„Es Edelweiß verbliat”
Es sind düstere Zeiten, für die SVP und, direkt damit zusammenhängend, für die Südtiroler Politik. Das Bild, das der Brixner Liedermacher und Poet Markus Doggi Dorfmann in seinem jüngsten Song „Es Edelweiß verbliat” zeichnet, setzt sich dem entgegen, was nach der breiten und lebendigen Diskussion rund um das Buch „Freunde im Edelweiß” von Christoph Franceschini und Artur Oberhofer im Gange ist: Beschwichtigung, der Versuch der Schadenbegrenzung und das nach außen transportiertes Zusammenzustehen.
„Es Edelweiß verbliat” legt nahe, dass dies vorerst beim Versuch bleiben wird.
„Was aber in der Südtiroler Politik zur Zeit passiert musste ich kommentieren, sonst ist das alles nicht mehr auszuhalten.”
Obwohl er in den letzten Monaten vornehmlich mit Lyrik an die Öffentlichkeit getreten ist und sich „aus der Politik heraushalten und neue Wege gehen” wollte, hat ihn die Gegenwart doch gepackt und dazu geführt, dass er Stellung bezieht.
Dorfmann: „Ich hatte mir vorgenommen Abstand vom politischen Geschehen und dem musikalischen Leben zu nehmen. Was aber in der Südtiroler Politik zur Zeit passiert musste ich kommentieren, sonst ist das alles nicht mehr auszuhalten. Ich weiß nicht wie andere tun, aber ich habe das Glück Kreativität als Ventil nutzen zu können.“
Und das Ergebnis ist der Song „Es Edelweiß verbliat”.
Markus Doggi Dorfmann ist kein Punk, der seine Wut und seine Unzufriedenheit nach draußen spuckt. Er reflektiert und sieht den größeren Zusammenhang.
Für Dorfmann ist dies nicht der erste Song mit konkretem politischem Bezug. Bereits 2017 hatte er mit dem Song „Sad Streik” ironisch, aber klar und deutlich Stellung bezogen und prompt eine Anzeige von Ingemar Gatterer kassiert.
Ob ihm derartiges wieder droht? Wir werden sehen. Dorfmann erinnert mit seinem Song eigentlich auch daran, dass wir ja in einer Demokratie leben, die freie Meinungsäußerung garantiert, die allgemein etwas drückende Wetterlage im Lande, rückt das etwas in den Hintergrund und was eigentlich der Normalfall sein sollte (oder könnte) ist eine mutige Handlung.
Markus Doggi Dorfmann ist kein Punk, der seine Wut und seine Unzufriedenheit nach draußen spuckt. Er reflektiert und sieht den größeren Zusammenhang: „In Zeiten der gesellschaftlichen und politischen Neuorientierung, und in einer solchen stecken wir gerade, sind das Zusammenbrechen von alten verkrusteten Strukturen eine natürliche Folge. Der Refrain im Lied klingt traurig und wehmütig – es edelweiss geat in fronzn und verbliat, hot long koan wossor gseign, es edelweiss isch miad – Die SVP hat für viele Jahre das politische Geschehen in Südtirol geprägt. Auch wenn es schmerzt, das ist ein ganz natürlicher Prozess, den jede Entwicklung durchlaufen muss. Wie es weitergeht weiß niemand, eines ist aber gewiss, am Alten festzuhalten wird sich nicht mehr ausgehen.“
Und das Video? Markus Doggi Dorfmann nimmt einen subtilen Weg. Um nicht zu sehr vom Inhalt des Textes abzulenken, bebildert er „Es Edelweiß verbliat” mit Luftaufnahmen unseres schönen Landes: Berge, Gletscher, weite Täler, aber auch Ruinen und Schafherden. Wer möchte, kann da durchaus die eine oder andere Metapher finden.
Ein Interview mit Dorfmann zum Song (und zu seiner Lyrik) ist übrigens am Donnerstag, 14. April 2022, ab 21.30 Uhr, bei Radio Freier Fall (RAI Südtirol) zu hören.