Politik | Europawahlen

Gerechtigkeit und Frieden

Was sind die zentralen Punkte, die Grünenkandidatin Brigitte Foppa bei den Europawahlen voranbringen will? Die heutige Pressekonferenz gab Aufschluss.
foppa_mussner_bertolini_rohrer. Grüne
Foto: SALTO
  • Heute stellten die Grünen um Kandidatin Brigitte Foppa im Rahmen einer Pressekonferenz ihre programmatischen Schwerpunkte zur diesjährigen Europawahl vor. Die Grünen treten bei den Wahlen Anfang Juni gemeinsam mit der „Sinistra Italiana“ und „Europa Verde“ an.

    Das Wort, das bei uns immer wieder vorkommt, ist das Wort Gerechtigkeit“, so Co-Vorsitzender Luca Bertolini zur Einleitung. Es sei ein Begriff, der nicht immer passe, sondern ein „Kleid“, das angepasst werden müsse, an die Zeit angepasst werden müsse. Und die aktuelle Zeit verlange nach Menschen, die eine klare Idee davon haben, wo es hingehen soll. Foppa sei ein solcher Mensch.

    Europa ist ein Inklusionsprojekt“ führt Co-Vorsitzende Elide Mussner weiter aus. In Europa gehe es um ein Zukunftsbild. Nun sollen Prioritäten, die zukunftsgewandt sind, gesetzt werden. „Brigitte steht für Inklusion, Gerechtigkeit und Gleichberechtigung“. Foppa sei für ebendieses Zukunftsbild die richtige Person, weil sie nach vorne blicke.

     Brigitte Foppa präsentierte die fünf zentralen Programmschwerpunkte der Grünen :

  • Klimagerechtigkeit

    Die Klimawende, wie wir sie uns vorstellen, muss von allen ermöglicht werden, und da muss die öffentliche Hand eingreifen, das Land muss eingreifen, der Staat muss eingreifen, und in unserem Fall die Europäische Union.“ so die 55-jährige. Denke man über Klimagerechtigkeit nach, so sei gerade dies ein großer Punkt, da die Menschen, die vom Klima am meisten betroffen seien, aus Ländern kommen, die vom Imperialismus am meisten ausgebeutet worden seien. Die Erderwärmung führe zu Verarmung und Demokratieschwund in den armen Regionen. „Wenn also all diese Menschen aus der Gesellschaft fliehen, vor den Kriegen um Ressourcen fliehen, werden wir uns mit ihnen auseinandersetzen müssen“ so Foppa weiter. Dies sei aber unmöglich, wenn im Europäischen Parlament Menschen sitzen würden, die sich auf Teilung und Ungleichheit konzentrieren. Die Klimawende sei nun daher eine angestrebte Aktion, die es ermöglichen soll, dass alle Menschen ein „gerechteres“ Leben führen können und nicht aus ihrer Heimat weglaufen müssen. Einige der Forderungen der Grünen seien dabei: Verankerung des Grundrechts auf eine gesunde sowie saubere Umwelt in der Grundrechtscharta der EU, EU-Solidaritätsfonds für Katastrophenschutz und ein Kohleausstieg bis 2030. 

    Wir haben uns, als europäische Staaten, von autokratischen Regionen abhängig gemacht.“

  • Von links: Co-Vorsitzende Elide Mussner, Europawahl-Kandidatin Brigitte Foppa, Co-Vorsitzender Luca Bertolini und Landtagsabgeordnete Madeleine Rohrer Foto: SALTO
  • Energiegerechtigkeit

    Wir haben uns, als europäische Staaten, von autokratischen Regionen abhängig gemacht“ so Foppa. Gerade seit dem Kriegsbeginn in der Ukraine wäre man plötzlich mit kolossalen Preisanstiegen konfrontiert gewesen. Man sehe nun, wie wichtig es sei, erneuerbare Energiequellen zu haben, die nicht von einem Menschen „besessen“ würden, dies habe einen stark demokratischen Aspekt. Nur erneuerbare Energien würden einen bewohnbaren Planeten, geopolitische Unabhängigkeit und ein widerstandsfähiges, demokratisches Energiesystem gewährleisten. Die Bevölkerung müsse in Entscheidungsprozesse rund um Energie stärker miteinbezogen werden. Weiters sei der Aspekt Energie zentral in Sachen Klimawende. Zu den Forderungen der Grünen gehören hierbei etwa: Vollständiger Ausstieg aus fossilem Gas und Öl spätestens ab 2040, Solarpanels auf allen geeigneten Dächern, Förderung lokaler Lösungen (unter anderem Fernwärmesysteme, Energiespeicherung).

  • Mobilitätsgerechtigkeit

    Auch beim Thema Mobilität können wir einerseits für den Klima- und Umweltschutz handeln, aber auch für mehr Demokratisierung und Gerechtigkeit in der Mobilität“ erklärt Foppa. Das Angebot der öffentlichen Mobilität sei attraktiver und zugänglicher zu gestalten. Die Erhaltung eines Autos koste einem Menschen etwa 13 Euro täglich, das Klimaticket wie es derzeit in Österreich angeboten wird, koste nur drei Euro pro Tag. So etwas sei auf europäischer Ebene auszuweiten. Der Umstieg vom Individualverkehr, der ungerecht sei, auf Kollektivverkehr sei zu beschleunigen. Einige Maßnahmen hierbei: Ausbau von Nachtzügen und Zugnetzen, europäisches Klimaticket. 

