Kultur | Salto Weekend
Übergang ins Räumliche
Foto: Valentina Cavion
Die letzte Ausstellung des Jahres von Lasecondaluna stellte Kurator und künstlerischer Leiter des Vereins Nicolò Faccenda gestern selbst vor. Mit sichtlicher Leidenschaft und einen interessanten historischen Bogen über die Kodifizierung von Techniken in der Malerei spannend, kam Faccenda schließlich in der Moderne an, wo diese konsequent dekonstruiert wurde.
Malerei mit den Mitteln der Malerei erkunden scheint das gesteckte Ziel der Ausstellung zu sein. Hier setzen die Bozner und Leiferer Künstlerinnen Heiler und Prenka in ihren letzten Jahren der Tätigkeit an und entwickeln ihre verschiedenartigen Zugänge zu einer kritischen Positionierung zum Medium und zur Tradition Malerei. Viele Werke, gerade Heilers hat man vielleicht schon einmal in Südtirol gesehen, aber der Kontext ist neu. Die Künstlerinnen erkunden diese Übergänge (man hatte sich nach ausgiebigen Beratungen für diese Auslegung in der Übersetzung entschieden, auch weil Schwellen statisch konotiert sind) mit dem Mittel des Rasters, der (aufbrechenden) Geometrie im Fall Heilers und Prenka durch Schichten, (visuelle) Taktilität und den sichtbaren Pinselstrich.
Auch handelt es sich bei den ausgestellten Werken zu einem guten Teil um Kunst, die raumgreifend ist, nicht einfach an der Wand hängt, sondern in den Raum geht, an eine Wand gelehnt oder sich windend gehängt: Heilers „Out of Office“ lasergeschnittene Papierstreifen, die als eine Art Kalender Zeit darstellen, oder etwa ein Werk ohne Titel, das sich in Form und Farbe gleich einer Zunge in den Raum legt. Kunst, die sich im bescheidenen White Cube wohl fühlt. Im etwas kleineren, angrenzenden Raum haben Prenkas Kunstwerke bereits visuell eine Haptik und dürfen im Fall der auf Decken gedruckt und gesprayten „The exacting origin of disappointing habbits“ und „No echo to the laughter“ auch angefasst werden. Nicht anfassen sollte man hingegen die fragileren, aus Acryl und Vinvavil gearbeiteten dunkelbunten Tücher „(S)velati revealed“ , die optisch zumindest, eine Haptik wie Planen haben. Je nach Auslegung der Begriffe sind die Arbeiten ohne Sujet also entweder gegenstandslos, oder, in besonderer Weise gegenständlich.
Zu den interessanten Werken Heilers zählen auch Gemälde aus einer für die Gefängnisgalerie Kalten gestalteten Reihe, die hier, ihrem Kontext entnommen, nicht mehr an Gitterstäbe erinnern und geometrisch einen angenehmen Kontrast mit ihrer ungebrochenen Regelmäßigkeit zu den restlichen Ausstellungsstücken bilden. Prenka stellt „Rapsodia“ aus eine Reihe aus zwölf Ölarbeiten, direkt neben Heilers zenhaften und darstellerischen „Poem I“ (Piniennadeln) in denen ein Artefakt aus der alten Auffassung zum Ausdruck kommt: Der Pinselstrich, in psychedelisch anmutenden Farben charakteristisch herausgearbeitet und damit auch minimal dreidimensional. Eine Ausstellung aus Farben und Formen auf zwei bis drei Dimensionen und mit Gefühl, mit sichtbaren Prozessen und aufbrechenden Mustern. Wer könnte da noch sagen, dass auf diesen Bildern nichts zu sehen sei?
Bitte anmelden um zu kommentieren