Gesellschaft | KI-Adaption

KI-Zukunftsluft

Künstliche Intelligenz: Diskussionen nehmen zu. ChatGPT & neue Tools nutzen KI für Alltagsfragen und Alltagsprobleme. Wie neue Herausforderungen entstehen.
Das Thema der künstlichen Intelligenz sorgte in den letzten Jahren immer mehr für Diskussionen. Der Begriff der künstlichen Intelligenz kommt nun vor allem in Verbindung mit neuen Tools wie ChatGPT vor. Mit Tools wie ChatGPT können Aufsätze geschrieben, Rechnungen gelöst oder allgemeine Alltagsfragen beantwortet werden. Doch die Bedenken sind groß.
Ein Experte auf diesem Gebiet ist Marco Montali, der an der Universität Bozen an der Fakultät für Ingenieurswesen unterrichtet. Im Interview mit Montali über künstliche Intelligenz beschreibt Montali die wichtigsten Aspekte der künstlichen Intelligenz.
Montali ist der Ansicht, dass der Begriff der künstlichen Intelligenz schwierig zu definieren ist und es unterschiedliche Ansätze gibt. Er verweist dabei auf die Literatur und ist der Ansicht, dass die künstliche Intelligenz jenen Bereich darstellt, wo Maschinen optimiert werden um ein Problem zu lösen, für welches es eigentlich menschliche Intelligenz bräuchte. Die scheinbare Intelligenz der Maschinen ist also nicht wirklich vergleichbar mit menschlicher Intelligenz.
Auf die Frage, wie man grob künstliche Intelligenz beschreiben kann, antwortet Montali:
Wenn man einen Algorithmus geschrieben hat und dieser Algorithmus nun ein Problem lösen kann, für welches es vorher einen Menschen gebraucht hätte, spricht man von künstlicher Intelligenz. Ob dies nun gut oder schlecht ist müssen wir entscheiden.
Im Folgenden verweist Montali darauf, dass es im Bereich der künstlichen Intelligenz zwei Arten von Algorithmen gibt. Diese können unter die Kategorie des „Automated Reasoning“ oder jene des „Machine Learning“ fallen.
Die Algorithmen, welche unter Automated Reasoning fallen, besitzen ein vordefiniertes Regelwerk, welches vom Algorithmus angewandt wird, um Entscheidungen zu treffen oder Aktionen auszuführen. Diese vordefinierten Regeln werden oft in verschiedenen Bereichen eingesetzt. Diese Algorithmen müssen sich dabei nicht nur auf Bereiche der künstlichen Intelligenz beschränken. Beispielsweise finden sie ihren Einsatz auch im Online-Marketing, wenn es um die Aussendung von E-Mail an Kunden geht, sofern bestimmte Bedingungen erfüllt sind.
Um die Funktionsweise dieser Algorithmen zu verdeutlichen, nennt Montali ein Beispiel: eine Reise von Bozen nach Mailand. Der Algorithmus weiß wann die Züge ankommen, welchen Weg sie fahren, wie lang sie brauchen und wie viele Zwischenstopps sie einlegen. Der Algorithmus sucht dann, anhand der vordefinierten Regeln, die schnellste Zugverbindung.
Bei der nächsten Kategorie von Algorithmen, im Bereich der künstlichen Intelligenz, spricht man vom Machine Learning. Hier vergleicht der Algorithmus nicht mehr die Züge, sondern erhält Reisedaten von X-Personen, welche von Bozen nach Mailand gereist sind. Nun werden die Daten analysiert und der Algorithmus lernt Muster zu erkennen, wie man am schnellsten von Bozen nach Mailand kommt.
Beim Machine Learning geht es also um die Entwicklung von Algorithmen und Techniken, die es Computern ermöglichen, aus Erfahrungen zu lernen und Aufgaben zu automatisieren, ohne dafür programmiert zu sein. Der Sinn dahinter ist, dass Maschinen, durch die Analyse großer Datenmengen, Zusammenhänge und Muster erkennen. Durch das Machine Learning können Computer aus Beispielen lernen und das Erlernte selbst auf neue Daten anwenden.
