Die Zeit vergeht langsamer
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Nach den ersten Tagen unseres Handyverzichts dachte ich noch einmal über den von uns gewählten Titel „Beyond the Screens – Zurück in die Realität“ nach und fand ihn umso treffender. Mir fällt nämlich auf, dass ich jede noch so kleine Tätigkeit viel bewusster ausführe. Normalerweise ist unser Alltag nämöllich davon geprägt, immer alles gleichzeitig zu machen. So ware es auch bei mir: Mein Tag wird von Musik begleitet, oder manchmal schalte ich mir einen Film ein, während ich einer anderen Beschäftigung nachgehe, um eine Ablenkung zu haben oder einfach, weil ich dachte, ich könnte so abschalten.
Mit anderen Dingen bin ich viel schneller – wie beim Erledigen meiner Hausaufgaben – weil ich mich bewusst nur auf eine einzige Sache konzentriere.
Nach den ersten Tagen merte ich nun aber schon, dass eher das Gegenteil der Fall ist. Natürlich vermisse ich es, mit meinen Kopfhörern in den Ohren und lauter Musik zum Beispiel spazieren zu gehen oder auf den Bus zu warten. Aber ich muss auch zugeben, dass ich mit anderen Dingen viel schneller als sonst bin – wie beim Erledigen meiner Hausaufgaben – weil ich mich bewusst nur auf eine einzige Sache konzentriere.
Beim weiteren Verlauf der Woche merkte ich, dass meine Kommunikation in gewisser Hinsicht intensiver wurde. Ich bekam nämlich ausschließlich Mitteilungen von engen Freunden oder meiner Familie, somit weder Spam- oder Gruppennachrichten. Diesmal erreichten mich nur Einzelnachrichten, deshalb antwortete ich dieses Mal wirklich auf jede- was sonst bei mir nicht immer der Fall ist, da ich es gerne hinauszögere. Zudem begann ich mit Freunden auch schon wegen Kleinigkeiten zu telefonieren. Oft blieben es kurze Telefonate, aber häufig wurden es auch längere Gespräche oder sogar ein Treffen ein paar Tage später.
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Unsere Autorin
Lena Kerschbaumer ist 16 Jahre alt und besucht die Klasse 3C des Sozialwissenschaftlichen Gymnasiums „Josef Gasser“ in Brixen mit dem Schwerpunkt Medienerziehung und Journalismus. Vor dem Handy-Verzicht-Experiment betrug ihre tägliche Handyzeit etwa drei Stunden. Am meisten vermisst sie das Schauen von Filmen und Serien.
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Das lange Wochenende vom Nikolaustag bis Immacolata
Damit komme ich auch schon zum langen Wochenende. Anfangs muss ich zugeben, war ich ein wenig eingeschüchtert, da es etwas ganz Neues war. Denn zu Beginn des Projekts konnten wir uns morgens immer austauschen und waren somit nie wirklich allein. Manchmal vergaß ich nämlich, dass nicht die gesamte digitale Medienwelt stehen blieb, sondern nur wir. Meine „Überlebensstrategie“ für das Wochenende war daher, zu versuchen, jeden Tag so gut wie möglich zu verplanen, indem ich mich mit Freunden traf.
In diesen Tagen aber glaubte ich manchmal, die Zeit um mich herum würde langsamer vergehen.
Die übrige Zeit des Wochenendes verbrachte ich mit Lesen. Aber irgendwie las ich anders als sonst, da ich wirklich Stunden damit verbrachte, nur zu lesen. Und ich habe auch mit Freunden darüber gesprochen, und sie haben mir alle zugestimmt: Wenn ich ein Buch für eine Stunde oder länger lese, brauche ich sonst zwischendurch immer mal wieder eine „Handypause“, verliere mich aber häufig in dieser und verbringe dann doch mehr Zeit beim Scrollen als ursprünglich geplant.
In diesen Tagen aber glaubte ich manchmal, die Zeit um mich herum würde langsamer vergehen. Alle sprechen immer vom täglichen Stress, doch ich muss zugeben, dass trotz der vermeintlichen Hektik, die jeder von uns vor Weihnachten kennt, meine Woche eine gewisse Ruhe hatte – ganz ohne den allbekannten „Zeitmangel“. Obwohl sich nur meine Bildschirmzeit verändert hatte, nicht aber mein Terminkalender.
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