Sport | Interview

„Die Urform des Hockey“

Alexander Rottensteiner, Mitglied des Organisationskomitees des Pond Hockey Championships auf dem Ritten, über Anfänge des Turniers, Entwicklungen und die Organisation.
Pond Hockey Championship
Foto: www.europondhockey.com
  • Alexander Rottensteiner (Mitte unten): „Es ist ein bunter Mix von jung und alt, von Amateuren und Ex-Profis.“ Foto: Privat

    Hockey spielen wie die Vorväter. Das ist der Reiz des Pond Hockey. Ohne Abseits, ohne Tormänner, ohne Checks, ohne Schlagschüsse, sozusagen Hockey in seiner Reinform. Seit einigen Jahren findet auf dem Ritten in der Ritten Arena in Klobenstein die „inoffizielle Europameisterschaft im Pond Hockey“ statt. Vom 16. bis 17. Februar findet das Event statt.

    SALTO: Herr Rottensteiner, was ist Pond Hockey eigentlich?

    Alexander Rottensteiner: Pond Hockey ist die Urform des Hockey. Das, was früher auf den Seen gespielt wurde, mit zwei kleinen Toren, da spielte man 3 gegen 3 oder 4 gegen 4, einfach je nach dem wie viele Leute gekommen sind. Da war das noch recht primitiv, mit Schläger, Puck und Schlittschuhen. Andere Ausrüstung hat es damals noch nicht viel gegeben. Pond Hockey ist so gesehen nichts offizielles, sondern eine Freizeitbeschäftigung. Es ist ja auch die inoffizielle europäische Pond Hockey-Meisterschaft, die wir auf dem Ritten austragen.

    Von wo kommen die Spieler beziehungsweise Mannschaften her?

    Mittlerweile kommen wirklich Mannschaften von Deutschland, Tschechien, Österreich und der Schweiz her. Eine Mannschaft kommt sogar aus New York her. Sie sind aufmerksam geworden auf die Meisterschaft und nehmen sich die Mühe, kommen ein, zwei Wochen her, machen ein wenig Urlaub und spielen das Wochenende beim Turnier mit. Uns als Organisatoren freut es riesig, dass das Turnier weiter als nur Südtirol reicht.

  • Das Sieger-Team des letzten Jahres: Die „Huskies“ Foto: www.europondhockey.com

    „Es ist ein bunter Mix von jung und alt, von Amateuren und Ex-Profis.“

    Und lokal, welche Leute kommen?

    In Südtirol kommen viele zusammen, die früher Eishockey spielten. Aktive Spieler kommen kaum, weil die noch selber meistens in den Meisterschaften sind. Es ist ein bunter Mix von jung und alt, von Amateuren und Ex-Profis.

    Wie ist die Idee entstanden, das Championship zu organisieren? Diese Meisterschaft gibt es immerhin schon seit 2017.

    Das hat es eigentlich in einer kleineren Version schon früher gegeben mit weniger Mannschaften. Wir veranstalteten es einmal mit neun, zehn Mannschaften. Das alles ist lokal auf dem Ritten gestartet.

    Wie läuft es mit den Spielstätten ab?

    Dadurch, dass wir das Glück haben, den Eisring zu haben, können wir auch mehrere Felder machen. Wir haben am Eisring die Möglichkeit, sechs bis acht Felder zu machen und unterzubringen, ein Feld für Pond Hockey ist nicht gleich groß wie ein Hockeyfeld. Es ist circa 30 Meter lang und 12 Meter breit. Deswegen haben wir überhaupt die Möglichkeit, so ein Turnier abzuwickeln.

  • Die Kulisse: Hockey in Urform mit dem Schlern im Hintergrund Foto: www.europondhockey.com

    Wie viele Spieler nehmen teil?

    Mittlerweile kommen fast 500 Athleten, jedes Team kommt mit sechs bis neun Spielern , gespielt wird drei gegen drei, ohne Tormann. Es sind fast 350 Spiele, die wir über die zwei Tage abwickeln. Also relativ groß geworden. Wir sind klein gestartet und danach ist es ein bisschen größer geworden, von Jahr zu Jahr.

    Wie lange geht ein Spiel?

    Ein Spiel ist einmal zwölf Minuten lang und die Finalspiele, also die Ausscheidungsspiele, sind zweimal zehn Minuten lang. Die Finalsieger bekommen übrigens einen Meisterring überreicht.

    Was hat sich am meisten verändert über die Jahre?

    Dass das Niveau von Jahr zu Jahr immer ein bisschen besser wird, weil die Mannschaften gern gewinnen, daher spicken sie sich meistens mit guten Spielern oder mit Ex-Profis. Es wird jedes Jahr ein wenig professioneller. Wir vom OK-Team haben auch immer mal wieder ein paar Einfälle um das Drumherum netter zu gestalten. Es gibt Zeltbetrieb, am Freitagabend spielt die Band ɴolιpѕтιĸ, tagsüber gibt es Tanzmusik und Samstag in der Früh gibt es gegen elf, zwölf Uhr ein Frühschoppen und abends eine Fete im „EULE“. Vom Rahmenprogramm her wird viel geboten. 

    Von wem bekommt ihr Hilfe? 

