Politik | Essstörungen

Fonds für Essstörungen gestrichen

Im Haushaltsgesetz für das Jahr 2024 hat die Regierung beschlossen den Fonds zur Behandlung von Essstörungen zu reduzieren. Auf Null. Eingerichtet wurde er 2021.
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Foto: Freepik
  • Die Zahlen im Jahr 2022 (vom italienischen Gesundheitsministerium)

    Magersucht (Anorexia nervosa) ist mit einer fünf- bis zehnmal höheren Sterblichkeitsrate verbunden als bei gesunden Menschen desselben Alters und Geschlechts. Kürzlich haben internationale epidemiologische Studien eine erhöhte Inzidenz bei Frauen im Alter zwischen 12 und 25 Jahren ergeben. In der westlichen Welt (und somit auch in Italien) wird geschätzt, dass:

    -die Prävalenz der Anorexie 0,2-0,8 % beträgt
    -die Prävalenz der Bulimie liegt bei etwa 3 %.
    -die Inzidenz der Anorexie liegt bei 4-8 neuen Fällen pro Jahr und 100.000 Personen
    -die Inzidenz der Bulimie liegt bei 9-12 neuen Fällen pro 100.000 Personen, wobei das Alter des Auftretens zwischen 10 und 30 Jahren liegt und  das durchschnittliche Alter des Auftretens bei 17 Jahren.

    Der Fonds für Essstörungen in Italien wird völlig gestrichen, das sieht die Regierung um Ministerpräsidentin Giorgia Meloni für das Haushaltsgesetz 2024 vor. Wie auch aus einer Pressemitteilung von Raffaela Vanzetta des INFES hervorgeht, wurde der Fonds ursprünglich 2021, nach vielen Forderungen von Familien und Fachleuten, eingerichtet und mit jeweils 25 Mio. Euro für die zwei darauffolgenden Jahre versehen worden. Mit diesen Geldern wurden 780 Fachkräfte, Ambulanzen und Tageskliniken aktiviert. Damit sind nun einige Einrichtungen von der Schließung bedroht. Vor allem Einrichtungen im Süden der Nation werden betroffen sein. Ein angemessenes und regionsübergreifend weitflächig abdeckendes Dienstnetzwerk aufzubauen wird damit deutlich erschwert. Diese Kehrtwende bedeutet nun aber auch, dass Essstörungen weiterhin nicht in als eigenständige Krankheit anerkennt werden, die wesentliche Versorgungsstufen benötigen und somit nicht in die LEA (Livelli Essenziali di Assistenza; wesentliche Versorgungstufen, Leistungen und Dienste, die der staatliche Gesundheitsdienst entweder kostenlos oder gegen Zahlung eines Tickets zur Verfügung stellen muss, wobei die öffentlichen Mittel aus allgemeinen Steuern stammen) aufgenommen werden. Das, trotz einer besorgniserregend steigenden Tendenz der letzten Jahre vor allem seit der Pandemie. Am meisten betroffen sind (junge) Frauen. 2023 wurden in Italien 1.680.456 neue Diagnosen registriert, im Jahr davor waren es rund 200.000 weniger. Im Jahr 2023 sollen in Italien etwa 4.000 Menschen auch aufgrund der fehlenden Behandlung von Essstörungen gestorben sein.

    Wo fließt das gestrichene Geld hin? Die Regierung erhöht jedenfalls den Fonds für Alzheimer und Demenz: für 2024 eine Erhöhung von fast 5 Millionen, für die beiden darauffolgenden Jahre jeweils 15 Millionen Euro.

  • Erscheinungsbilder

    Essstörungen zählen zu den Verhaltensstörungen, gekennzeichnet durch ein pathologisches Verhältnis zum Essen und/oder ein (pathologisches) Gewichtskontrollverhalten und werden meist psychotherapeutisch behandelt. Eine Vielzahl von Patienten weist zudem andere psychiatrische Störungen als Begleiterkrankungen auf. Die häufigsten Essstörungen sind Anorexie (Magersucht; unter anderem gekennzeichnet durch drastische Diäten und einer verzerrten Wahrnehmung des eigenen Körperbilds) Bulimie (Ess-Brech-Sucht; häufige Essattacken verbunden mit dem darauffolgenden Versuch, alles Gegessene wieder aus dem Körper herauszuführen z.B. mit selbst herbeigeführtem Erbrechen, um Gewichtszunahmen zu verhindern) und Binge-Eating (ebenfalls durch Essattacken gekennzeichnet, allerdings ohne dem Versuch, Gewichtszunahmen zu verhindern).

