Freizeit | Gewürze

Von Zimt und Nelken bis Kurkuma

Wenn es draußen kühler wird und die Tage kürzer, suchen wir nach Wärme – nicht nur in Tee oder Suppe, sondern auch in Aromen.
Gewürze
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  • Gewürze wie Zimt, Nelken oder Ingwer vermitteln dieses Gefühl von Geborgenheit. Sie intensivieren Speisen und runden Getränke ab. Herbstgewürze sind mehr als Zutaten im Vorratsschrank. Sie verbinden uns mit alten Traditionen, schenken Energie und laden dazu ein, Neues auszuprobieren. 

  • Zum Autor

    Hanno Innerhofer ist Kochlehrer, Mietkoch und Buchautor. Mit seinen beliebten Kursen für Thai-Küche und Sushi begeistert er regelmäßig Menschen für die feine Kunst asiatischen Kochens.

  • Zimt: warm, leicht süßlich; für Süßspeisen, Kompott, auch für Schmorgerichte Foto: Pexels
  • Von Handelsrouten und Kulturen

    Viele der Gewürze, die heute selbstverständlich in deiner Küche stehen, haben eine lange Reise hinter sich. Nelken stammen von den indonesischen Molukken, wo sie schon in der Antike wegen ihrer Würzkraft und medizinischen Wirkung geschätzt wurden. Sternanis wächst am immergrünen Magnolienbaum – vor allem in Südchina und Nordvietnam – und fand vor rund 3.000 Jahren Eingang in Küche und Heilkunde. 

    Zimt wurde in China bereits um 2.500 v. Chr. verwendet und erreichte Europa etwa 900 Jahre später. Wichtig sind zwei Sorten: der feinere Ceylon-Zimt und die kräftigere Cassia-Variante. Die Muskatnuss, ursprünglich von den Gewürzinseln im Indischen Ozean, prägt bis heute Mischungen wie Garam Masala oder das beliebte Fünf-Gewürze-Pulver. 

    Auch Kardamom, Piment und Ingwer stammen aus tropischen Regionen und verbreiteten sich über Handelsrouten. In vielen Kulturen hatten diese Gewürze nicht nur einen kulinarischen, sondern auch gesellschaftlichen Stellenwert – als Luxusgut, Heilmittel und Symbol für Wohlstand. 

    In Europa prägten Gewürze seit dem Mittelalter vor allem die Festtage. Lebkuchen, Glühwein oder Spekulatius wären ohne Nelken, Zimt und Muskat kaum denkbar. Klöster bewahrten viele dieser Rezepte und machten sie zu Klassikern unserer Adventsküche. 

  • Klassische Herbstgewürze

    • Zimt – warm, leicht süßlich; für Süßspeisen, Kompott, auch für Schmorgerichte 
    • Nelken – intensiv, würzig-süß; zu Rotkohl, Braten, Marinaden 
    • Muskatnuss – nussig-warm; beliebt in Kartoffel- und Kürbisgerichten 
    • Piment (Nelkenpfeffer) – vereint Aromen von Zimt, Nelke und Muskat; perfekt für Eintöpfe 
    • Sternanis – süßlich, lakritzartig; in Tees, Kompott oder asiatisch inspirierten Gerichten 
    • Kardamom – aromatisch-süß, wärmend; für Süßspeisen und herzhafte Currys 
    • Ingwer – scharf-warm; frisch oder getrocknet in Currys, Suppen oder Gebäck 
    • Kurkuma – erdig-warm, färbt goldgelb; zu Linsen, Gemüse, Reis 
  • Warum Herbstgewürze heute im Trend sind

    Heute treten diese Gewürze in neuer Rolle auf. Aromatische Mischungen prägen Getränke wie Pumpkin Spice Latte oder Golden Milk. Besonders Kurkuma und Ingwer gelten in Detox-Drinks als gesundheitsfördernd und werden gezielt in moderne Ernährungsstile integriert. 

    Auf Plattformen wie Instagram und TikTok sind Hashtags rund um Zimt, Kardamom oder Sternanis millionenfach vertreten. Influencer teilen Rezepte, Backideen und Teevariationen, die weltweit Resonanz finden. 

    Damit spiegeln Herbstgewürze einen kulturellen Wandel wider: Sie sind nicht nur Geschmacksträger, sondern auch Symbol für Achtsamkeit, Wellness und bewusste Ernährung. In vielen Küchen werden klassische Mischungen neu interpretiert – ob in veganen Desserts, aromatischen Currys oder winterlichen Broten. 

  • So setzt du die Aromen richtig ein

    Jedes Gewürz hat sein Profil: Zimt süß-würzig, Nelken intensiv und leicht bitter, Muskatnuss warm und scharf, Piment pfeffrig mit Nelkennote. Sternanis wirkt süßlich und lakritzartig, Kardamom aromatisch und frisch, Ingwer scharf und zitronig, Kurkuma erdig und leicht bitter. 

    Klassische Techniken sind einfach: Stangen im Glühwein, gemahlene Gewürze im Gebäck, frischer Ingwer im Tee. In der modernen Küche kommen auch Extrakte, Öle oder Pulver dazu. Saisonale Klassiker wie Lebkuchen oder Stollen wären ohne diese Aromen undenkbar – ebenso wie Chai oder Glühwein. 

