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Stiefkind Athesia?

Michl Ebner beschwert sich beim Landeshauptmann über “sehr, sehr bescheidene” Geldmittel für Corona-Infokampagnen. Hat der Athesia-Direktor wirklich Grund zu klagen?
Leere Taschen
Foto: Pixabay

Michl Ebner sorgt sich. Deshalb hat der Athesia-Direktor eine Mail an den Landeshauptmann geschrieben. Zur Kenntnis ging das Schreiben auch an die Landesräte Schuler, Achammer und Widmann.
Das Land komme “der lebensnotwendigen Aufklärung der Bevölkerung” in der Corona-Krise nicht nach, schreibt Ebner. Und zwar, weil die Infokampagnen von Sanitätsbetrieb und Land “sehr, sehr bescheiden” ausfallen.

Es ist ziemlich offensichtlich, was der Athesia-Direktor mit seiner Mail, die die Tageszeitung am heutigen Donnerstag vollinhaltlich veröffentlicht hat und über die angeblich am Dienstag bei der Sitzung der Landesregierung gesprochen wurde, sagen will: Er hätte sich in den vergangenen Wochen mehr Geld von der öffentlichen Hand erwartet. Dass er dieses nicht erhalten habe findet Ebner “in Linie mit der bisherigen Einstellung, dass man fast kein Geld für Marketing der eigenen Tätigkeit ausgibt (und sich selbst schadet), weil dann könnte auch etwas von den Mitteln bei der Athesia landen”.

Der Athesia-Direktor unterstellt der Landesregierung bzw. Landeshauptmann Arno Kompatscher, nicht mehr Geld in die Hand genommen zu haben, um zu verhindern, dass Athesia “etwas von den Mitteln” abbekomme. “Ein Verhalten, dass ich umso weniger verstehe, weil es sich um die Gesundheit der Bevölkerung handelt”, klagt Ebner.

Dass das Verhältnis zwischen dem Hause Athesia und dem Landeshauptmann – gelinde gesagt – kein gutes ist, ist inzwischen hinlänglich bekannt. Vor allem in der Berichterstattung des Athesia-Flaggschiffs Dolomiten spielt Kompatscher nicht mehr als eine Nebenrolle. “Diese Tageszeitung hat so entschieden, das ist Blattlinie. Ich kann damit leben. (…) Ich werde weder darum betteln, mehr vorzukommen, noch deswegen irgendjemanden benachteiligen oder bevorzugen”, meinte der Landeshauptmann Anfang Mai im Interview mit salto.bz.

 

Wer kriegt die Gelder wirklich?

 

Doch sind die öffentlichen Geldmittel für die Info-Kampagnen zu Corona tatsächlich “sehr sehr bescheiden” ausgefallen, wie Michl Ebner Kompatscher ankreidet? Um das festzustellen, kann zum Beispiel ein kurzer Blick in die Beschlüsse des Sanitätsbetriebs zu den in Auftrag gegebenen Inseraten während der Corona-Krise reichen.
Laut den aktuell veröffentlichten Beschlüssen hat Athesia GmbH bisher 181.962,20 Euro allein vom Sanitätsbetrieb erhalten – für Inserate in Dolomiten, stol.it und Zett. Dazu kommen 109.045 Euro für SETA, die Herausgebergesellschaft des Alto Adige, an der Athesia die Mehrheit hält. Macht insgesamt 291.007,20 Euro.
Zum Vergleich: Die salto-Herausgebergenossenschaft demos2.0 hat im selben Zeitraum 8.540 Euro für Sabes-Inserate erhalten.

Für die aktuelle Kampagne “Sicher unterwegs” der Abteilung Mobilität und STA erhält Athesia 42.542,60 Euro, SETA 19.032 Euro und die Athesia-Agentur Firstavenue 24.248,72 Euro – macht 85.823,32 Euro.
demos2.0 bzw. salto.bz kriegen dafür 3.074 Euro.

Das sind nur zwei Beispiele, die veranschaulichen, dass sehr wohl “auch etwas von den Mitteln bei der Athesia landen”. Dazu kommen noch weitere Kampagnen, über die öffentliche Gelder – als indirekte Medienförderung – fließen. Zum Beispiel über die IDM oder den Zivilschutz. Zu den “Ausgaben für Werbe-/Informationskampagnen im Zuge der Corona-Krise” liegt bereits eine Landtagsanfrage vor, die genauere Aufschlüsse liefern wird.