umstände damals waren.“

     

    Laut dem Team K habe die Pandemie eine Reihe an Defiziten aufgezeigt. Nicht nur das Gesundheitssystem, sondern auch das Bildungs-, Wirtschafts- und Gesellschaftsgefüge sei in Mitleidenschaft gezogen worden. Zudem hätten sich viele Menschen nach Ende der Pandemie mit ihren Enttäuschungen, Ängsten und Verlusterfahrungen alleingelassen gefühlt und in Folge ihr Vertrauen in die staatlichen und wissenschaftlichen Institutionen weitgehend verloren. Während der Pandemie habe es bei manchen Entscheidungen aufgrund des Zeitdrucks zudem oft an einem transparenten Austausch bezüglich gewisser Argumente gefehlt. Die Auswirkungen auf die Gesellschaft dieser getroffenen Entscheidungen würden der Fraktion zufolge erst nach und nach erkennbar werden. Viele der tiefgreifenden Grundrechtseingriffe wie Besuchsverbote, einsames Sterben in den Alten- und Pflegeeinrichtungen, die Schließung von Kitas, Kindergärten und Schulen sowie die weitgehende Stilllegung des kulturellen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens seien nicht verhältnismäßig gewesen und hätten zu nachhaltigen Belastungen von Familien und insbesondere Müttern geführt. 

  • Die Team K Abgeordneten: Eine Aufarbeitung der Corona-Zeit sei absolut notwendig. Foto: Team K
  • Der Beschlussantrag

    Da die bisherige Reflexion der Geschehnisse Ploner und Co zufolge zu punktuell und nach politischer Meinungshoheit geprägt sei, brachte die gelbe Fraktion einen Antrag in den Südtiroler Landtag ein, welcher das Ziel verfolgt, eine unabhängige Kommission bestehend aus Experten verschiedener Fachrichtungen und unter aktiver Einbindung der Bürgerinnen und Bürger unterschiedlicher Berufs- und Gesellschaftsschichten einzusetzen, um eine systematische und transparente Aufarbeitung der COVID-19-Pandemie, vorzunehmen. „Wir haben die Ereignisse in Österreich und Deutschland verfolgt“, so Ploner, „dort wurde bereits eine solche Aufarbeitung vorgenommen. In Deutschland zwar nicht in allen Bundesländern, aber immerhin in einigen“. 

  • Franz Ploner: „Ich glaube, nur so kann man Gesellschaften wieder zusammenführen.“ Foto: Seehauserfoto

    Aus diesem Grund sollte auch Südtirol bereit sein, dieses Thema Fakten bezogen und partizipativ aufzuarbeiten. „Ich glaube, nur so kann man Gesellschaften wieder zusammenführen.“ Ploner schlägt vor, dass die Landesregierung eine Institution wie die Eurac oder die Universität beauftragt, die dann gemeinsam mit Epidemiologen, Psychologen, Medizinern, Lehrpersonen, Volksvertretern und anderen die Ausarbeitung vornimmt. Im Fokus sollen dabei vor allem die Themen Auswirkungen der Lockdown-Maßnahmen, Maskenpflicht, Test- und Impfstrategien, gesellschaftliche Beeinträchtigungen, Auswirkungen aller in der Pandemie getroffenen Entscheidungen und Maßnahmen, das Gesundheitssystem, Bildung, soziale Spannungen, psychische Belastungen, wirtschaftliche Auswirkungen und Kollateralschäden für das kulturelle und soziale Leben stehen. Ein besonderes Augenmerk soll auch auf die Entscheidungen gelegt werden, die die persönliche Autonomie bei individuellen Therapieentscheidungen wie Impfung, die Entscheidungen zu Präventionsmaßnahmen (Masken) und die Eingriffe auf organisatorischer Ebene betroffen haben.  Ziel sei es, Lehren aus den gemachten Erfahrungen zu ziehen, um für zukünftige Krisen und Pandemien gerüstet zu sein. Am Ende sollen die erarbeiteten Ergebnisse einer öffentlichen Diskussion zugänglich gemacht und dem Landtag für künftige Krisenereignisse vorgelegt werden. Zu verstehen sei das Ganze dabei als gesamtgesellschaftliche Aufgabe.