Umwelt | Meteorologie

Der Südtiroler Rekord-Hagel

Hagelkörner werden immer größer – warum, das weiß der Brixner Meteorologe Manuel Oberhuber. Mit der Größe wächst auch das Risiko für Schäden.

Weiße, eisig gefrorene Bälle, mitten im Hochsommer – Bilder davon machen gerade südtirolweit die Runde. Am Dienstag Abend und in der Nacht auf Mittwoch sind im Raum Brixen und im Sarntal extreme Gewitter niedergegangen, mit heftigen Sturmböen, Rekord-Niederschlagsmengen – und bemerkenswert großen Hagelkörnern. “Sehr außergewöhnlich und äußerst selten”, kommentiert der Meteorologe beim Südtiroler Landeswetterdienst Dieter Peterlin das Phänomen des Mega-Hagels: “Solche Hagelschauer gibt es normalerweise nur in flachen Gebieten.”

Bis zu 9 cm Durchmesser wiesen die Körner auf, die zahlreiche Menschen fotografieren und in den sozialen Netzwerken posten. “Das dürfte bei uns tatsächlich der bisher größte Hagel überhaupt gewesen sein”, meint Manuel Oberhuber. Der gebürtige Brixner und studierte Atmosphärenwissenschaftler arbeitet beim Wetterdienst des österreichischen Rundfunks (ORF) in Wien. Auf Twitter teilt er selbst mehrere Bilder, die das Ausmaß der Hagelkörner sowie der Zerstörung zeigen, die sie an Gebäuden verursacht haben: ein zertrümmertes Dachfenster, ein durchlöchertes Stadeldach. Für Oberhuber zeigt das jüngste Unwetterereignis in seiner Heimatregion: “Der Trend des immer größer werdenden Hagels in Mitteleuropa setzt sich fort.” Doch warum wachsen Hagelkörner zunehmend an?

 

Superzellen gebären Superhagel

 

Wenn warme Luft aufsteigt, kondensiert und durch die starken Temperaturunterschiede in den Wolken gefriert, bilden sich dort Hagelkörner. “Hagel entsteht bei Gewittern, wenn kleine Eiskörner minutenlang im Aufwind der Gewitterwolke schweben”, fasst Manuel Oberhuber zusammen. Bei einem Durchmesser von mehr als 0,5 cm spricht man von Hagel. Sind die Körner kleiner, von Graupel. Wie groß ein Hagelkorn werden kann, hängt, so Oberhuber, vor allem von der Stärke und Größe des Aufwindes in der Gewitterwolke ab.

Manuel Oberhuber
Meteorologe und Feuerwehrmann: Manuel Oberhuber stammt aus Brixen, arbeitet für den ORF in Wien und ist Mitglied der FF Milland (Foto: privat)

 

In den meisten Fällen erreichen Hagelkörner eine Größe von 0,5 bis 1 cm, “bei stärkeren Gewittern auch mal 3 cm”, ordnet der Meteorologe ein. “In seltenen Fällen, bei so genannten Superzellen, können die Hagelkugeln auch über 5 cm groß werden.” Eine solche Superzelle hatte sich am Dienstag (11. Juli) über Eisack- und Sarntal gebildet und die heftigen Gewitter verursacht. Wie daraus die baseballgroßen Hagelkugeln “geboren” wurden, erklärt Oberhuber so: “Je stärker, gleichmäßiger und größer der Aufwind, desto größer kann der Hagel werden. Wie sich der Aufwind entwickelt, hängt wiederum von der Energie ab, die dem Gewitter zur Verfügung steht. Ist es unten am Boden schwül-heiß und hoch oben in der Wolke zugleich sehr kalt, so sind das gute Bedingungen für Hagel. Hinzu kommt noch kräftiger Wind hoch oben in der Wolke, der wichtig ist, damit eine Superzelle entstehen kann. Bei den Hagelgewittern am Dienstag in Südtirol gab es auch noch starken Südwind im Eisacktal – in Richtung des Gewitters. Dadurch wurde die Superzelle optimal mit feucht-warmer Luft versorgt. Und da es weit und breit das einzige Gewitter war, konnte es sämtliche Energie nur für sich verbrauchen.”