  • Chancengerechtigkeit

    Brigitte Foppa: „Die Klimawende, wie wir sie uns vorstellen, muss von allen ermöglicht werden.“ Foto: SALTO

    Durchschnittlich würde in jeder Schulklasse Südtirols ein armes Kind und drei bis vier armutsgefährdete Kinder sitzen, die dadurch weniger Chancen im Leben hätten als reiche(re) Kinder, gleich wie etwa Frauen weniger Chancen hätten als Männer oder Menschen mit Migrationshintergrund weniger Chancen hätten als Einheimische. Armut und Diskriminierung seien Realitäten, mit denen täglich abertausende Menschen konfrontiert seien. „Deshalb denke ich, dass gerade der europäische Maßstab der richtige Maßstab ist, um gleiche Rechte für alle zu garantieren. […] Hier ist die Union unser sicherer Hafen, in dem wir diese Rechte sichern müssen, gerade gegenüber denen, die in diesen Angelegenheiten Rückschritte machen wollen“ führt Foppa aus. Es brauche daher unter anderem: Einen Europäischen Mindestlohn sowie eine Anti-Poverty-Strategy, eine erneuerte LGBTQIA+-Gleichstellungsstrategie, Grundrecht auf Selbstbestimmung über den eigenen Körper.

  • Frieden

    Krieg ist das am wenigsten Demokratische, das am wenigsten Ökologische, das am wenigsten Gerechte.“ erläutert Foppa. Als EU sei man verpflichtet die Ukraine zu unterstützen, den Frieden wiederherzustellen. „Ich habe den Eindruck, dass sich der Schwerpunkt jetzt auf eine allgemeine Problematik verlagern könnte, die ich in der Formulierung „Putin muss diesen Krieg verlieren“ zusammenfasse, eine Formulierung, die ich für höchst problematisch halte, denn das ist nicht unsere Aufgabe, unsere Aufgabe ist es, der Ukraine Frieden zu bringen.“ führt Foppa weiter aus. Die Frage, komme man aus dem Krieg nur raus, wenn es Gewinner und Verlierer gibt oder könne man Vermittlungen finden? Einige Vorschläge der Grünen zur Sicherheitspolitik dabei: Wiederaufbau, Hilfe und Rechenschaftspflicht im Ukrainekrieg, Krisenprävention, nukleare Abrüstung und menschenrechtsorientierte Außenpolitik. 

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Peter Gasser So., 19.05.2024 - 17:35

Antwort auf von Elisabeth Garber

Zitat: “Es mag sein dass ,Gas-Gerd' ein Egomane ist, ... seine weisen Ansichten sind brillant”:
das wirft mich jetzt um, er ist ANGESTELLTER von Putin, und seine Ergüsse in der Presse von “demokratischen Wahlen” in Russland sind genau das Gegenteil von brillant: renitent - oder gekauft.
Und wie man sieht, will Putin seinen Angestellten zur Sache auch gar nicht hören.
Dieser Mann ist die Eitelkeit & Selbstsucht in Person - und Angestellter von Putin. Dem ist die Ukraine genauso egal wie Putin.

Was an diesem Mann “weise” ist, das erschließt sich dem Leser nicht - er erscheint geradezu das Gegenteil davon.

So., 19.05.2024 - 17:35 Permalink
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Stefan S So., 19.05.2024 - 18:43

Antwort auf von Elisabeth Garber

Mit Gysi gehe ich ja konform aber "Gas-Gerd" geht gar nicht. Allein die Bezeichnung ist im historisch Kontext zu D schon völlig daneben. Flasche Bier Gerd trifft es genau auf dem Punkt. Eine Unverschämtheit wie der Typ mit seinem internen Kanzleramtswissen Geschäfte macht. Übrigens Fischer ist der gleiche Hecht. Über dem seine Lobbyleitung fließt jetzt das russische Gas.
Ich frage mich gerade was Dieter Hildebrand dazu formuliert hätte...

So., 19.05.2024 - 18:43 Permalink
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Thomas B. Di., 21.05.2024 - 11:50

Aus meiner Sicht ist Gerechtigkeit bloß ein rhetorischer Hebel, um das, was man selbst will und für richtig hält, massentauglich durchsetzt, ohne darin in Zweifel gezogen oder in Frage gestellt zu werden - denn wer wollte schon „ungerecht“ sein? Daher kann es eine objektive, universelle Gerechtigkeit nicht geben, betrachtet in der Art wie ein physikalisches Naturgesetz. Gerechtigkeit ist eine subjektive Bewertung eines Vorgangs, einer Handlung, anhand eines subjektiven Maßstabes. Die Gerechtigkeit des Gebens ist meist ein evolutionär erworbenes Verhalten, die des Nehmens ist dagegen der egoistische Ansatz, zuerst mal selbst genug zu bekommen. „Gerecht“ heißt nur, dass derjenige sich dabei wohlfühlt und bei „ungerecht“ eben nicht. Es heißt nicht, dass das richtig oder auf andere übertragbar ist. Es ist ein Nullargument, so wie Raucher das Rauchen als sozial empfinden. Es geht letztendlich um die Steuerung dessen, was wir gut finden und wollen, und dessen, was wir meiden und schlecht finden, Stichwort: "Motivational salience", zu finden auf Wikipedia. Die ganze Welt muss sich so verhalten, sich so verändern, damit das Individuum keinen Weltschmerz empfindet: Gerechtigkeit als psychische Erkrankung.

Di., 21.05.2024 - 11:50 Permalink