Wirtschaft | Mindestlohn

Lohnt es sich zumindest?

Ein neuer Beschlussantrag der Grünen Fraktion im Landtag thematisiert die Einführung eines Mindestlohns in Südtirol. Aufgrund der hohen Lebenshaltungskosten sollen die prekären Lohnverhältnisse optimiert werden.
Finger und Geld auf Wippe
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  • Laut ASTAT erhalten 11,9 % der Beschäftigten weniger als 9 Euro brutto pro Stunde. Der mediane Bruttostundenlohn liegt bei 12,6 Euro. Dem Beschlussantrag der Grünen Fraktion zufolge heißt es „Ein flächendeckender Mindestlohn wäre ein erster und wichtiger Schritt, um die Lebensgrundlage vieler Menschen in Südtirol nachhaltig zu sichern.“ Jetzt ist es jedoch so, dass Südtirol keine gesetzlichen Bestimmungen zum Mindestlohn erlassen kann. Daher der Vorschlag, den Mindestlohn für das im Rahmen öffentlicher Aufträge und Konzessionen eingesetzte Personal bei der Vergabe von Vergabe- oder Konzessionsverträgen als Kriterium heranzuziehen. Hierfür soll eine Mindestlohnkommission eingeführt werden, welche den Betrag festlegt und zweijährlich an die Inflation anpasst.

  • Grüne Fraktion: „Ein flächendeckender Mindestlohn wäre ein erster und wichtiger Schritt, um die Lebensgrundlage vieler Menschen in Südtirol nachhaltig zu sichern.“ Foto: Seehauserfoto

    In Italien wird bereits seit geraumer Zeit über die Einführung eines gesetzlich festgelegten Mindestlohns diskutiert. Bereits am 5. Dezember 2023 wurde der Gesetzentwurf zur Einführung des Mindestlohns in der Abgeordnetenkammer abgelehnt, wodurch die Möglichkeit auf besagte Zusatzentlohnung vorerst entfällt. 2022 wurden vom Europäischen Parlament neue Bestimmungen eingeführt, welche auch in die Richtlinien des Europäischen Rates einflossen. Aufgrund der kollektivvertraglichen Abdeckung von über 80 % ist Italien jedoch nicht verpflichtet, einen Mindestlohn einzuführen. Der Vorschlag eines Mindestlohns in Höhe von neun Euro steht jedoch noch im Raum. Damit würde Italien den siebthöchsten gesetzlichen Mindestlohn in der EU erhalten. Weltweit ist Luxemburg mit 14,86 Euro Spitzenreiter. In Deutschland gibt es seit 2015 einen Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde. Dieser wurde graduell angepasst und gipfelte heuer auf 12,41 Euro. Gemäß BMAS (Bundesministerium für Arbeit und Soziales) haben sich die Stundenlöhne zwar verbessert, jedoch sanken dadurch die vertraglichen Arbeitszeiten, weshalb es keine Steigerung bei den Monatslöhnen oder Haushaltseinkommen gab. Die Entlassungszahlen divergierten nicht stark, aber es wurden deutlich weniger Neueinstellungen verzeichnet. Betriebe entgegneten der Lohnanpassung auch mit Preiserhöhungen und verschiedenen Umgehungsmethoden, welche jedoch noch nicht quantifizierbar sind. Wie effektiv eine vorgeschriebene Lohnanpassung ist, bleibt somit fraglich.