 

Größer, schneller, verheerender

 

Zwar würde nicht jedes Gewitter gleich zu einer Superzelle anwachsen, doch der langfristige Trend zeigt laut dem Brixner Meteorologen in eine eindeutige Richtung: Hagelkörner werden immer größer. Der Grund dafür ist in der zunehmenden Erderwärmung zu suchen, wie Oberhuber ausführt: “Es wird in Bodennähe wärmer, dadurch häufig auch schwüler. Damit nimmt die Energie zu, die Gewitteraufwinde werden stärker und können größere Hagelsteine in der Luft halten.” Den Trend hin zu immer größeren Hagelkörnern sehe man zum einen schlicht daran, dass Beobachtungen von Großhagel stark zunehmen, und zum anderen “auf Basis von meteorologischen Reanalysen und Prognosemodellen.”

Auch der Forscher am Institut für Alpine Umwelt von Eurac Research, Georg Niedrist, greift die ungewöhnlich großen Hagelkörner in Südtirol auf Twitter auf: “Solche Durchmesser waren für inneralpine Gebiete bisher kaum erwartbar. Ein weiterer Hinweis darauf, dass die Intensität der Extremereignisse infolge der Klimakrise überproportional ansteigt.”

 

Mit der Größe der Hagelkörner nimmt auch die Geschwindigkeit zu, mit der sie vom Himmel fallen. “Kleiner Hagel fällt grob mit 50 km/h”, weiß Manuel Oberhuber, “sehr große Körner, wie die mit 8 bis 9 cm am Dienstag in Feldthurns, in der Regel mit über 100 km/h.” Durch die höhere Aufprallenergie verursache solcher Hagel auch größere Schäden und kann Auto- oder Fensterscheiben und Dachziegel zertrümmern, wie in Südtirol passiert: “Langfristig ist davon auszugehen, dass es künftig vermehrte Schäden durch Hagel gibt.” Das zeigt sich bereits in Norditalien bzw. der Poebene, die, so Oberhuber, eine der wenigen Regionen weltweit ist, in der großer Hagel in den letzten 70 Jahren stark zugenommen hat: “Dort tritt großer Hagel heute drei Mal so häufig auf wie in den 1950er Jahren – das merken wir auch in Südtirol.” 

 

Wie außergewöhnlich 9 cm große Hagelkörner tatsächlich sind, zeigt ein Vergleich mit Europa und dem Rest der Welt: “Der von Dienstag dürfte der bisher größte Hagel überhaupt in Südtirol gewesen sein”, sagt Oberhuber. “Selbst in Österreich wurde erst drei Mal Hagel über 12 cm beobachtet. In Rumänien gab es bereits schon einmal ein 15 cm großes Hagelgeschoss, in den USA sogar eines mit 20 cm Größe!”

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Profil für Benutzer Josef Fulterer
Josef Fulterer Do., 13.07.2023 - 06:38

Wenn bereits fallende Regentropfen an heißen Sommertagen in eine kräftige Warmluft-Blase geraten, werden s i e in Höhen bis zu 10.000 Metern hinauf getragen. Dort erstarren s i e bei Minus-Temperaturen von bis 50 °, zu Kirsch-Kern großen Hagelkörnern, die bei den landwirtschaftlichen Kulturen große Schäden anrichten.
Noch schlimmer wird es aber, wenn fallende Hagelkörner von einer weiteren noch mächtigeren Warmluft-Blase, über die Zone mit den KLIMA-GASEN: in der zu warmen Luft auf-genommener Wasserdampf, CO2, Methan + Lachgas hinauf-getragen wird, die zunehmend mehr Sonnen-Energie zur Erde zurück-strahlen, statt die Wärme-Energie an den Weltraum ab-zu-geben. Dort verklumpen sich in den starken Turbulenzen, die Kirsch-Kern goßen Hagel-Körner zu den zunehmend größeren Eistrümmern, die den Menschen + Tieren sehr schmerzhafte Beulen beibringen und bei Gebäuden + Autos schwere Schäden anrichten.

Do., 13.07.2023 - 06:38 Permalink