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Kochen im Tandoor

Was passiert, wenn Fladenbrot, mariniertes Gemüse, saftiges Fleisch, zarter Fisch oder würzige Meeresfrüchte im glühend heißen Lehmofen garen? Die Tandoori-Küche zeigt, wie eine jahrtausendealte Zubereitungskunst bis heute begeistert.
Tandoori
Foto: Pexels
  • Stell dir vor, du öffnest die Tür eines Lehmofens, der innen glüht. Der Duft von Gewürzen und Rauch steigt dir in die Nase, Brot bäckt direkt an der Wand, Gemüse gart im eigenen Saft. Dieses Bild ist keine ferne Erinnerung, sondern eine lebendige Technik, die seit Jahrtausenden Menschen verbindet. Der Tandoor, ein zylindrischer Ofen aus Ton, erreicht Temperaturen, die Textur und Geschmack verändern: knusprige Kruste, saftiger Kern – das ist die Essenz der Tandoori-Küche. 

  • Zum Autor

    Hanno Innerhofer ist Kochlehrer, Mietkoch und Buchautor. Mit seinen beliebten Kursen für Thai-Küche und Sushi begeistert er regelmäßig Menschen für die feine Kunst asiatischen Kochens.

  • Herkunft und Geschichte

    Der Tandoor stammt aus dem Punjab, einer Region zwischen Indien und Pakistan. Funde um 2500 vor Christus belegen, dass dort bereits Brot und Fleisch im Lehmofen gegart wurden. Die Rundumhitze hielt Speisen saftig und machte den Ofen einzigartig. Über Jahrtausende blieb er im Prinzip unverändert. Im klassischen Tandoor erreicht die Hitze sehr hohe Temperaturen zwischen 350 und 480 °C – je nach Bauart, Brennstoff (Holzkohle, Holz, Gas) und Befeuerungsdauer. 

    Im Mogulreich wurde die Tandoori-Küche zur hohen Kunst erhoben und in königlichen Küchen gepflegt, gleichzeitig blieb der Ofen Teil des Alltags. Familien und Nachbarn versammelten sich rund um den Tandoor. Von Nordindien aus verbreitete sich die Technik nach Pakistan, Iran und Zentralasien. Auch in Europa gibt es Parallelen, etwa den Römertopf. Der Ofen war stets mehr als nur ein Werkzeug: Er prägte Feste, Trauerfeiern und alltägliche Mahlzeiten. 

  • Wie eine alte Kochkunst unsere Küchen bereichert

    Heute ist die Tandoori-Küche längst in Restaurants auf der ganzen Welt angekommen. Moderne Küchenchefs und Hobbyköchinnen interpretieren den Lehmofen neu. Manche nutzen ihn im Garten, andere greifen auf elektrische Modelle zurück. 

    Tandoori Masala, eine Mischung aus Kreuzkümmel, Koriander und Kurkuma, steht inzwischen in Supermarktregalen. In sozialen Netzwerken teilen Kochbegeisterte kurze Videos: Brot klebt an den heißen Wänden, Huhn zischt in der Glut. 

    Millionen schauen zu, wie alte Techniken frisch inszeniert werden. Der Trend geht zu einfachen Rezepten, die sich in den Alltag integrieren lassen. Joghurt-Marinaden und vielfältige Gewürze machen Fleisch und Gemüse bekömmlich. Zugleich wächst das Interesse an authentischer und nachhaltiger Küche. Tandoori gilt dabei als schonende Zubereitungsmethode, die mit wenig Fett auskommt. So verschmilzt Tradition mit modernen Essgewohnheiten. 

  • Zubereitung & Techniken

    Die Basis jeder Tandoori-Marinade ist Joghurt. Mit Kreuzkümmel, Koriander, Cayennepfeffer, Kurkuma, Ingwer, Knoblauch und Zitronensaft entsteht eine kräftige Mischung, die Fleisch, Fisch oder Gemüse umhüllt. Mehrere Stunden, besser ein ganzer Tag, verstärken die Aromen. Im Tandoor herrschen Temperaturen um 400 Grad. Sie sorgen für eine knusprige Kruste und ein saftiges Inneres. Die Hitze wirkt von allen Seiten gleichzeitig. Das Ergebnis ist intensiv, ohne scharf zu sein: rauchige Noten, sanfte Säure, warme Gewürze. Regionale Unterschiede zeigen sich an Küstenorten, wo Fisch und Meeresfrüchte bevorzugt werden; im Landesinneren dominieren Fleischspieße und Gemüse. Moderne Varianten nutzen Gas- oder Elektroofen, die den Effekt vereinfachen. Allergene wie Milchprodukte oder bestimmte Gewürze sollten berücksichtigt werden. Saisonale Beilagen – etwa Spinat im Frühling oder Kürbis im Herbst – ergänzen die Speisen harmonisch. 

