Politik | Der Fall Vespa

Kompatscher: "Das war Teil einer größeren politischen Strategie"

Wie ist das, wenn einem auf RAI 1 am ersten Tag als Landeshauptmann einfach das Mikro abgeschaltet wird? Arno Kompatscher über seinen Auftritt bei Bruno Vespas TV-Sendung „Porta a Porta“.

Herr Landeshauptmann, bereuen Sie gestern bei Bruno Vespa angetreten zu sein?
Arno Kompatscher: Nein. Ursprünglich hatte ich nicht einmal vor, an der Sendung teilzunehmen. Doch dann habe ich erfahren, dass die Berichte bereits erstellt sind und auf jeden Fall gesendet werden und dieser unsägliche Autor De Robertis mit seinem Pamphlet Gegenstand der Sendung sein würde. Deshalb habe ich es vorgezogen, dennoch hinzugehen, um wenigstens im Rahmen des Möglichen eine Gegenposition zu bringen.

Doch angekommen - oder besser - angenommen worden ist diese nicht wirklich.
Ich glaube nicht, dass ich persönlich Fehler gemacht habe. Zumindest kann man es nicht mir anlasten, dass sich der Moderator der Sendung nicht an journalistische Grundprinzipien hält, was die Sachlichkeit der Darstellung und die Fairness in einem öffentlich-rechtlichen Sender anbelangt. Ganz abgesehen von den extrem tendenziösen Filmberichten und seiner Methode, auf keines meiner Argumente einzugehen. Ich habe auch sehr viele Rückmeldungen aus ganz Italien erhalten, wo genau das angekreidet worden ist.

Lustig war es wohl dennoch nicht, diesen tendenziösen Berichten zuzuschauen und nicht zu Wort zu kommen?
Es war ja noch schlimmer, man hat mir sogar das Mikrofon abgedreht. Einfach das Wort abgedreht, als ich versucht habe, noch einmal eine Replik anzubringen.  Man sieht das auch bei den Aufnahmen, wie ich rede und gestikuliere, aber man mich nicht mehr hört. Und ich denke, ich habe mich wirklich an die Regeln einer TV-Debatte gehalten, wo ich ohnehin extrem wenig Redezeit hatte. Also, bei dieser Sendung hat wirklich das italienische Fernsehen eine blöde Figur gemacht.

Doch der Ruf von Südtirol ist auch nicht gerade gepflegt worden. Ist das für uns nun ein Problem?
Das, was Bruno Vespa am Montag Abend gemacht hat, ist Ausdruck einer weit verbreiteten Denkweise, die ich auch in der italienischen Verwaltung erlebt habe. Diese Mischung aus Unwissenheit und Vorurteilen gegenüber Südtirol sehe ich als durchaus problematisch an. Vor allem angesichts des Klimas, in dem wir uns zur Zeit wiederfinden. Denn bei den aktuellen Diskussionen um die Reform des Artikels 5 der italienischen Verfassung würden viele wieder gerne in Richtung mehr Zentralismus gehen.

Das heißt, auch die Sendung dürfte politisch gesteuert worden sein?
Ich gehe schon davon aus, dass sie Teil einer größeren politischen Strategie war. Der Autor diese Buches ist schließlich nicht zufällig ein Journalist von Il Giornale.

Also schon am ersten Tag harter Gegenwind für eine Ihrer wichtigen politischen Missionen als Landeshauptmann, den Autonomieausbau?
Wir haben verbriefte Rechte und werden auch weiterhin alle Anstrengungen unternehmen, unserer Autonomie zu sichern und weiter auszubauen. Daran können auch diejenigen nichts ändern, die nun gerne das Rad zurückschrauben wollen. Denn es gibt in Italien glücklicherweise auch vernünftige politische Kräfte. Mit denen werden wir nun versuchen weiterzuführen, was wir uns vorgenommen haben. Und zwar ohne uns von irgendwelchen Journalisten rausbringen zu lassen – selbst wenn sie einen bekannten Namen haben.