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Matthias Prieth: „FriedensLied”

Ein klares Statement: Die Musiker (und Künstler) Matthias Prieth und Ariel Trettel performen vor der Ruine im Ex-Militär-Areal in Schlanders ihren Song „FriedensLied”.
Zerstört, über Nacht, und ohne die umliegende Nachbarschaft und die Dorfbevölkerung von Schlanders davon zu informeiren: Die „Palazzina di Commando” im ehemaligen Militär-Areal in Schlanders.
Foto: rhd
Zerstört, über Nacht, und ohne die umliegende Nachbarschaft und die Dorfbevölkerung von Schlanders davon zu informeiren: Die „Palazzina di Commando” im ehemaligen Militär-Areal in Schlanders.
Zerstört, über Nacht, und ohne die umliegende Nachbarschaft und die Dorfbevölkerung von Schlanders davon zu informeiren: Die „Palazzina di Commando” im ehemaligen Militär-Areal in Schlanders. Foto: rhd

 

Der Meraner Singer/Songwriter – oder Liedermacher – Matthias Prieth hat in seinen bisherigen Songs stets Engagement gezeigt, ein Engagement das die Umwelt, die Gesellschaft und das Zusammenleben betrifft. Gemeinsam mit dem Künstler und Musiker Ariel Trettel hat er nun seinen Song „FriedensLied” veröffentlicht, gedreht vor der Kulisse des kürzlich in einer Nacht- und Nebel-Aktion zerstörten Gebäudes im ehemaligen Militär-Areal in Schlanders.

Das Areal ist groß und befindet sich seit einigen Jahren in der „Entwicklung”, das heißt, Dorfbevölkerung wie Politiker denken darüber nach, was aus diesem leerstehenden Gebäudekomplex werden könnte, wie die im Grunde gute und solide Bausubstanz genutzt werden könnte.

Ein Teil dieser „Drusus-Kaserne” ist die BASIS Vinschgau Venosta, die „ihr” Gebäude nicht nur mit einer Vielzahl an Veranstaltungen bespielt, sondern Co-Working-Spaces eingerichtet hat, der anliegenden Nachbarschaft Platz bietet und ebenfalls versucht, Nutzungsmöglichkeiten für das besagte Gelände zu finden. In einem der Flügel der „Drusus-Kaserne” werden die Räume von zahlreichen Künstlerinnen und Künstler genutzt. Ariel Trettel ist einer davon.

 

Matthias Prieth & Ariel Trettel: „FriedensLied” (Official Video)

 

Matthias Prieth über den Song, warum „Frieden” im Titel vorkommt und warum er sich für diesen Ort einsetzt:

„Sobald ich von der Nacht-und-Ne­bel-Ak­ti­on des Bürgermeisters von Schlanders gehört habe, hatte ich sofort das Gefühl, dass ein innere Frieden gebrochen wurde. Ich selbst habe nicht viel mit der Kaserne zu tun. Ich liebäugle zwar schon länger damit, ein Atelier im Kreative-Space anzumieten, doch habe es leider aufgrund der Unsicherheiten und der Distanz nie gemacht. Doch war ich häufig da, um meine Freunde, besonders Ariel Trettel, zu besuchen und jedes Mal habe ich mich darüber gefreut, was für ein Schmuckstück wir in der Drusus-Kaserne haben.

Jetzt wird sie leider bedroht, hauptsächlich der Kreativ-Space, mein persönlicher Lieblingsort in der Basis, weil es ‚endlich leistbarer Atelier-Raum‘ ist.

Ich habe mich für dieses Lied entschieden, weil es absolut wichtig ist die Botschaft des Friedens zu verbreiten, an einem Ort wo die Gewalt des Zerstörens zelebriert wurde.

Warum das ‚Friedenslied‘? Ich habe mich für dieses Lied entschieden, weil es absolut wichtig ist die Botschaft des Friedens zu verbreiten, an einem Ort wo die Gewalt des Zerstörens zelebriert wurde. Durch solche Aktionen wird nur Unmut gesät.

Der Bevölkerung wird ein Grund gegeben, sich wieder einmal in zwei Lager zu teilen, einmal Pro-Abriss und einmal contra. Doch nur gemeinsam kann man einem Ort wie der Drusus-Kaserne einen neuen Wert geben. Das Andenken und, vor allem, die Wunden des Faschismus kann man nicht heilen, indem man das Gebäude abreißt und eine neue Diskussion befeuert. Nur in einem partizipativen Prozess kann man die Vergangenheit aufarbeiten. Wir müssen Brücken über die Kaserne bauen, sie öffnen für ein neues und friedliches Miteinander, wie es bis vor kurzem in der Kaserne hervorragend gelebt wurde.

‚Weil za zwoat leichter gian isch‘, genau um das geht es mir: Lasst uns gemeinsam Wege gehen, statt im Alleingang um vier Uhr morgens Häuser zu zerstören.

Ich mach mir Sorgen, dass es am Ende wieder im ganzen Land keinen leistbaren Atelier-Raum gibt und dass eine Möglichkeit dafür des Geldes wegen geopfert wurde.

In Zeiten wie sie heute sind, sollte jeder alles erdenkliche tun, um den Frieden zu erhalten und nicht um Gewalt zu zelebrieren: ‚Weil wo kriag isch wert niamols wos blian‘.”

 

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Prostest gegen die Zerstörung eines Gebäudes im ehemaligen Militär-Areal in Schlanders: „Im Krieg werden Gebäude zerstört”. Foto: rhd