Wirtschaft | Wein

Girlaner Pioniere

Die Kellerei Girlan hat eine mutige Entscheidung getroffen. Um die CO2-Emissionen deutlich zu reduzieren, verwendet man in Zukunft nur mehr Leichtglasflaschen.
Kellerrei Girlan
Foto: Kellerei Girlan
  • Man kann es vielleicht etwas plakativ beschreiben.
    Je schwerer und wuchtiger die Flasche, desto besser auch der Wein - davon gehen zumindest viele Konsumenten aus. Wenn der Hersteller keine Kosten für die Flasche scheut, dann muss der Inhalt besonders exklusiv sein. Auch deshalb haben teure Weine meistens auch eine besonders wuchtige Flasche.
    Doch es gibt da eine völlig andere Seite.
    Schaut man sich den CO2-Fingerabdruck einer Kellerei an, dann sticht eines besonders ins Auge. Allein die Produktion der Flaschen ist im Verarbeitungsprozess einer Kellerei für fast 40 Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich. Und genau hier wollen die Verantwortlichen der Kellerei Girlan eine klares und deutliches Signal setzen.
    Ab 2024 wird die Kellerei Girlan dank einer sehr klaren und sorgfältigen Entscheidung noch umweltfreundlicher“, erklärt Obmann Oscar Lorandi. Denn ab der ersten Abfüllung des Jahrgangs 2023 werden alle Produktionslinien auf 410-Gramm-Flaschen umgestellt, wodurch die CO2-Emissionen in die Umwelt entscheidend reduziert werden. 
    Die Entscheidung für diese neue Flasche mit geringerem Gewicht", sagt Lorandi, „ist eine Entscheidung, über die wir schon seit einiger Zeit nachgedacht haben, und jetzt ist die Zeit gekommen, sie in die Tat umzusetzen. Nach zahlreichen internen Studien, um unseren ökologischen Fußabdruck für die Umwelt zu ermitteln, haben wir beschlossen, diesen Schritt zu machen. Unser Wunsch ist es, mit einer effizienten Lösung die Reduzierung der CO2-Emissionen für den Konsumenten greifbar zu machen. Ein wichtiger Schritt, der mehr Respekt für die Erde darstellt, denn es gibt keine Qualität ohne Nachhaltigkeit".

  • Die Vorreiterrolle

    Obmann Oskar Lorandi: „Ein wichtiger Schritt, der mehr Respekt für die Erde darstellt.“ Foto: Kellerei Girlan

    Um die Tragweite dieser Entscheidung verständlich zu machen, muss man sich die Vergleichswerte anschauen. Bisher werden Südtiroler Spitzenweine – auch in Girlan  – in Flaschen abgefüllt, die ein Gewicht von rund 900 Gramm haben.
    Nach Berechnungen des Raiffeisenverbandes Südtirol in Zusammenarbeit mit dem Ökoinstitut, das seit 1989 Unternehmen auf dem Weg zur Nachhaltigkeit begleitet, ermöglichen die von der Kellerei Girlan durch die Gewichtsreduzierung der Flaschen erzielten Umweltvorteile eine spürbare und bedeutende Reduzierung der CO2-Emissionen bei der Glasproduktion und dem Flaschentransport.
    Für das Jahr 2024 wird eine Reduzierung der CO2-Emissionen um 29,76 % prognostiziert, das entspricht einer Reduktion von 228,07 Tonnen CO2. Dieser Wert entspricht der Kohlendioxid-Menge, die in ca. 0,6 Hektar Wald gespeichert ist oder die ein Auto bei 1,37 Millionen gefahrenen Kilometern ausstößt. 
    Die Girlaner Kellerei nimmt damit nicht nur in Südtirol eine Art Vorreiterrolle ein. Denn bisher gibt es italienweit nur wenige größere Weinproduzenten, die diesen Weg gehen. Einer davon ist die Südtiroler Kellerei Alois Lageder.

