Chronik | André Heller Park

Trampelpfade zur Kunst

Im Frühjahr haben wir mit Architekturjournalist Maik Novotny gesprochen. Aus aktuellem Anlass veröffentlichen wir nun eine Architekturkritik von ihm - mit einem ungewollten Südtirol-Bezug
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
Monika Gilsing - Eingang zu den Schätzen
Foto: Bank Austria / Wolfgang Thaler
  • In Zusammenarbeit mit der Architekturstiftung Südtirol / in collaborazione con la Fondazione Architettura Alto Adige.

    Text: Maik Novotny erschienen im FALTER 41/2025, Abdruck mit Genehmigung des Autors

     

    Gut 30 Jahre ist es her, dass der Schriftsteller Max Goldt den Tod der Wörter Poesie und Fantasie beklagte. „Ihr Mörder“, so Goldt damals, „heißt André Heller.“ Was Goldt heute darüber denkt, wissen wir nicht, doch der Wiener Universalkünstler hält Fantasie und Poesie noch immer in Geiselhaft. Die Begriffe waren auch am Samstag zu hören, als am Ufer der Alten Donau der von Heller kuratierte und vom namensgebenden Kreditinstitut finanzierte Bank-Austria-Park eröffnet wurde – und die für den Meister typische Wortwolke aus mystischen Auren, Oasen des Staunens und zauberhaftem Zauber aufstäubte. 

  • "Mögen unsere liebevollen Bemühungen Ihre Zustimmung finden" mahnt Heller 

     

    3000 Quadratmeter neuer Park entstanden hier, wo sich vorher eine Uferstraße und Privatgärten befanden, 150 neue Bäume wurden gepflanzt. Vierzehn Kunstwerke verteilte Heller über dem Areal, eines davon aus eigener Produktion: eine wasserdampfsprühende blecherne Frauenfigur, die das Mühlschüttelufer zum „Gestade“ hochjazzt. Wie die meisten anderen Skulpturen ist sie der Abteilung plakative Fantasyskulptur mit Traumsymbolik zuzurechnen, deren Symbolik sich bereits mit einer homöopathischen Dosis Fantasie entschlüsseln lässt. Auch solche Kunst hat ihre Berechtigung, allerdings wurde sie von der magistratseigenen Parkgestaltung so hanebüchen umgärtnert, dass sie die Poesie niederösterreichischer Kreisverkehrsinseln ausstrahlt. 

  • Foto: Bank Austria
  • Xenia Hausners „Atemluft“ steckt in einem Kranz aus Vorgartenhecken, Karl Karners „Blue Lumes“ verkümmert ratlos in einem Kräutergartengehege, und das berankte Brücklein, das Peter Pongratz‘ fliegenpilzgesäumtes Märchenbächlein überspannt, wäre auch im Baumarkt-Gartencenter nicht fehl am Platz. Dazwischen gatschige Trampelpfade und ein lieblos hingepflasterter, ausfransender Fußweg. „Mögen unsere liebevollen Bemühungen Ihre Zustimmung finden“ mahnt Heller am Eingang des Parks. Aber ach, die Liebe, sie ist flüchtig wie der neblige Wasserdampf.

  • Der „Bank Austria Park“ von André Heller in Wien eröffnete letzte Woche. Das Projekt stellt nach dem Botanischen Garten Gardone und ANIMA / André Heller Garden in Marokko seinen 3. Garten dar. Somit rutscht sein noch unrealisierter Hofburggarten in Brixen vom Stockerl auf Nummer 4. Hoffen wir, dass bis zur Eröffnung im Jahre irgendwann dessen Reiz bestehen kann, notfalls auch als Andrè-Heller-Garten Nr. 5 oder 6. (Anm.d.Red.)