Gesellschaft | Sanität

„Primariate vor dem Aus“

Die Freiheitlichen schlagen Alarm: Laut Landesgesundheitsplan werden die Krankenhäuser von Sterzing, Schlanders und Innichen bald Geschichte sein.
Krankenhaus Schlanders
Foto: Docipa

Die Sanität ist auch für die Opposition ein dankbares Tätigkeitsgebiet. Das beweist in diesen Tagen unter anderem die Südtiroler Freiheit, die auf die langen Wartezeiten im öffentlichen Gesundheitsdienst und auf die dadurch entstehenden Kosten aufmerksam machte. Wenn die Wartezeiten für nicht-dringende Visiten die Frist von 60 Tagen überschreiten, kann für die alternative private Versorgung eine Vergütung von 50 Euro angesucht werden. Laut einer Landtagsanfrage der Südtiroler Freiheit wurden in den vergangenen beiden Jahren allein für solche Rückerstattungen über 650.000 Euro ausgegeben. Besonders betroffen sind dabei Augenvisiten, auf die man in Südtirols Krankenhäusern im Durchschnitt 138 Tage warten muss.

Alarm schlagen aber auch die Freiheitlichen, die der Landesregierung bei der Neuorganisation der Krankenhäuser eine Irreführung der Bevölkerung vorwerfen. Denn, wie der Landtagsabgeordnete Pius Leitner in einer Pressemitteilung warnt, werden die Krankenhäuser von Sterzing, Schlanders und Innichen bald Geschichte sein. Das zeige sich deutlich in Artikel 26 des vorliegenden Entwurfs des Landesgesetzes zur Gesundheitsreform, in dem nur mehr vier Krankenhäuser angeführt werden. „Dies bedeutet, dass die Vorgabe ,Ein Krankenhaus - zwei Standorte’ tatsächlich umgesetzt werden soll“, schreibt Leitner. „Die sieben Krankenhäuser wird es nicht mehr geben. Sterzing wird dem Krankenhaus Brixen einverleibt, Schlanders jenem von Meran und Innichen jenem von Bruneck.“  Im Begleitbericht zum gegenständlichen Gesetzentwurf heiße es dazu wörtlich:

“Die Anzahl der Krankenhäuser wird formell von sieben auf vier reduziert, auch wenn die peripheren Krankenhäuser von Schlanders, Sterzing und Innichen aufrechterhalten, aber mit den Krankenhäusern von Meran, Brixen und Bruneck zusammengeführt werden. Es ändert sich die Bezeichnung: das Zentralkrankenhaus von Bozen wird in Zukunft Landeskrankenhaus heißen; die Schwerpunktkrankenhäuser von Meran, Brixen und Bruneck werden in Zukunft Bezirkskrankenhäuser von Meran-Schlanders, von Brixen-Sterzing und von Bruneck-Innichen heißen.”

Für den Freiheitlichen Landtagsabgeordneten ist das die nächste Hiobsbotschaft nach der Schließung der Geburtenstation in Sterzing.  Mit dieser Reform werde sich weit mehr als nur die Bezeichnung ändern, prophezeit er. Was genau die peripheren Standorte künftig konkret machen werden, sei nicht klar. In jedem Fall dürfte es dort laut Leitner keine Primariate mehr geben. „Der Frust bei den Bediensteten vor Ort, bei der Lokalpolitik und bei den Bürgern ist ebenso absehbar wie die Schwächung des ländlichen Raumes, den zu schützen die Landespolitik zwar auf ihre Fahne schreibt“, schreibt er.  Kurzum: Der scharfe  Gegenwind ist Martha Stocker und ihren Kollegen in der Landesregierung weiterhin gewiss.