  • Die neue Flasche

    Die Verantwortlichen der Girlaner Genossenschaft haben jetzt diese Entscheidung auf einer Pressekonferenz vorgestellt. 
    Die neue Flasche, die eigens für die Kellerei Girlan von „O-I Italy S.p.A“. entwickelt wurde, wird für alle Qualitätslinien (Classici, Vigneti, Flora und Solisti) verwendet. Das heißt, auch der absolute Spitzenwein „Pinot Noir – Vigna Ganger“ (Preis um die 180 Euro) wird in Zukunft auf diese neue, leichte Flasche gezogen werden.

  • Neues Logo: Girlaner Kellerei als Vorreiter für Nachhaltigkeit. Foto: Kellerei Girlan
  • Die Umstellung auf die leichte Flasche wird schrittweise erfolgen und sich über drei Jahre   erstrecken, bis die gesamte Produktion, die durchschnittlich 1,8 Millionen Flaschen umfasst, vollständig ersetzt ist. Die Umstellung beginnt mit ca. 70 % im Jahr 2024 und steigt dann auf 90 % im Jahr 2025 und 100 % im Jahr 2026. Alle Rückenetiketten werden mit dem Logo "Light-Weight-Lower Carbon Footprint" versehen, um diese Änderung des Packaging dem Konsumenten deutlich zu machen und direkt auf der Flasche darzustellen. 
    Dies ist eine mutige Veränderung", ist Obmann Oscar Herr Lorandi überzeugt "und entspricht genau der Philosophie der Kellerei Girlan. Im Laufe der Jahre hat sich unsere Kellerei immer wieder durch konkrete Entscheidungen hervorgetan, wie z. B. die Aufwertung besonderer Unterzonen und die Entscheidung, sich auf die Produktion bestimmter Rebsorten zu konzentrieren, angefangen beim Pinot Noir". 
    Es wird sich in den nächsten Jahren zeigen, ob die Kunden diesen mutigen Schritt auch honorieren werden. 
    Sicher ist: Die Girlaner Kellerei hat den Südtiroler Weinproduzenten damit vorgemacht, wie man auf dem Weg der Nachhaltigkeit proaktiv vorangehen kann.

Kann mir mal bitte jemand erklären, warum man sich nicht schon lange für die einfachste aller Lösungen entschieden hat? MEHRWEGFLASCHEN! Der Grund kann nicht sein, dass es zu viele verschiedene Flaschenformen gibt oder dass die Etiketten zu fest an der Flasche kleben...das will mir doch niemand ernsthaft erzählen? Es muss doch möglich sein, dass man sich in diesem kleinen Land auf ein paar Flaschenformen einigt. Die leichten Flaschen mit einem geringeren CO2 - Abdruck könnte ja zusätzlich sinnvoll sein.

Fr., 12.04.2024 - 10:46 Permalink

Die Weinproduzenten haben sich vor einigen Dekaden doch darauf verständigt dass nicht mehr die Menge und Masse das Ziel sein soll sondern die Qualität der verschiedenen Rebsorten dem Markt zugeführt werden soll. Dass dadurch jede Kellerei ihr eigenes Potential von Flaschenform oder Verschluss macht muss der Markt halt so akzeptieren. Man ist bewusst von der „Fasshaltung“ abgegangen obwohl Diese vor Jahrhunderten des Französischen liebste Ummantelung war woraus für Großbritannien das 7/10 Mass entstanden ist.

Fr., 12.04.2024 - 23:57 Permalink

Warum nicht gleich die Mehrweg-Flasche + statt dem Karton, eine wieder verwertbare Lösung?
Die Auslieferung könnte dann zumindest in Südtirol + der näheren Umgebung, statt der LEERFAHRT das Leergut zurück bringen, statt dem teuren + lärmenden + Energie-fressenden Umweg über die Rezaykling-Höfe.

Sa., 13.04.2024 - 05:30 Permalink