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Pferdchen mit Phallus?

Am Freitag eröffnet Eppan seine archäologische Dauerausstellung "Geborgene Schätze". Ein Exponat wirft Fragen auf: Hat es einen zweideutigen Pferdeschwanz?
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Foto: Bildquelle: Lanserhaus Eppan

Im April 1927 berichteten die Lokalblätter zu einem spektakulären archäologischen Fund eines Grabsarges aus Sandsteinplatten: „Bei Öffnung des schweren Deckels fand man zum Erstaunen ein Skelett in sitzender Stellung, vollkommen gut erhalten. Die Zähne waren so frisch, dass man nicht ein so hohes Alter vermutet, wie die im Grabe gefundenen Geräte aus der Steinzeit beweisen. Am besten erhalten war ein Steinbeil von etwa 15 cm Länge mit einem interessanten Stilloch […] Man vermutet noch mehrere solche Gräber dort zu finden, nachdem die Arbeiter behaupteten, beim umgraben des Weinberges auf große Steinplatten gestoßen zu sein, doch ließen sie dieselben unberührt, da sie in einer Tiefe von etwa einem Meter waren. Eine behördliche Kommission war bereits am Fundorte um den Augenschein vorzunehmen.“
Nicht nur diese vor über neun Jahrzehnten verfassten Zeilen belegen, dass unter den Überetscher Weinbergen immer wieder spannende archäologische Funde getätigt wurden. Und nicht nur dort. Vor wenigen Jahren kam bei Renovierungsarbeiten in einem ehemaligen Stall unweit des alten Gasthofes „Weißes Rössl“ in St. Michael eine kleine Pferdchenfibel aus Bronze zum Vorschein. Mittlerweile dient sie – samt erotischer Vermutung – als archäologisches Sinnbild für sämtliche Informationstafeln zu historischen Plätzen der Gemeinde Eppan. 

Das Lanserhaus von St. Michael-Eppan – nur einen Steinwurf vom Fundort der Pferdchenfibel gelegen – präsentiert ab 15. Juni eine dauerhafte Ausstellung archäologischer Exponate im historischen Gewölbesaal. Die ausgestellten Fundstücke, die den archäologischen Epochen Steinzeit, Bronzezeit, Eisenzeit, Römerzeit und dem Mittelalter entsprechen – sind Leihgaben des Stadtmuseums Bozen, des Bozner Museumsvereins sowie des Landesamtes für Bodendenkmäler.

Die vom Archäologen Hanns Oberrauch kuratierte Ausstellung verweist auf die zahlreichen archäologischen Fundstellen in der Umgebung: Für die Steinzeit (Mesolithikum) sind Silexgeräte von Jägern und Sammlern vertreten, die am Ufer der Montiggler Seen vor 10.000 Jahren ihre Zelte aufgeschlagen haben. Aus der Jungsteinzeit stammen die seltenen Beigaben aus den Steinkistengräbern von Eppan-Gand, darunter auch ein Bergkristall. In der Bronzezeit schlägt sich die Neugründung zahlreicher Siedlungen im gehäuften Vorkommen von Keramik nieder. Der Putzer Gschleier in St. Pauls erlebt dagegen erst in der Eisenzeit seine Blüte, aus dem neuen Metall Eisen wurden Arbeitsgeräte wie Sicheln und Beile hergestellt.

Aus der Römerzeit stammen vor allem Grabfunde wie die Stele des Ossupie aus Maderneid oder die Glasschale aus Eppan-Berg. Auf die römische Villa von St. Pauls, die für Besucher zugänglich gemacht werden soll, wird verwiesen.

Im frühen Mittelalter gewinnen defensive Siedlungen auf Hügelkuppen wie die Lamprecht oder der Vigiliusbühel in Perdonig an Bedeutung, aber auch in St. Michael (Rubenicum) zeugt der Fund einer Pferdchenfibel von einer frühen Besiedlung, die über die Jahrhunderte bis heute andauert.
Auf dem Grenzstein von Lavason ist eine jüngere und eine ältere, noch nicht entzifferte Inschrift angebracht. In einer eigenen Vitrine wird der im Jahre 1971 von Sporttauchern im Montiggler See geborgene Einbaum aus Eiche ausgestellt, der in das Mittelalter (13. Jh.) datiert wurde.