„Ich bin keine menschliche Jukebox“
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salto.music: Bruce, du hast soeben einen neuen Track über die gängigen Streaming- und Download-Portale veröffentlicht. „Purple Wine“ geht diesmal in Richtung Drum&Bass und ist seit Sonntag, 10. November 2024 online. Beides ist überraschend: deine Umorientierung der Musikrichtung und ein Sonntag als Releasetag. Wie kam es dazu?
Bruce Bilbao: Zunächst danke für das Interview, es freut mich immer, wenn ich zu Wort kommen darf und etwas mehr über meine Musik und mich (grinst) erzählen kann. Jeder, der mich persönlich kennt weiß, dass mein Musikgeschmack sehr breit gefächert ist, Dementsprechend produziere ich auch sehr viel verschiedene Musik.
Drum&Bass war tatsächlich neben Dubstep vor rund 12 Jahren das Genre, durch welches ich angefangen habe aufzulegen und Musik zu machen. Ich habe das damals von Videospielen aufgeschnappt und dann über YouTube eine neue Welt entdeckt. Ich war dann auch stark bei der Eventreihe „Spektrum” involviert, die über fünf Jahre regelmäßig wahre Drum&Bass-Größen ins Land gebracht hat. Habe da immer fleißig mitgeholfen, wo es nur ging und mich langsam vom Opening zum Closing Slot hochgespielt. Das waren verdammt geile Zeiten! An dieser Stelle Shoutout an Philipp Kieser, Hannes Götsch, [RUINS], Hissatsu, Vory, die ganze Culture Assault-Crew, die Fit Fat-Jungs und Südtirols Drum&Bass-Heads! Da kommt bald wieder etwas, ich darf aber nix verraten! (zwinkert)
Sonntag als Releasetag fand ich passend zum Vibe des Tracks „Purple Wine“. Sonntage sind entspannt, wie der Song und es war der 10.11.2024, das Datum sieht gut aus. (lacht)
Das alles war aber auch relativ spontan. Der Tune ist eigentlich vom August 2023 und ich habe vor ein paar Tagen das Mixdown und den Master beendet, ein Cover erstellt und den Track einfach raufgeladen. Ich möchte mich nicht mehr durch meinen eigenen Perfektionismus aufhalten lassen, die Musik, an der ich so lange arbeite und die mir so viel bedeutet, mit der Welt zu teilen.
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salto.music: Arbeitest du bereits an einem neuen Track? Wenn ja, wird auch er in Richtung Drum&Bass gehen?
Bruce Bilbao: Ich arbeite tatsächlich dauernd an Musik, das nimmt echt einen großen Teil meines Lebens ein. Ich möchte einfach besser werden und die Ideen, die ich im Kopf habe, zu Audio verarbeiten. Für mich ist das meine Art, Emotionen rauszukriegen. Und ich mache es einfach gerne, es macht Bock, etwas zu machen, mit dem ich zufrieden bin.
Ich habe noch ein paar Drum&Bass- und Jungle-Tracks fertig, die irgendwann raukommen. Einer davon ist noch aus dem Jahr 2019. Vorher aber kommt endlich wieder Techno und House. Ich habe lange meinen eigenen Style gesucht, und habe jetzt endlich ein Dutzend Tunes quasi fertig, mit denen ich echt zufrieden bin. Hier unten kann man in ein paar „work in progress”-Dinger reinhören:
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salto.music: Wie war deine heurige Sommer-Saison als DJ? Hattest du viele Auftritte oder hätten es mehrere sein können?
Bruce Bilbao: Ich hatte heuer im Sommer ein paar wenige, dafür sehr gute Gigs. Ich habe mit meinem Kumpel Detlef Gee ein Wochenende in Mailand gespielt, bei Torre del Gatazzo in Mantova und beim Echowood Festival in Brescia. Mailand war unvergesslich. Wir haben dort mehrere Gigs gespielt, unter anderem bei einem Online Radio, unsere beiden Sets findet ihr unten. Lokal nur beim Teknonstop XXL Festival und Teknonstop beim Weinfest, welche ich ja mitveranstalte, somit weiß ich nicht ob das zählt. (lacht)
Ich habe festgestellt, dass derzeit weniger Austausch zwischen den Crews/Veranstaltern herrscht. Bei den Parties spielen die eigenen Leute, es wird weniger eingeladen.
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(c) Bruce Bilbao
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salto.music: Gibt es gewisse Kriterien, die dir für eine Zusage wichtig sind?
Bruce Bilbao: Ich denke, das einzige Kriterium für mich ist, dass es passen muss. Ich verlasse mich da auf mein Bauchgefühl. Ich denke, ich bin jetzt aus meiner Newcomer-Phase raus und gehe nicht mehr ein Opening in einem Pub spielen, einfach um endlich aufzulegen. Ich bleibe da lieber zu Hause und arbeite weiter an den eigenen Songs. Da ich produziere, wird es mir immer wichtiger, meine Tracks auch in die DJ-Sets, die ich spiele, einzubinden. Somit muss, denke ich, das Setting geeignet bzw. passend zu meiner Musik sein, ansonsten macht ein Auftritt keinen Sinn.
Mir ist auch wichtig, dass die Veranstalter und die Leute klar verstehen, was sie bekommen. Es gibt diverse Herangehensweisen an den DJ-Beruf. Ich bin keine menschliche Jukebox, ich bin da, um das zu spielen, was ich gut finde. Das heißt nicht, dass ich stur mit dem Kopf durch die Wand gehe. Ich habe eine große Musiksammlung und versuche natürlich mich auch anzupassen, aber es macht keinen Sinn, wenn ein Techno-DJ in einem Aprés-Ski-Laden auflegt.
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(c) Stanza Club
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Info:
Bruce Bilbao Soundcloud: https://soundcloud.com/bruce_bilbao
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