Gesellschaft | Gastkommentar von Tobias Plaickner

"100 Prozent Vertrauen in die Line"

Tobias Plaickner ist 21 Jahre alt, Bruneckner und Sportstudent in Innsbruck. Über seine Passion, das Slacklinen, die für ihn gleichzeitig Kick, Spirit und Lebensphilosophie ist.
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Foto: Team K

Damals, vor sieben Jahren, war ich sehr fanatisch beim Klettern. Ich war vierzehn und hab in amerikanischen Klettervideos zum ersten Mal das Slacklinen gesehen. Ich war fasziniert und hab mir gleich eine Line zugelegt. Am Anfang habe ich viel allein geübt, da zu der Zeit die Szene bei uns noch sehr klein war.

Schon bald kam mir der Gedanke den Balanceakt mit der vom Klettern gewohnten Exposition in der Höhe zu kombinieren. Ich versuchte mich an einer, von bekannten Kletterern schon aufgebauten Highline in Mühlen in Taufers in der Mühlwalder Klamm, scheiterte aber zunächst. Ich war viel zu angespannt. Highlinen funktioniert nur, wenn man es schafft, seine psychische Anspannung herunter zu regulieren.

Mentale Herausforderung

Der Samen war in Mühlen gesetzt, doch zu keimen begann er erst ein paar Jahre später.

Vom Klettern her glaubte ich eigentlich mit der Angst und ihrer Regulierung vertraut zu sein, der Transfer dieser Fähigkeit gelang mir beim Highlinen aber nicht sofort. Ich musste der Angst noch viel bewusster in die Augen schauen und noch viel besser mit ihr umzugehen lernen.

Einen idealen Lehrer hab ich dann in Armin Holzer gefunden, er konnte mir viele Tipps geben und hat mich auch im sicheren Aufbau der Highlines eingeschult. So konnte ich neues Vertrauen in das Material aber auch in mich selbst fassen, um das anfangs nervenaufreibende Balancieren über verschiedenen Abgründen immer wieder zu versuchen. Letzten Sommer beim Highlinemeeting am Monte Piana gelangen mir meine ersten Highlines, was von unglaublichen Glücksgefühlen begleitet war. Die exakte Höhe in Metern stellt für mich einen eher untergeordneten Faktor dar. Die ersten Schritte bin ich beispielsweise auf meiner bisher höchsten Line am Torre Grande bei den Cinque Torri gelaufen. Größere Faktoren für die Schwierigkeit sind für mich die Länge der Line und die Atmosphäre am Ort. Nicht mehr am Boden zu sein, das ist das Spannende.

 

Zitat: Beim Highlinen bin ich physisch und psychisch manchmal bis aufs Letzte gefordert. Und gleichzeitig unglaublich fasziniert. Wahrscheinlich ist es deshalb meine liebste Spielart des Slacklinesports.

 

Die Sicherheit, das Gleichgewicht

Highlinen ist wenn man es richtig betreibt, eine sichere Sache – natürlich gehört einiges an Know-how dazu. Welches Material man benutzt und auch wie, das ist entscheidend. Wenn ich nicht zu 100 % Vertrauen in die Aufbau- und Sicherungsmodaltiäten hätte, würde ich keinen Schritt darauf wagen. Man ist eben nicht auf sicherem Boden und darf absolut keine Fehler im gewissenhaften Aufbau machen.

Slacklinen bedeutet für mich eine besondere Balance zwischen Geist und Körper zu finden, nur dann kann man sich auch im Gleichgewicht mit der Line bewegen. Genau das wollen wir am 15. Juni im UFO Bruneck vermitteln: Den Spaß im Gleichgewicht zu sein. Im Rahmen von „Experience Slackline & Parkour“ bietet sich dort für Interessierte, ob Anfänger oder Fortgeschrittene, die Möglichkeit ins Slacklinen und in Parkour hinein zu schnuppern. Armin Holzer und ich werden dabei die Slacklineworkshops betreuen und wollen Euch mit unserer Passion fürs Slacklinen anstecken!

von Tobias Plaikner