  • Praxistipps

    Einen echten Tandoor kannst du heute bei Spezialhändlern oder online kaufen. Für den Einstieg reicht aber auch ein guter Kugelgrill oder ein gusseiserner Topf im Backofen. Wichtig ist, dass das Gefäß hitzebeständig ist und Wärme speichert. Heize es langsam vor, damit sich das Material nicht verzieht. Mariniere Fleisch oder Gemüse in einem Beutel und massiere die Gewürze sorgfältig ein. Lass die Mischung im Kühlschrank ruhen. Achte darauf, das Gargut nicht zu dicht zu legen, damit die Hitze zirkulieren kann. Drehe die Stücke rechtzeitig, um gleichmäßige Röstung zu erreichen. Beim Brotbacken rolle den Teig dünn aus und drücke ihn an die heißen Wände. Hast du keinen Tandoor, eignet sich auch ein heißer Pizzastein. Fertige Gewürzmischungen erleichtern den Einstieg, selbst gemischte sind jedoch aromatischer. 

    Kochen im Tandoor ist mehr als eine Methode – es ist eine beliebte Form des gemeinsamen Essens. Ob in einem Restaurant oder zu Hause: Ein Gericht zu marinieren, den Ofen zu erhitzen und die Aromen durch Rauch und Hitze entfalten zu lassen, schafft besondere Momente, die du mit anderen teilen kannst. 

  • Im klassischen Tandoor erreicht die Hitze sehr hohe Temperaturen: zwischen 350 und 480 °C Foto: Pexels
  • Tandoor-Fakten

    Ursprung im Punjab, über 4000 Jahre alt, Temperaturen bis 400 Grad, typische Gerichte: Naan, Huhn, Fischspieße. 

    Glossar 

    • Tandoor: Zylindrischer Lehmofen, der mit Holzkohle oder Gas betrieben wird. Er sorgt für intensive Hitze und eine charakteristische Rundumgarung von Speisen. 
    • Tandoori Masala: Gewürzmischung aus Kreuzkümmel, Koriander, Kurkuma, Cayennepfeffer, Ingwer und Knoblauch, meist mit Joghurt kombiniert. Grundlage vieler Rezepte. 
    • Naan: Fladenbrot aus Weizenmehl, das an die heißen Wände des Tandoors geklebt wird und dort in wenigen Minuten goldbraun bäckt. 
  • Rezept: Tandoori-Hühnchenspieße 

    Zubereitungszeit: 25 Minuten (zzgl. Marinier- und Garzeit) 

    Zutaten (für 4 Personen) 

    600 g Hähnchenbrustfilet (alternativ Lachsfilet oder Garnelen) 
    150 g Naturjoghurt (3,5 % Fett) 
    2 EL Zitronensaft 
    2 Knoblauchzehen, fein gehackt 
    2 TL frisch geriebener Ingwer 
    2 TL Garam Masala (Asia-Markt) 
    1 TL gemahlener Kreuzkümmel 
    1 TL Paprikapulver edelsüß 
    1 TL Kurkuma 
    1 TL Salz 
    2 EL Pflanzenöl 
    1 rote Zwiebel, in Ringe 
    1 rote Paprika, in Stücke 
    1 Zucchini, in Scheiben 
    4 Naan-Brote (alternativ Fladenbrot) 

    Zubereitung 

    1. Hähnchen in mundgerechte Stücke schneiden. 
    2. Joghurt, Zitronensaft, Knoblauch, Ingwer und Gewürze zu einer Marinade verrühren. Fleisch darin mindestens 2 Stunden (am besten über Nacht) marinieren. 
    3. Backofen auf höchste Stufe (Grillfunktion) vorheizen oder Holzkohlegrill  verwenden. 
    4. Fleisch und Gemüse abwechselnd auf Spieße stecken, mit Öl bepinseln. Auf mittlerer Schiene oder über Glut 12–15 Minuten grillen, dabei einmal wenden. 
    5. Mit Zwiebelringen und warmem Naan servieren. 
  • Tipps

    Tipps 

    Übrig gebliebene Spieße lassen sich kalt als Wrap-Füllung verwenden. 
    Joghurt-Reste eignen sich perfekt als Dip mit frischer Minze. 
    Marinierte Spieße lassen sich auch einfrieren – ideal für schnelle Tandoor-Momente. 

    Vegetarische Variante 

    Ersetze das Fleisch durch Paneer (indischer Frischkäse) oder große Champignons. Auch Süßkartoffelscheiben oder Aubergine funktionieren wunderbar – die Marinade bleibt gleich. 

    Food-Pairing 

    Passt ideal zu Minz-Raita, Linsensalat oder einem kühlen Mango-Lassi. Perfekt für Sommerabende im Garten oder als Highlight beim Brunch. 

    Nährwerttabelle pro Person 

    • Kalorien: 480 kcal 
    • Eiweiß: 35 g 
    • Fett: 18 g 
    • Kohlenhydrate: 40 g 

    Allergene 

    Enthält: Milch (Joghurt, ggf. Paneer), Gluten (Naan), Senf (Garam Masala kann Senf enthalten)