Gesellschaft | Mobilität

Alles verkehrt in Lana?

Lana erhält ein Mobilitätskonzept. Doch nicht jeder ist mit den Vorschlägen der Gemeinde einverstanden, eine Unterschriftenaktion gerät ins Rollen.
Verkehr in Lana
Foto: Jürgen Zöggeler
  • Zum Zeitpunkt der Verfassung dieses Artikels haben bereits über 2.000 Bürgerinnen und Bürger der Marktgemeinde Lana gegen ein bestimmtes Vorhaben des geplanten Mobilitätskonzepts unterschrieben. Ganze 15 Prozent der gesamten Bevölkerung. Doch was ist vorgefallen?

     

    „Hier werden die demokratischen Grundwerte übergangen.“

  • Stefan Taber: Er sammelte zusammen mit Anrainern mehr als 2.000 Unterschriften gegen das Projekt. Foto: Marktgemeinde Lana

    Im Rahmen des Gemeindeentwicklungsplans muss jedes Dorf Südtirols auch ein Mobilitätskonzept erarbeiten. So auch Lana. Soweit so gut. Ein Teil des erarbeiteten Plans stößt einigen Dorfbürgern jedoch sauer auf. Die sich in Niederlana befindliche Boznerstraße soll verkehrsberuhigt und deshalb teilweise zu einer Einbahnstraße umfunktioniert werden. Somit wäre es auf dieser nur noch möglich, Richtung Dorfmitte zu fahren. Die Autos, die jedoch in die andere Richtung müssen, also Richtung MeBo, sollen dies über die Treibgasse tun, die auch in eine Einbahn verwandelt werden soll. Als Verbindung der beiden Achsen soll die Zollstraße dienen. „Durch den Eingriff hätte die Treibgasse 97 Prozent mehr Verkehr als bislang“, wettert der Lanener Gemeinderat der Süd-Tiroler Freiheit Stefan Taber. Er ist derjenige, der die Unterschriftenaktion auf den Weg brachte. Denn besagte Zone sei absolut nicht von Verkehrsproblemen belastet, meint Taber. Im Gegenteil, durch das Vorhaben schaffe sich die Gemeinde lediglich ein weiteres Nadelöhr. Er empfiehlt deshalb, dass sich die Gemeindeverwaltung auf die Problemzone Oberlana konzentriert. Dort sei das Verkehrsaufkommen nämlich wesentlich dramatischer. Außerdem fließe der neu generierte Verkehr der Treibgasse auch durch die Zollstraße und damit direkt an einem Schulzentrum vorbei. Letztlich prangert der Gemeinderat an, dass den über 2.000 Unterschriften von Seiten der Gemeinde keinerlei Beachtung geschenkt werde. „Hier werden die demokratischen Grundwerte übergangen“, tadelt er. 

  • Mobilitätskonzept Lana

    Das Ziel des Konzepts sei ein lebenswertes Lana, in dem alle sicher unterwegs sind. Außerdem konzentriert es sich auf eine höhere Verkehrssicherheit auf den Hauptachsen, die Pünktlichkeit und höhere Taktung des öffentlichen Personennahverkehrs, eine niedrigere Verkehrsbelastung, verbesserte Bedingungen für alle, die mit dem Fahrrad und zu Fuß unterwegs sind, Verbesserung der Lebensqualität, besondere Aufmerksamkeit für sensible Bereiche, Anpassung des Straßenbildes, Verkehrsberuhigung, Förderung der Fahrradnutzung sowie Geschwindigkeitsbegrenzung 30 km/h im Dorf. Das Konzept gliedert sich in drei Umsetzungsphasen, die sich mit der kurz-, mittel- und langfristigen Realisierung der genannten Maßnahmen beschäftigt. So wäre die Erhöhung der Fahrten auf der Buslinie 201 beispielsweise eine kurzfristige Maßnahme, während Tempo 30 eher mittel- bis langfristig angesetzt ist. Erwartet wird sich vom Mobilitätskonzept, dass der Individualverkehr von 39 Prozent auf 26 Prozent sinkt, die Sicherheit im Straßenverkehr steigt und die Pünktlichkeit und Taktung des ÖPNV zunimmt.

    Vor der Ausarbeitung des Konzepts führten Experten eine Erhebungskampagne durch. Durch eine Verkehrszählung im Dorf konnte eine genaue Analyse der Verkehrsflüsse gelingen. Aus dieser Analyse geht hervor, dass 2022 die Boznerstraße den höchsten Verkehrstageswert (20.900) aufwies. Des Weiteren steht die Bürgerbeteiligung im Mittelpunkt des Konzepts. Damit sich die Bevölkerung einbringen konnte, wurden im Laufe der Ausarbeitungen deshalb immer wieder Initiativen organisiert. Bei einer Mobilitätsumfrage zum Beispiel kam heraus, dass den Lanener vor allem Sicherheit, Fahrrad und Bus fahren wichtig ist. Am vergangenen Dienstag wurde deshalb das vollendete Konzept im Rahmen einer öffentlichen Vorstellung präsentiert.

  • Einbahnregelung: Vom Tribusplatz aufwärts soll die Boznerstraße eine Gegenverkehrsstraße bleiben. Foto: Screenshot Google Maps/SALTO
  • Wenn es um besprochenes Konzept geht, weiß Gemeinderat mit Sonderfunktion Jürgen Zöggeler genau Bescheid. Wie er erläutert, sei der Vorschlag Boznerstraße-Treibgasse entstanden, da die Boznerstraße eine stark befahrene Straße sei, auf der es auch zu vielen Unfällen kommt. „Viele Bürgerinnen und Bürger haben das Bedenken geäußert, dass es gefährlich ist, sich auf dieser Straße zu bewegen.“ Deshalb hätten die Planer des Mobilitätskonzepts den Vorschlag der Einbahnlösung erarbeitet, so Zöggeler. Wie der Gemeinderat erläutert, handle es sich bei der Idee nicht um eine reine Einbahnstraße, da sie immer noch zwei Spuren aufweisen würde. Auf der Boznerstraße würden so in eine Richtung die Autos, und in die andere Busse, Radfahrer und Einsatzfahrzeuge fahren. Auf der Treibgasse ebenso, nur in umgekehrter Fahrtrichtung. „Ich möchte betonen, dass der gesamte Vorschlag noch in keiner Weise fix ist. Es handelt sich um ein Konzept“, meint Zöggeler. Deshalb könne auch noch über eine Ausnahme für landwirtschaftliche Maschinen und Anrainer diskutiert werden. Was die Verkehrsproblematik in Oberlana angeht, könne man kurzfristig wenig tun. Auf lange Sicht könne man jedoch an eine Unterführung oder eine Umleitung denken. In der Zwischenzeit seien Straßenmarkierungen eine erste Maßnahme. 

    Dass die Unterschriftenaktion ignoriert wird, dementiert Zöggeler: „Die Meinung der Bürger wird ernst genommen. Bevor irgendetwas beschlossen wird, wird zunächst mit den Leuten geredet.“ Die Bürger hätten deshalb jetzt 30 Tage Zeit, eine Rückmeldung zum veröffentlichten Mobilitätskonzept zu geben.