Wirtschaft | Landwirtschaft

„Weitere Ausbreitung zu erwarten“

Wolf, Borkenkäfer, Viehwirtschaft, Bewässerungssysteme und Pflanzengesundheit: Das ist nur ein Teil der Themen im neuen Agrar- und Forstbericht, der seit heute aufliegt.
„Wenn ich den Agrar- und Forstbericht durchblättere und den Berichten der Direktoren der einzelnen Abteilungen zuhöre, die nur einen kleinen Ausschnitt ihres Zuständigkeitsbereiches präsentieren können, bin ich immer wieder erstaunt, wie umfangreich die Themen der Land- und Forstwirtschaft sind“, erklärte Landwirtschaftslandesrat Arnold Schuler bei der heutigen (12. Juli) Vorstellung des aktuellen Agrar- und Forstberichts 2022.
Der Bericht ist in drei Teile gegliedert, wobei der erste Teil der Entwicklung des Agrar-Sektors gewidmet ist, im zweiten Teil werden die Berichte der Abteilungen und Ämter behandelt und im dritten folgen Zahlen, Daten und Fakten. Insofern ist es, wie Landwirtschaftslandesrat Arnold Schuler betonte, nicht nur ein interessantes Nachschlagewerk für all jene, die der Bereich Landwirtschaft interessiert, sondern soll auch als Entscheidungshilfe für die politischen Verantwortlichen dienen.
 
 
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Landwirtschaftslandesrat Arnold Schuler: „Ich bin zuversichtlich, dass es uns gelingt, durch innovative Projekte und Konzepte die landwirtschaftlichen Betriebe auch für die Zukunft abzusichern.“ (Foto: LPA/Fabio Brucculeri)
 
 
Im Bericht finden sich zahlreiche Projekte und Überlegungen, die darauf abzielen, Südtirols Landwirtschaft zukunftsfähig zu gestalten, so Landesrat Schuler. Den Bauern soll damit ermöglicht werden, aus ihren Produkten ein faires Einkommen zu erzielen. Für Sorgenfalten sorgen derzeit jedoch die Borkenkäfer-Plage und die Großraubtier-Problematik, welche die Stimmung auf dem Land prägen. Weitere Herausforderungen sind vor allem in der Kleinstrukturiertheit der landwirtschaftlichen Betriebe sowie in ihrer exponierten Lage begründet, erklärte Schuler. Insbesondere die Genossenschaften und verschiedenen Konsortien seien jedoch in der Lage, diesen Nachteil auszugleichen. Auch habe das Land durch die bewusste Entscheidung, die Höfe bestmöglich zu erschließen, dazu beigetragen, dass im Vergleich zu anderen Alpenregionen ein Großteil der familiengeführten Bauernhöfe erhalten werden konnte.
 
 
In den vergangenen 30 Jahren wurde in den Ländern des Alpenbogens jeder zweite Hof aufgegeben – dazu zählen nicht nur Bergbauernhöfe. Im benachbarten Belluno sind es über 80 Prozent.
 
 
„In den vergangenen 30 Jahren wurde in den Ländern des Alpenbogens jeder zweite Hof aufgegeben – dazu zählen nicht nur Bergbauernhöfe. Im benachbarten Belluno sind es über 80 Prozent“, so Landesrat Schuler, der betonte, dass es dieses Phänomen in Südtirol glücklicherweise nicht gebe, „zum Glück nicht nur für die Landwirte selbst, sondern auch für das Land Südtirol sowie für die Pflege der Landschaft, die auch dem Tourismus zugute kommt“. Wie der Landwirtschaftslandesrat erklärte, produzierten die Südtiroler Bauern nicht nur hochwertige Lebensmittel, sondern leisteten auch einen wesentlichen Beitrag zur Erhaltung des ländlichen Raumes sowie zur erhaltung der Artenvielfalt. Trotz der erschwerten Bedingungen sei deshalb der Blick auf die Südtiroler Landwirtschaft beeindruckend. In vielen Bereichen liege man nämlich im weltweiten Spitzenfeld. Was den Weinanbau betrifft, so gebe es wenige Anbaugebiete, die sich mit den hohen Auszahlungspreisen in Südtirol messen könnten. „Im Bereich Obstbau kann kein anderes Land mit den hohen Erträgen, die in Südtirol geerntete werden, mithalten“, so Landesrat Schuler, der erklärte, dass auch in der Milchwirtschaft Rekordpreise ausbezahlt worden seien. Allerdings sei es auch ein Fakt, dass zwei Drittel der Südtiroler Höfe auf einen Zu- und Nebenerwerb wie „Urlaub auf dem Bauernhof“ angewiesen seien. Das Ziel für die kommenden Jahre laute deshalb, den Bauern und Bäuerinnen angesichts der Marktentwicklungen Perspektiven und Planbarkeit zu bieten. „Ich bin zuversichtlich, dass es uns gelingt, durch innovative Projekte und Konzepte die landwirtschaftlichen Betriebe auch für die Zukunft abzusichern“, so Schuler.
 
 
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Agrar- und Forstbericht 2022: Gespickt mit Daten, Fakten und Informationen zu allen Bereichen der Landwirtschaft. (Foto: Autonome Provinz Bozen)
 
 
Im Rahmen der Präsentation kamen auch Martin Pazeller, Direktor der Abteilung Landwirtschaft, Albert Wurzer, Direktor der Abteilung Landesdomäne, Camilla Wellstein vom Kompetenzzentrum für Pflanzengesundheit der Universität Bozen, Gustav Tschenett, Leiter der Landesabteilung Deutsche Bildungsdirektion, und Günther Unterthiner, Direktor der Abteilung Forstwirtschaft, zu Wort. „Der Wald ist gestresst“, berichtete Unterthiner mit Verweis auf die schwierige Situation in Südtirols Wäldern. Nach dem Sturmtief Vaia im Jahr 2018 und den Schneedruck-Ereignissen in den Folgejahren kam noch die Borkenkäferplage hinzu. „Wir sind mittlerweile bei einer Fläche von 6.000 Hektar, die vom Borkenkäfer befallen sind“, so Unterthiner, der über das derzeit laufende Monitoring berichtete. So haben die Auswertungen der Pheromon-Fallen ergeben, dass die Borkenkäfer-Populationen zurzeit sehr aktiv sind, zwar zeitlich etwas versetzt aufgrund der Witterungsverhältnisse, „aber wir haben eine solche Menge an Käfern, dass eine weitere Ausbreitung zu erwarten ist.“