Kultur | Salto Afternoon

Junge Römer(in)

Die Schriftstellerin Waltraud Mittich hat sich im Buch „Sanpietrini“ nach Rom begeben. Dort wandelt sie literarisch auf den Pflastersteinen der Stadt.
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Foto: Salto.bz

salto.bz: 2009 haben Sie im Essay "Topographien / Topografie" über Sankt Petersburg geschrieben. 10 Jahre später veröffentlichen Sie ein Buch mit dem Titel „Sanpietrini“ ein Buch, welches in Rom spielt. Warum diese Stadt?

Waltraud Mittich: Rom ist für mich ein Lebenszentrum. Ich bin dort oft gewesen und liebe diese Stadt. Sie ist eine Agglomeration für Probleme die Italien hat und nachdem ich über italienische Verhältnisse schreibe, hat sich Rom als Ambiente angeboten.

 

Warum die titelgebenden Pflastersteine?

Der österreichische Verlag war damit nicht glücklich, denn niemand weiß in Österreich was Sanpietrini sind. Das ist wohl auch in Südtirol so, sogar viele Italiener wissen nichts zu diesen Sanpietrini. Ich musste meine Verlegerin beknien, damit das Buch diesen Titel beibehalten durfte.

Was machen nun diese "Sanpietrini" für die Hauptprotagonistin so besonders?

Die Hauptprotagonistin Barbara ist sehr viel auf diesen Pflastersteinen unterwegs gewesen, als sie in jungen Jahren nach Rom gekommen war. Die Pflastersteine sind für sie das Sinnbild ihres römischen Lebens, mit allen Schwierigkeiten und der Brüchigkeit ihres Lebens. Dazu passen die Sanpietrini in den alten Gassen Roms, die zum Teil defekt sind, wie vieles in der Stadt defekt ist und nicht repariert wird.

Barbara verliebt sich in Darian, eine komplizierte Liebesgeschichte nimmt ihren Lauf…

Die Geschichte mit Darian hat sich so ergeben. Er hat Migrationshintergrund, ist undurchschaubar und hat eine Vergangenheit, die er nie wirklich aufdeckt...


Ihr Buch ist auch eine Rückbesinnung auf die 68er Generation?

Der zweite Teil meines Buches spielt am ponte di ferro, wo Arbeitslose und junge Leute wie in einem Zeltlager leben, dort diskutieren und sitzen. Als ich das sah, dachte ich an eine Nachahmung der 68er und die Diskussionsfreude damals…

Sie verweben in Ihrem literarischen Text auch immer wieder Worte oder Sentenzen aus dem Italienischen ein. Wann entscheiden Sie sich beim Schreiben für diesen Kunstgriff? 

Das bietet sich einfach an, da die Protagonistin Barbara zweisprachig lebt. Und da sie in beiden Sprachen lebt, tauscht sie manchmal das eine Wort mit dem in der anderen Sprache. Natürlich steckt da eine gewisse Überlegung dahinter, wo und wann ich welche Wörter oder Redewendungen im Italienischen einsetze.