Alfreiders Flickwerk

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Das Land will endlich gegen den exzessiven Lärm und Verkehr auf allen Südtiroler Passstraßen vorgehen, hat Landesrat Alfreider auf einer eigenen Medienkonferenz Ende Juli angekündigt: mehr Polizeistreifen (mobile Kontrollen), mehr Speedcheck-Boxen (heute im ganzen Land nur mehr eine aktiv) und stationäre Radaranlagen (Autovelox) sollen’s richten. Um manipulierte Motorräder mit zu hohem Lärm aus dem Verkehr zu ziehen, sollen die Streifen mit mehr Phonometern ausgerüstet werden und die Gemeinden mehr Personal erhalten. Bei Unterstaatssekretär Ferrante sei überdies der Wunsch auf Verkehrsbegrenzung in den Dolomiten deponiert worden. Auf die Frage, warum die im Oktober 2022 hochoffiziell beschlossene „Dolomiti Low Emission Zone“ nicht umgesetzt werde, blieb Alfreider ausweichend. Es müsse erst geprüft werden, ob eine online-Buchungspflicht mit späterer Kontingentierung rechtlich zulässig sei. Es wird am Ministerwechsel von Giovannini zu Salvini liegen, doch warum seit fast drei Jahren Funkstille?
Diese Maßnahmen gehen zwar in die richtige Richtung, greifen aber eindeutig zu kurz. Der heutigen Masse an motorisiertem Verkehr kommt man mit halbherzigen Teillösungen nicht bei. Unsere Berggebiete sind Arena für zu lautes, zu schnelles und zu häufiges Fahren als touristischer Spaßverkehr: Auswüchse einer Hypermobilität, die mit Landschafts-, Umwelt- und Klimaschutz nichts zu tun hat. Um diese freizeittouristische Perversion wieder zurückzufahren, braucht es einen systemischen Ansatz, der dem Gesamtproblem gerecht wird. Dazu zwei vielsagende Zahlen. In Deutschland gibt es seit 2024 mehr als 5 Millionen Motorräder mit einem Durchschnittsalter von 19 Jahren. Eine beträchtliche Zahl dieser Maschinen wird demnächst mindestens einmal im Jahr durch unsere Berggebiete knattern. In Italien sind es sogar 6,9 Millionen Motorräder einschließlich der Mopeds. Auch die italienischen Motorradfans lieben die Alpenpässe als Rennstrecke. Fossil betriebene, laute Motorräder wird man noch bis mindestens 2035 kaufen können, die Lärmplage und Verkehrsüberlastung auf unseren Pässen ist damit bis 2050 oder 2055 vorprogrammiert. Mit einigen Polizeistreifen mit Phonometern und Speedcheck-Boxen kommt man dieser Plage nicht bei. Augenauswischerei.
Wichtig wären umfassende und weitreichende Regulierungsmaßnahmen auf rechtlicher und technischer Ebene. Motorräder müssen leiser, leiser gefahren und weniger werden. Im Klartext: zu laute Maschinen dürfen gar nicht mehr zugelassen werden, zu schnell und laut gefahrene Maschinen müssen erfasst und geahndet werden. Auf rechtlicher Ebene muss mit dem Grundsatz gebrochen werden, dass die gesamte Bergwelt mit allen Passstraßen frei befahrbar ist. Entweder man will Naturschutz und Erholungsraum, oder man nimmt in Kauf, dass eine lärm- und geschwindigkeitsbesessene Minderheit die erholungsuchende Mehrheit von Anrainern, Radfahrerinnen, Urlaubern und Einheimischen auf Dauer nervt. Um dem abzuhelfen hat sich in Baden-Württemberg eine „Anti-Motorrad-Initiative“ gebildet, der sich 162 Städte und Gemeinden, 14 Landkreise und ein Regionalverband mit diesen Forderungen angeschlossen haben:
- Die Genehmigungs- und Zulassungsregeln für Motorräder müssen EU-weit und auf nationaler Ebene überarbeitet werden;
- Hersteller und Händler müssen leisere Motorräder anbieten. Die Zulassung muss an den Lärm bei realem Betriebsgeräusch und Fahrgeschehen geknüpft sein;
- Der Umstieg auf nachhaltige, lärmarme Mobilität hat Priorität;
- Stärkere Verkehrsüberwachung, mehr Kontrollen. Raser- und Lärmverpester müssen leichter geahndet werden können (Pflicht zur Kenntafel vorne).
- Beschränkungen (online-Buchungen), Kontingente und Fahrverbote (Straßensperrungen) müssen in ökologisch sensiblen Gebieten ermöglicht werden.
- Der Gesamtumfang des touristischen Freizeitverkehrs muss heruntergefahren werden mit Fahrverboten, Parkraumreduzierung und Bemautung).
- Die verkehrsfreien Zeiten müssen in der Gewichtung umgedreht werden: in der Regel frei für Busse, Fahrräder, Wanderer. Ausnahmetage für Motorfahrzeughalter, die es nicht lassen können.
In den meisten Städten Italiens bestehen ZTL, ein bewährtes, technisch durchorganisiertes Konzept der Verkehrsberuhigung. Warum sollte dies nicht auf simple Passstraßen mit zwei Einlässen hier und dort anwendbar sein? Für einen solchen Zugriff auf die Verkehrsüberlastung in den Berggebieten sind alle Ebenen in die Pflicht gerufen: Staat, Land Südtirol, Nachbarprovinzen und die Gemeinden. Und die EU, um die Zulassungsbedingungen für eine überholte Form von Hypermobilität (Maschinen, die fossil, zu laut und schnell Ledermenschen durch die Landschaft katapultieren) zu ändern. Die jetzt vom Mobilitätsressort angekündigten Maßnahmen reichen nicht aus. Die ganze Debatte wird sich nächstes Jahr wiederholen. Die „Dolomiti Low Emission Zone“ reicht nicht aus, wenn sie nicht zur echten ZTL wird. Angesagt wäre eine „Alpine Slow Mobility Zone“ (ASMZ): Ruhezonen in allen sensiblen Berggebieten über 1600 Metern. Um den nötigen Druck von unten auf eine Änderung zu wirken, wird man nicht umhin kommen, auch bei uns eine „Motorradinitiative“ ins Leben zu rufen. In diesem Sinn dürfen sich die 111 Bürgermeister, die im Juli gegen die Lärmplage aufbegehrt haben, nach Alfreiders Beschwichtigung nicht einfach zurücklehnen.
Die röhrenden Asfalt…
Die röhrenden Asfalt-Schlitten + die knatternde 2 Rad-Bagasch, sind unabhängig von der Erstzulassung, mit Spid-Boxen zu überwachen + mit hohen Strafen zu belegen!
Wiederholungs-Täter ... gerne x 2 ...
Wollen oder nicht dürfen?
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