    Allergene spielen meist keine Rolle, doch konzentrierte Öle aus Nelken oder Zimt können empfindlich wirken. Kurkuma nutzt du überwiegend als Pulver, Ingwer sowohl frisch als auch getrocknet. Die Vielfalt zeigt: Herbstgewürze sind flexibel und lassen sich leicht an den eigenen Geschmack anpassen. 

  • Gesundheitshinweis zu Muskat, Zimt und Nelken

    In normaler Küchendosierung sind Muskat, Zimt und Nelken unbedenklich. In größeren Mengen können sie jedoch schädlich wirken: 

    • Muskat: Ab etwa 5 g treten Vergiftungserscheinungen wie Übelkeit, Kopfschmerzen und Halluzinationen auf. Drei ganze Nüsse können lebensgefährlich sein. Übliche Würzmengen liegen weit darunter. 
    • Zimt: Das Risiko geht vom Cumarin im Cassia-Zimt aus. Die sichere Tagesdosis beträgt 0,1 mg pro kg Körpergewicht. Übermäßiger Konsum kann Leberschäden verursachen. Mit Ceylon-Zimt besteht bei normalem Gebrauch kein Risiko. 
    • Nelken: Das enthaltene Eugenol kann in hoher Dosis Leber und Nieren belasten. Mehr als ein bis zwei Nelken täglich sind nicht empfohlen. Nelkenöl sollte nicht bei Kindern, in Schwangerschaft oder Stillzeit und bei Blutverdünnern verwendet werden. 

    Fazit: In der Küche, sparsam dosiert, sind alle drei Gewürze sicher. 

  • Einkaufen, lagern, richtig nutzen

    Beim Einkauf lohnt sich der Blick auf Herkunft und Qualität. Ceylon-Zimt gilt als milder, Cassia als intensiver. Ganze Gewürze behalten ihr Aroma deutlich länger als gemahlene, die rasch an Intensität verlieren. Lagere sie dunkel, trocken und luftdicht – am besten in kleinen Mengen. 

    Für den schnellen Einsatz bewahrst du Nelken, Sternanis und Kardamom in kleinen Gläsern auf. Muskatnuss sollte frisch gerieben werden, damit sie ihre volle Würze entfaltet. 

    Wenn dir die Einzelzubereitung zu aufwendig ist, greif zu Mischungen wie Lebkuchengewürz – praktisch für viele Rezepte. Frischer Ingwer in Suppen oder Kurkuma im Reis werten Alltagsgerichte im Handumdrehen auf. Ein Tipp für Getränke: Füge Zimtstangen, Nelken oder Ingwerscheiben zu Wasser oder Tee hinzu – so entstehen wärmende Aromen ganz ohne Zucker. 

  • Zimt und Piment

    Ceylon-Zimt gilt als feiner und wird meist aus Sri Lanka exportiert. 
    Cassia-Zimt stammt aus China und Indonesien, ist günstiger, kräftiger im Geschmack und in Europa verbreitet. 

    Glossar 

    • Piment: Gewürz aus der Karibik, vereint Aromen von Zimt, Nelke und Muskat 
  • Goldene Milch: Zaubertrank für starke Abwehrkräfte Foto: Pexels
  • Rezept: Goldene Milch

    Ein ayurvedischer Zaubertrank für starke Abwehrkräfte und warme Gemütlichkeit 

    Du benötigst: 

    1,5 TL Bio-Kurkuma (gemahlen) 

    1 TL Kokosöl (nativ) 

    Agavendicksaft oder Ahornsirup – je nach Süße 

    300 ml Mandelmilch (oder Cashew-, Hafer-, Reis- oder andere Pflanzenmilch) 

    1 Messerspitze schwarzer Pfeffer 

    1 Messerspitze Zimt 

    1 Messerspitze Kardamom 

    ca. 15 g frischen Ingwer, fein gerieben (oder etwas Pulver) 

    etwas Wasser zum Verdünnen – falls gewünscht 
     

    So geht’s: 

    Kurkuma, Zimt, Kardamom, Pfeffer und Ingwer mit der Mandelmilch in einem kleinen Topf verrühren. 

    Kokosöl hinzufügen und bei mittlerer Hitze langsam erwärmen – nicht kochen. Die Milch soll nur warm werden, damit die Wirkstoffe erhalten bleiben. 

    5–10 Minuten leicht köcheln lassen, gelegentlich umrühren. 

    Mit Agavendicksaft oder Ahornsirup nach Geschmack süßen. 

    Ist die Konsistenz zu dick, gib einen Schuss Wasser hinzu und rühr um. 

    In deine Lieblingstasse füllen und in Ruhe genießen. 

    Tipp aus der ayurvedischen Hausapotheke: Schwarzer Pfeffer aktiviert das im Kurkuma enthaltene Curcumin, das entzündungshemmend wirkt. Zusammen mit dem Fett aus Kokosöl wird es optimal aufgenommen. 

  • Rechtlicher Hinweis

    Dieser Artikel und das Rezept dienen der allgemeinen Information und ersetzen keine medizinische Beratung. Für individuelle gesundheitliche Fragen wende dich bitte an ärztliches oder fachkundiges Personal. Dieser Beitrag informiert, inspiriert und regt zum Ausprobieren an – ersetzt aber keine Beratung. Bei gesundheitlichen Fragen frag bitte immer Fachleute, die wissen, was deinem Körper guttut.