Ein weiterer Begriff der hier wichtig zu nennen ist, ist das „Supervised Learning“ bei dem künstliche Intelligenz mit menschlicher Aufsicht trainiert wird. Montali findet zudem, dass der Begriff „lernen“ doch angebracht ist, da die Maschine mit Hilfe von Supervised Learning etwas lernt, was sie vorher nicht konnte.
Künstliche Intelligenz besitzt vielversprechende Einsatzmöglichkeiten und Chancen, doch wie sollte man künstliche Intelligenz regulieren? 
Montali ist hierbei der Meinung, dass die Regulierung von künstlicher Intelligenz ein sehr aktuelles Problem ist. Er ist der Ansicht, dass es Aspekte gibt, die sich erst in Zukunft zeigen werden und Angelegenheiten die man jetzt schon regeln kann.
Im Folgenden erwähnt Montali Yuval Noah Harari. Harari ist ein israelitischer Historiker, der sich in letzter Zeit mit den Auswirkungen künstlicher Intelligenz auf die Gesellschaft befasst hat. Er sieht hierbei ein Problem: Es ist sehr einfach mit künstlicher Intelligenz Fake News zu generieren bzw. Inhalte zu schaffen die ausschauen, als wären sie von einem Menschen oder Akteur*in geschrieben. Um dies zu unterbinden, schlägt Harari vor, wie bei der Beantragung eines Ausweises vorzugehen: Es darf nur ein einziger Ausweis pro Person ausgestellt werden, man muss sich persönlich als die Person identifizieren und die persönliche Identität sollte mit den Social-Media-Konten verknüpft werden.
Somit könnten beispielsweise Fake Accounts oder Bots eliminiert werden. Abgesehen davon hätte diese Regelung eine Verbesserung des Social-Media-Raumes zur Folge. Montali findet, dass bis jetzt das Problem falsch angegangen wurde: Ein Text der von einer künstlichen Intelligenz generiert wurde, lässt sich nur schwer von einen Text, der von einem Menschen geschrieben wurde, unterscheiden. Wenn hingegen der Zugang zu Social Media verändert bzw. verifiziert ist, kann der Text zwar trotzdem noch von einer künstlichen Intelligenz generiert werden, jedoch haftet dafür die Person die ihn postet.
Des Weiteren nennt Montali noch das Problem der Regulation: Es muss ein adäquates Maß an Regulation getroffen werden, da beispielsweise bei einer Überregulierung der Fortschritt gestoppt werden könnte.
Ethik der künstlichen Intelligenz
Ein weiteres wichtiges Thema ist die Ethik der künstlichen Intelligenz. Montali nennt hier einige Ansätze die bereits getroffen wurden, um künstliche Intelligenz zu regulieren. Es gibt zwar nicht viele Codizes, aber der EU-AI-Akt ist hier erwähnenswert. Dieser versucht die künstliche Intelligenz auf ethischer Basis zu regulieren. Der EU-AI-Akt ist als Richtlinie erstellt worden und beinhaltet unter anderem das Manipulationsverbot von Menschen oder Gruppen, Social Scoring (Kategorisierung von Bürger*innen anhand ihres Verhaltens oder ihres sozioökonomischen Status) und das Verbot der biometrischen Identifikation.
Zusätzlich zum EU-AI-Act schützt auch noch die DSGVO Nutzer*innen. Außerdem kümmern sich in Italien bereits unterschiedliche Institutionen um die Ausarbeitung von Gesetzesvorschlägen, um die künstliche Intelligenz zu regulieren. Dabei werden Gespräche mit Expert*innen aus dem Bereich der künstlichen Intelligenz, Forschung, Professoren und Wissenschaft gehalten.