    Wir haben wirklich das Glück, ein tolles OK-Team zu haben. Mittlerweile sind wir 15, 16 Leute im OK-Team, dass das ganze Jahr über das Event organisiert. Dazu haben wir einen Haufen freiwillige Helfer, die uns tagsüber beim Turnier helfen und viele lokale Sponsoren, kleine Handwerksbetriebe bis Gastbetriebe, die uns ein bisschen unterstützen. Ohne sie ist es fast nicht möglich, so etwas zu organisieren. Wir machen auch ein Jugendturnier, ein Kinderturnier unter acht und unter zehn, das ebenfalls am Freitag und Samstag über die Bühne geht. Das ist etwas für den Nachwuchs. Es kommt dann wirklich vom Kleinkind bis zur Oma, Eltern, aktive Spieler oder ehemalige aktive Spieler alles zusammen und das ist der Mix, der sich oben trifft, Jung bis Alt. Es wird gesportelt und ein bisschen gefeiert. Und darum geht es, um das Zusammenkommen, das Feiern und das Sporteln. 

    In welcher Größenordnung bewegen sich die Zuschauerzahlen? 

    Die Abendveranstaltungen sind voll gewesen, das Zelt ist voll gewesen. Beim Finalspiel, wo am meisten Leute zuschauen, werden rund 350 Leute bei der Tribüne am Ring sein, plus die Athleten, die noch oben sind. Es wird ganz gut besucht. 

  • Der Nachwuchs: Auch die „primavera“ des Südtiroler Hockeys kommt zum Zug Foto: www.europondhockey.com

    Kommen auch Touristen? 

    Es hat wirklich auch schon einen touristischen Anreiz. Wir haben zehn Mannschaften aus Tschechien, wo auch einige Fans mitkommen. Deutschland sowie Österreich natürlich sowieso und Schweizer waren auch meistens ein paar dabei. Touristisch gesehen ist es sicher eine nette Geschichte. 

    Warum wird nicht auf dem See gespielt?

    Leider kann man das auf dem See gar nicht mehr machen. Das Tolle wäre natürlich das Turnier auch mal auf den Seen zu veranstalten, aber es ist einmal schon nicht möglich wegen des Unsicherheitsfaktors des Eises, dass das Eis bei so vielen Spielen einbricht. Wir haben Glück, den Eisring zu haben, wo man das noch machen kann, auf dem See ist es fast nicht möglich, leider. Es gab früher ein paar Events von Red Bull auf großen Seen, mittlerweile macht das fast keiner mehr.

    „Darum geht es, um das Zusammenkommen, das Feiern und das Sporteln.“

    Ist das nicht mehr erlaubt? 

    Erlaubt schon, es ist aber leider dem Thema Klimaerwärmung geschuldet, dass die Seen nicht mehr so toll zufrieren wie früher. Schade, dass es ohne so einem Eisring gar nicht mehr wirklich machen kann. 

    Erreicht man trotzdem ein wenig „See-Feeling“? 

    Dadurch, dass die sechs Felder aneinander sind und sich dahinter der Schlern darbietet ,während in der Mitte das Festzelt steht, ist es von der Kulisse her bemerkenswert. Es hat einen Flair.

    Was gibt es sonst noch an Begleitprogramm?

    Es gibt die Skills Competition, das ist ein Geschicklichkeitswettbewerb, da kann man einen tollen Sachpreis gewinnen. 

    Wie ist die Stimmungslage generell? 

    Dadurch, dass gefeiert wird und durch das Rahmenprogramm, ist sowieso immer eine gute Stimmung. Es ist alles sehr familiär.

    Wollt ihr das Event in Zukunft weiter vergrößern?

    Nicht, dass wir forcieren, dass wir riesig werden, es ist auch vielleicht nicht machbar, wenn es zu viele Mannschaften sind. Es ist so schon oft schwierig, die 50, 60 Mannschaften zusammenzubringen, die mitspielen. Sie müssen sich ja auch fast zwei Tage freinehmen. Freitag ist ein normaler Arbeitstag. Mit der Größenordnung, die wir zurzeit haben, läuft es eigentlich super. Wir sind froh, wenn es die Leute annehmen und die Leute nehmen es an und sie kommen. Es ist einfach ein „bäriges“ Turnier geworden. 

    Und anderweitige Veränderungen?

    Natürlich fällt jemandem des OK-Teams immer mal ein Blödsinn ein. Aber generell hat sich das Format die letzten Jahre bewährt. Das Konzept sieht immer noch ähnlich wie am Anfang aus. 

     „Wir sind froh, wenn es die Leute annehmen und die Leute nehmen es an und sie kommen. Es ist einfach ein „bäriges“ Turnier geworden.“

    Wie kann man sich das erste Turnier vorstellen? 

    Es fand damals im eigentlichen Eisstadion statt. Da waren 9 Mannschaften und ein Feld. Das war ein ganz kleines Turnier und so ist das gestartet von der Idee her. Dann wurde es größer.

    Was sind für Sie persönlich die Highlights?

    Toll ist, dass wirklich Ex-Profis kommen, die in guten Ligen spielten. Da entstehen auch Freundschaften, auch nach dem Sport noch, dass man zusammenkommt, dass man mit Sportlern zusammenkommt. Oben entsteht eine gute Mischung und ein gutes Netzwerk. Der Zusammenhalt zwischen dem OK-Team und den freiwilligen Helfern ist auch bemerkenswert. Ohne sie ist das nicht einmal möglich. Es ist „bärig“, dass alle mitziehen, damit das Event über die Bühne geht.