  • Einige Fachstellen für Essstörungen in Südtirol

    INFES - Fachstelle für Essstörungen
    Talfergasse 4, Bozen
    Tel. 0471 970039

    Ambulatorium für Essstörungen BOZEN
    Sparkassenstraße 8, Bozen
    Tel. 0471 970383
    E-Mail: [email protected]

    Ambulatorium für Essstörungen MERAN
    Krankenhaus Meran, Trakt D, 2.Stock
    Rossinistraße 1
    Tel. 0473 251250
    E-Mail: [email protected]

    Ambulatorium für Essstörungen BRIXEN
    Krankenhaus Brixen
    Dantestraße 51
    Tel. 0472 813250, 0472 813100
    E-Mail: [email protected]
    [email protected]

    Interdisziplinäres Team für Essstörungen BRUNECK
    Krankenhaus Bruneck
    Spitalstraße 11
    Tel. 0474  581120, 0474 586340
    E-Mail: [email protected]

    Thearpiezentrum BAD BACHGART
    Rodeneck, St. Pauls 56
    Tel. 0472  887611
    E-Mail: [email protected]

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Profil für Benutzer Team K Landtagsfraktion
Team K Landtag… Fr., 12.01.2024 - 17:18

Es ist bedauerlich, dies zu hören, und es zeigt einmal mehr, wie inkompetent Politiker vorgehen, wenn sie keinen professionellen Rat einholen. Man kann nur hoffen, dass die enge Verbindung unserer zukünftigen Politik mit der Nationalen Partei nicht dazu führt, dass auch unsere dringend benötigten Therapiezentren eingestampft werden. Nach den anspruchsvollen Jahren der COVID-Pandemie hätten wir vorausschauender denken müssen. Die Erweiterung des psychologischen Dienstes, der psychiatrischen Abteilungen und der ambulanten Angebote, auch über Hausärzte mit spezialisierten Psychologen, wäre angebracht gewesen.Mit freundlichen Grüßen Sleiter

Fr., 12.01.2024 - 17:18 Permalink
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Salto User
nobody Fr., 12.01.2024 - 19:32

Gespart wird bei den Kranken und Schwachen. Entweder die Eltrn haben Geld und können sich professionelle Betreuung leisten oder pazienza. Wichtiger ist es, mit dem Steuergeld eine sinnvolle Winterolympiade auszurichten (so schaut es zumindest aus). In Südtirol git es allerdings HIlfen und hoffentlich bleibt es so.

Fr., 12.01.2024 - 19:32 Permalink
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Salto User
ivano.simioni So., 14.01.2024 - 08:26

Es ist Bedauerlich, dass die nationale Regierung die finanziellen Mittel für die Behandlung der Essstörungen gestrichen hat. Essstörungen und hier vor allem die Anorexie sind sehr chronisch verlaufende Störungen, die viel Leid verursachen, im Falle der Anorexie auch tödlich enden und die sehr lange Therapien benötigen. Wir sprechen nicht von Monaten, sondern von Jahren. Betroffen sind sehr junge und junge Menschen, die ohne einen schnellen Zugang zu einer fachlich "guten" Therapie in geeigneten Therapiezentren einen jahrelangen Krankheitsverlauf vor sich haben.
Ich hoffe die Teile der Landesregierung übernehmen nicht die Ignoranz der Schwesterparteien (oder besser Bruderparteien) wie auf nationaler Ebene.
Nebenbei denke ich , gehen die Mittel nicht in die Behandlung und Versorgung von Alzheimerpatienten, sondern es wird damit die Befreiung vor dem "pizzo di stato" finanziert. (Wörterbuch: https://www.treccani.it/magazine/lingua_italiana/articoli/parole/Neopol… )

So., 14.01.2024 - 08:26 Permalink